Coronavirus in NRW angekommenWerden jetzt die Städte zur Sicherheit abgeriegelt?

coronavirus nrw

Inzwischen ist das Coronavirus auch in NRW angekommen: Eine Krankenschwester auf der Infektionsstation der Uniklinik Essen betrachtet auf unserem Bild in Schutzkleidung und mit einer Atemmaske zwei Abstrichröhrchen. 

Köln/Düsseldorf/Heinsberg – NRW hat nun die ersten fünf nachgewiesenen Coronavirus-Patienten. Doch wie ist das Bundesland vorbereitet – und welche Regeln gelten für uns alle? 

  • Werden wegen des Coronavirus nun ganze Städte in NRW abgeriegelt?
  • Das Versammlungsrecht darf im Notfall aufgelöst werden
  • So haben sich Städte in NRW auf den Ausbruch des Virus vorbereitet

Wer ist in NRW zuständig, wenn es um das Coronavirus geht?

Die erste Zuständigkeit liegt nach Angaben des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums bei der jeweils betroffenen Kommune oder Stadt. Dort wird im Ernstfall sofort ein Krisenstab einberufen, bei dem alle Fäden zusammenlaufen – wie in Heinsberg bereits geschehen. Polizei, Katastrophenschutz und alle anderen relevanten Ämter sind darin vertreten.

Wie ist die Rolle von Bund und Land beim Coronavirus?

Betroffene Städte oder Gemeinden werden vom Robert-Koch-Institut und dem Land beraten. So hat der Kreis Heinsberg nach dem ersten Fall in NRW Schulen und Kindergärten geschlossen und setzt damit die im Gesetz vorgesehenen Schutzmaßnahmen um. Außerdem steht der Kreis im kontinuierlichen Kontakt mit dem NRW-Gesundheitsministerium.

Alles zum Thema Corona

Quarantäne nach italienischem Vorbild: Werden unsere Städte in NRW wegen des Coronavirus nun abgeriegelt?

Die Italiener hatten es ja bereits vorgemacht: betroffene Städte wurden abgeriegelt. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, meldet für NRW allerdings Zweifel an. „Eine Quarantäne ergibt nur dann Sinn, wenn man sie ganz effektiv gestalten kann. Das heißt also, dass Sie wirklich dafür Sorge tragen, dass alle die Menschen, die in dieser Quarantäne sind, auch keine Chance haben, andere Menschen anzustecken. Alle Menschen müssten in ihren Häusern bleiben und dort versorgt werden. „In China ist das gelungen: In Wuhan ist das gelungen – mit einem massiven Einsatz von Militär und von sonstigen Kräften, eine solche Quarantäne durchzuführen.“

Hier lesen Sie mehr: Düsseldorfer Corona-Patient soll vorher in Kölner Uni-Klinik gewesen sein

Skepsis gibt es auch vor Ort. Eine Sprecherin der Stadt Dortmund betonte etwa, eine Abriegelung sei bislang noch nie dagewesen und „aus aktueller Sicht rein theoretisch“. Andere NRW-Städte äußern sich ähnlich.

Bei Ausbruch des Coronavirus: Dürfen Freiheitsrechte und Versammlungsfreiheit eingeschränkt werden?

Alle Fragen rund um die Maßnahmen zum neuartigen Coronavirus regelt das Infektionsschutzgesetz (IfSG). Dass ganze Städte wie in China komplett abgesperrt werden, hält Karim Maciejewski von der Hochschule des Bundes für Öffentlichte Verwaltung in Brühl nicht für möglich. Zwar dürften nach dem IfSG die im Grundgesetz garantierten Freiheitsrechte und die Versammlungsfreiheit eingeschränkt werden. Der Professor betont aber, dass dies immer nur für einzelne Betroffene gilt, bei denen die Gefahr besteht, andere anzustecken.

Was passiert, wenn Menschen Anordnungen nicht befolgen?

Das regeln unter anderen die Paragraphen 28 und 30 im IfSG. Dort geht es um Schutzmaßnahmen und Quarantäne. Dort ist dann auch von Zwangsmaßnahmen wie der Unterbringung in abgeschlossenen Krankenhäusern die Rede.

Wieviele Schüler aus NRW sind derzeit auf Klassenfahrt in Italien?

Aus dem NRW-Schulministerium heißt es dazu: Es gibt keine zentrale Übersicht, welche Klassenfahrten von nordrhein-westfälischen Schulen derzeit stattfinden. Die Schulen müssen ihre Schulfahrten nicht von der Schulaufsicht genehmigen lassen.

Was müssen Schulen bei Klassenfahrten jetzt beachten?

Über Abbruch oder Planung von Fahrten entscheidet die Schulleitung. Das Schulministerium empfiehlt, dass sich die Schulen an den Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes sowie beim Robert-Koch-Institut (RKI) zur Lage informieren. Nach dem Auftreten des Virus hatten bereits mehrere NRW-Schulen zum Beispiel aus Duisburg und Essen Partnerschaftsbesuche in China verschoben.

Wie haben sich die NRW-Städte auf das Coronavirus vorbereitet?

Die Krankenhäuser in NRW sind darauf vorbereitet, potentielle Corona-Patienten zu isolieren. Dies gelte beispielsweise in Köln als der größten Stadt in NRW in jedem Krankenhaus der Stadt, sagte Sabine Wotzlaw, Sprecherin der Stadt Köln. Ähnliches gilt für Aachen, Düsseldorf, Bonn, Essen und Dortmund. „Sollte in Düsseldorf ein Corona-Verdachtsfall auftreten, wird die betroffene Person sofort isoliert“, sagte der Düsseldorfer Stadtsprecher Michael Bergmann. Die zuständigen Behörden stünden in engem Kontakt miteinander und die Stadt sei auf mögliche Fälle vorbereitet.

Hier lesen Sie mehr: Coronavirus in NRW – Ehepaar in Düsseldorfer Uniklinik

In einem zweiten Schritt würden dann die Menschen vom Gesundheitsamt erfasst, die mit der Person in Kontakt standen. „Gegebenenfalls müssen auch die Kontaktpersonen abgesondert werden.“ Denkbar sei beispielsweise, dass Personen die eigene Wohnung nicht mehr verließen oder dass sie in speziellen Unterkünften oder im Krankenhaus isoliert würden.

Der Stadt Essen zufolge werden solche Szenarien auch regelmäßig geübt. So habe die Ruhrgebietskommune zuletzt 2019 einen Seuchen-Fall geprobt. Die nächste größere Krisenstabsübung ist für Herbst 2020 geplant. (dpa/dok)