Angst vor Karneval1561 Angriffe auf Rettungs- und Ordnungskräfte in Düsseldorf

Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Polizei halten in der Altstadt einen bei einer Kontrolle Geflüchteten auf dem Boden fest.

In Düsseldorf haben die Angriffe auf Sanitäterinnen und Sanitäter extrem zugenommen. Das Symbolfoto wurde im Dezember 2020 aufgenommen.

In Düsseldorf nehmen die Angriffe auf Rettungs- und Ordnungskräfte zu. Die Bilanz zum vergangenen Jahr ist verheerend.

von Colja Schliewa (cos)

Es ist ein Phänomen, das unfassbare Ausmaße annimmt: Im vergangenen Jahr verzeichnete die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft sage und schreibe 1561 Angriffe auf Rettungs- und Ordnungskräfte. Eine Zahl, die vor allem bestürzt, weil man die Taten eigentlich gar nicht nachvollziehen kann.

Erst am Dienstag (7. Februar 2023) stand ein 16-Jähriger vor Gericht, weil er eine Sanitäterin angeschrien und beleidigt hatte. Die Frau wollte dem Jungen eigentlich nur helfen: Der Teenager war kurz zuvor zusammengebrochen – zu viel Alkohol.

Zahl der Angriffe auf Rettungskräfte nimmt immer weiter zu

Es geht natürlich noch weitaus schlimmer. Ein typisches Beispiel war der 15. August 2021: Bei einem Rettungseinsatz auf der Bolkerstraße setzte zunächst eine Gruppe Jugendlicher alles daran, die Rettungskräfte zu stören. Schließlich solidarisierten sich immer mehr mit den Jugendlichen. Am Ende waren die Rettungskräfte von aggressiven Menschen nur so umzingelt.

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Die Polizei musste kommen und die Situation entspannen, als es zu gefährlich wurde. Es stellte sich heraus, dass über 100 Leute den Rettern feindselig gegenüberstanden. Die Meute versperrte sogar dem alarmierten Notarzt den Weg und gefährdete somit ein Menaschenleben.

Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Als die Polizei die Menge schließlich zurückdrängte, rastete ein 15-Jähriger komplett aus. Er schubste zunächst einen Polizeibeamten, nahm dann Anlauf und sprang gegen ihn, um die Absperrung zu den Rettungskräften zu durchbrechen.

Szenen, die vor allem an den Wochenenden für die Rettungskräfte zum traurigen Alltag gehören. Im Raum Düsseldorf wurden im vergangenen Jahr 1790 Personen wegen Angriffen auf Rettungskräfte beschuldigt. Dabei handelt es sich zum größten Teil um junge Männer.

Düsseldorf: Notarzt berichtet von schlimmer Messerattacke

Ob sie wissen, was so eine Attacke bei den Menschen anrichtet, die anderen schlichtweg nur helfen wollen? „Es macht etwas mit einem“, sagt Volker Gürler, der als Notarzt im Evangelischen Krankenhaus arbeitet.

Er ist seit einer Messerattacke nicht mehr derselbe Mensch: „Bei einer Nachtschicht kam ein Mann in die Praxis, zeigte mir ein vier Jahre altes Röntgenbild“, erinnert sich Volker Gürler an den Vorfall, der ihn nie wieder loslassen wird.

„Als ich ihn fragte, wie es ihm ginge, rastete er plötzlich aus. Der Mann schrie, spuckte, schlug und trat auf mich ein. Dann zog der Mann Pfefferspray aus der Tasche, sprühte es mir ins Gesicht, so dass ich nichts mehr sehen konnte. Dann spürte ich etwas an meinem Arm. Erst später begriff ich, dass ich mit einem Messer verletzt wurde.“ Nachtschichten sind für den Mediziner seit dem Vorfall tabu.

Die Düsseldorfer Rettungsdienste müssen mittlerweile leider überall und jederzeit mit solchen Attacken rechnen. Dort fordert man deshalb ein Training, das den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in bedrohlichen Situationen hilft. Wäre vor allem für die tollen Tage wichtig. Feuerwehrsprecher Marcel Angenendt: „Karneval steht vor der Tür. Mal sehen, was uns da alles erwartet.“