Mitten in NRW-GroßstadtArchäologe macht Grusel-Fund tief unter der Erde

In einem seit Jahrzehnten versiegelten Tiefbunker in Dortmund entdeckten Stadtarchäologe Ingmar Luther und sein Team eine alte Kneipe aus dem Jahr 1948.

In einem seit Jahrzehnten versiegelten Bunker in Dortmund entdeckte Stadtarchäologe Ingmar Luther und sein TeamUnglaubliches.

Mitten in Dortmund, unter den Füßen der Menschen, befindet sich eine riesige Zeitkapsel. Der Stadtarchäologe Ingmar Luther hat sie mit seinem Team das erste Mal geöffnet – nach gut fünf Jahrzehnten. Und eine gleichermaßen faszinierende wie unheimliche Entdeckung gemacht. 

Vorsichtig steigt Ingmar Luther die Leiter in das schmale Loch hinunter, vorbei an meterdickem Beton, hinab ins Dunkel. Die Betonplatte, die das Loch vorher verdeckt hat, ist so schwer, dass nur ein Kranwagen sie anheben kann. Und das Loch ist ein Eingang – in längst verlassene Schutzräume. Tief unter der Erde begibt sich der Dortmunder Stadtarchäologe auf Spurensuche, irgendwo im Kreuzviertel. 

Unten angekommen, schaltet Ingmar Luther seine Taschenlampe an – und stößt auf jede Menge Geheimnisse, die viele Jahrzehnte verborgen geblieben sind. Begleitet von einem Kamerateam schreitet er durch den ehemaligen Bunker, der nicht mehr betreten werden darf. Er wurde verriegelt, damit niemand ohne Erlaubnis hinabgeht. Herausgekommen sind einmalige Aufnahmen, die die Stadt nun veröffentlicht hat.

Dortmund: Gruseliger Fund unter der Stadt

In dem Video ist zu sehen, wie Luther durch die längst verlassenen Gemäuer schreitet. Er ahnt nicht, was ihn hier erwartet. „Wir hatten bislang nur die Erzählungen von Zeitzeug*innen vorliegen und ein paar sehr alte Pläne. Deshalb waren wir enorm gespannt, was uns da unten erwarten würde“, erklärt Ingmar Luther. 

 Jahrzehntelang hat niemand mehr einen Fuß hier hineingesetzt. Luther und sein ganzes Team vermessen die Räume über zwei Tage lang, bringen mögliche Fundstücke sicher an die Oberfläche, teilt die Stadt Dortmund mit. Anschließend soll dieser ganz besondere „Lost Place“ unter der Erde für immer verschlossen werden, um ihn so vor Vandalismus zu schützen.

Ingmar Luther und sein Team haben eine alte Kneipe aus dem Jahr 1948 untersucht, fanden neben alten Flaschen, wo einst Alkohol drin war, auch kaputte Möbel und Küchenutensilien.

Ingmar Luther und sein Team haben eine alte Kneipe aus dem Jahr 1948 untersucht, fanden neben alten Flaschen, wo einst Alkohol drin war, auch kaputte Möbel und Küchenutensilien. 

Die erste Überraschung für den Experten und sein Team: Es gibt hier mehrere Räume. Viele Flaschen liegen auf dem Boden, ebenso kaputte Möbel und Küchenutensilien.

Auch alte Speisekarten sind zu finden. Offenbar wurde der Bunker auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch genutzt. „Nach dem Krieg waren im zerbombten Dortmund die Räume knapp. Deshalb hat die Stadt wohl die Konzession für eine Kneipe erteilt“, erklärt Archäologe Luther. 

Hier das Video der Stadt Dortmund von dem Bunker ansehen:

Längst gab es Gerüchte um eine Kneipe in dem ehemaligen Bunker, laut Bericht der Stadt habe es zahlreiche Erzählungen von Zeitzeuginnen und -zeugen gegeben, Erinnerungen. Nun wird deutlich, dass sie wahr sind: In der Kneipe, die damals den passenden Namen „Zur Grotte“ trug, wurde nicht nur Bier ausgeschenkt.

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Auf den Speisekarten wurden einst auch Eisbecher mit Ananas und Dosenfrüchten angeboten. Luther: „Wir wussten, dass irgendein Schankbetrieb hier unten stattgefunden haben soll. Aber dass es sich um eine Kneipe handelt, die auch noch richtig hergerichtet worden ist, überrascht uns wirklich.“

Weil der Bunker verriegelt war, sei vieles unter der Erde gut erhalten. Eine Konzession zur Kneipe im Bunker stamme wahrscheinlich aus dem Jahr 1948, bis 1971 sei sie gültig gewesen. Danach sei sie wohl nicht verlängert worden, weil Dortmund wieder aufgebaut worden sei, vermutet der Stadtarchäologe. Dann wurden alle Eingänge bis auf einen in den 1970ern zugemauert. 

Wenn Luther und sein Team die Arbeiten abgeschlossen haben, werden sie wohl die Letzten sein, die „Die Grotte“ noch einmal gesehen haben. Dann wird tonnenschwerer Beton den gesamten Bereich verschließen, um einen illegalen Einstieg zu verhindern, teilte die Stadt mit. (mg)