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150 Tote in den AlpenGermanwings-Katastrophe erschütterte 2015 die ganze Welt

Absturz Germanwings

Am 24. März 2015 um 10.53 Uhr stürzte Germanwings-Flug 4U9525 in den französischen Alpen ab. Mit 150 Toten ist die Tragödie die größte katatstrophe der deutschen Luftfahrtgeschichte.

von Jonas Meister (meis)

Düsseldorf – AA11, KL4805, MH17 oder PA103 – Diese Flugnummern stehen für einige der schlimmsten Katastrophen der Luftfahrtgeschichte. Am 24. März 2015 mussten Historiker diese Liste um einen neuen, tragischen Eintrag erweitern, als Germanwings-Flug 4U9525 in den französischen Alpen abstürzte.

150 Menschen starben. Die Antwort auf das „Warum“ schockierte Tage später Düsseldorf und die ganze Welt.

Germanwings-Absturz: Bilder von der Absturzstelle zeigen Ausmaß der Katastrophe

Es gibt Tage, an denen man auch Jahre später noch weiß, was man am selbigen genau gemacht hat. Für viele Düsseldorfer dürfte exakt heute vor fünf Jahren so ein Moment gewesen sein. Denn ziemlich genau gegen 11 Uhr waberte eine Meldung aus dem Äther, die nur wenige so direkt glauben konnten: „Airbus von Germanwings auf dem Flug nach Düsseldorf verschwunden“.

Doch nur wenige Minuten später wurde aus dem „verschwunden“ ein „abgestürzt“. Mitten in den französischen Alpen war die Maschine vom Himmel gestürzt. Und als knapp eine Stunde später die ersten Bilder von der Absturzstelle über die Bildschirme flimmern, wird deutlich, welche Katastrophe sich dort abgespielt hat.

Germanwings-Absturz: Airbus wurde beim Aufprall in tausende Trümmerteile zerfetzt

Die anfängliche Hoffnung, dass es vielleicht Überlebende geben könnte zersplittert von einer Sekunde auf die nächste in tausend Teile. Denn viel mehr ist auch von dem damals knapp 25 Jahre alten Airbus nicht übrig. Die Flanke des Bergmassivs ist übersät mit Trümmerteilen. Das größte höchstens so groß wie ein Kleinwagen.

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Was dann folgt, sind Schock und Trauer. Am Düsseldorfer Airport spielen sich schreckliche Szenen ab. Als Angehörige in der Ankunftsebene erfahren, dass unter den 150 Toten auch ihre Lieben sind und von Seelsorgern gestützt werden müssen, können selbst erfahrene Berichterstatter ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

Germanwings-Absturz: Tage nach der Tragödie kommen immer mehr tragische Details über die Opfer ans Licht

Es trauert eben nicht nur eine Stadt, sondern die ganze Republik. Während in Düsseldorf die Flaggen mit Trauerflor beflaggt sind, in der Lambertuskirche ein Trauergottesdienst abgehalten wird und Reisende sowie Crewmitglieder im Terminal in Lohausen mit Blumen, Kerzen und Botschaften eine Gedenkstätte erwachsen lassen, kommen immer mehr tragische Details über die Opfer ans Licht.

So waren 16 Schüler, die zu einem Austausch nach Barcelona geflogen waren, und ihre beiden Lehrerinnen aus Haltern am See an Bord. Oder die Düsseldorfer Opernsängerin Maria Radner zusammen mit ihrem Lebensgefährten und dem kleinen Sohn Felix. Warum sie und 128 weitere Passagiere und Crew-Mitglieder ihr Leben ließen, wurde einige Tage später klar.

Germanwings-Absturz: Co-Pilot nutzte Toilettenpause des Kapitän für mörderischen Plan

Hier wurden in den Trümmern in Frankreich nämlich die Flugschreiber gefunden. Und ihre Auswertung brachte eine grausame Wahrheit ans Licht, die Schock und Trauer in Wut umschlagen ließ. Auslöser der Katastrophe war nicht technisches oder menschliches Versagen, sondern das Werk eines Mannes. Dass von Co-Pilot Andreas Lubitz.

Getrieben von psychischen Problemen und der Angst seinen Job für immer zu verlieren, hatte der 28-Jährige den Entschluss gefasst, den Jet abstürzen zu lassen. Als der 34-jährige Kapitän Patrick Sondheimer (hier lesen Sie mehr)) auf der Reiseflughöhe das Cockpit verließ, schloss sich Lubitz ein. Er stellte den Autopilot auf eine Flughöhe von 30 Metern ein und ließ den Jet um 10.53 Uhr mit über 700 Stundenkilometern in den Berg rasen.

Germanwings-Absturz: Kapitän schreit: „Andreas, öffne diese Tür!“ und dann nur noch Stille

Was die Ermittler auf der Aufnahme des Voicerecorders kurz vor dem Aufprall hören, ist erschütternd. Neben dem ruhigen, rhythmische Atmen des Co-Piloten sei der Kapitän im Hintergrund zu hören gewesen. Während er verzweifelt versuchte die Cockpit-Tür aufzubrechen, rief er: „Andreas, öffne diese Tür!“ und dann war nur noch Stille.

Die herrschte auch 78 Tage nach der Tragödie in Düsseldorf, als die Särge mit den sterblichen Überresten der Opfer an Bord einer Lufthansa Cargo-Maschine am Airport eintrafen und in einer langen Leichenwagen-Prozession an einem wunderschönen Sommertag durch die Stadt, in ihre Heimat gefahren wurden.

Germanwings-Absturz: Lufthansa legt für Gerichtsprozesse 275 Millionen Euro zurück

Nach den Beisetzungen war das Drama für die Angehörigen der Absturz-Opfer aber noch nicht beendet, im Gegenteil. Auch fünf Jahre nach der Germanwings-Katastrophe stehen noch Gerichtsprozesse an. Dabei geht es nicht nur um viel Geld, denn alleine für Schmerzensgeld hat die Lufthansa 275 Millionen Euro zurückgelegt, sondern auch um die Wahrheit.

Sie wollen wissen, warum der Co-Pilot seine Ausbildung trotz Depressionen mit einer Sondergenehmigung beenden konnte und es dann sogar noch ins Cockpit schaffte, ohne das Ärzte und Verantwortliche eingriffen. „Mein Bestreben liegt darin, dass ich möchte, dass überprüft wird, ob alle Beteiligten sich richtig verhalten haben“, erklärte Klaus Radner, der Vater von Opernsängerin Maria Radner, ein Jahr nach dem Absturz im EXPRESS-Interview (hier lesen Sie mehr).

Germanwings-Absturz: „Zweier-Regel“ im Cockpit soll Tragödien wie auf Flug 4U9525 verhindern

„Ich möchte feststellen, dass mir Hass- und Rachegefühle fremd sind. Ich bestehe nur auf unser Recht auf Wahrheit“, sagte er damals, kurz nachdem er die Familie des Co-Piloten angezeigt hatte. Neben der Flugschule in Arizona klagen die Hinterbliebenen auch noch gegen die Airline selbst. Bisher zahlte die Lufthansa für jeden nahen Angehörigen eines Opfers 10.000 Euro, plus 25.000 Euro für jeden der 149 Toten.

2020 stehen noch zwei weitere Prozesse an. Vor dem Landgericht Essen klagen am 6. Mai rund 25 Angehörige um höhere Schmerzensgelder. Im Laufe des Jahres befasst sich das Landgericht Frankfurt dann mit der Klage von 165 weiteren Angehörigen. Für sie dürfte es dabei nur ein schwacher Trost sein, dass sich in der Luftfahrt nach der Germanwings-Tragödie eine Sache entscheidend geändert hat.

Kurz nach dem Absturz führten die Behörden in Ländern wie Deutschland, Kanada oder Australien eine „Zweier-Regel“ ein. So müssen in jeder Phase eines Fluges immer mindestens zwei Personen im Cockpit sein. Falls einer der Piloten also auf Toilette muss, wird der durch einen Flugbegleiter oder einen anderen Piloten abgelöst, damit niemand unbeaufsichtigt alleine hinter dem Steuerknüppel sitzt.