+++ EILMELDUNG +++ Randale bei Spiel am 11.11. Zwei Fans des 1. FC Köln von Polizei gejagt – Vorwürfe sind heftig

+++ EILMELDUNG +++ Randale bei Spiel am 11.11. Zwei Fans des 1. FC Köln von Polizei gejagt – Vorwürfe sind heftig

Corona-ImpfungenStotter-Start in Altenheimen: Bonns Oberbürgermeisterin fordert Tempo

bonn_rhein_sieg_pikser (1)

Maria Luise Schnettker aus Troisdorf war eine der ersten, die im Rhein-Sieg-Kreis am 27. Dezember geimpft wurde. 

von Marion Steeger (MS)Michael Kerst (mik)

Bonn/Düsseldorf – Seit dem Ende der Weihnachtsfeiertage soll in den NRW-Altenheimen gegen Corona geimpft werden. Doch erst mal gab es einen Stotter-Start. Bürokratische Hürden, zu wenig Impf-Personal, Probleme bei der Aufklärung erschwerten die Behandlung gegen das Corona-Virus.

  • Stotter-Start bei Corona-Impfungen
  • NRW-Gesundheitsminister gibt Prognose
  • Schlechte Zahlen aus Bonn und Düsseldorf

NRW-GesundheitsministerKarl-Josef Laumann (CDU) geht davon aus, dass bis zum Wochenende 140.000 Senioren geimpft werden können. Doch auch er räumt ein: „Es könnte schneller gehen.“

Stotter-Start bei Corona-Impfungen: Bonns Oberbürgermeisterin sieht klare Pflicht

„Wir wünschen uns ein höheres Tempo“, stellt Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) klar. Land und Kassenärztliche Vereinigung seien in der Pflicht, für einen reibungslosen Ablauf und eine schnelle Umsetzung zu sorgen. „Ich habe allerdings auch Verständnis, dass sich die Strukturen der Landesregierung, die ja gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung das Impfen organisiert, angesichts dieser gigantischen Aufgabe erst einspielen müssen“, erklärt die Oberbürgermeisterin. Die Stadt unterstützt den Wunsch der Krankenhäuser, ihr Personal auf den Intensivstationen jetzt impfen zu lassen und damit kurzfristig mit in den Impfprozess einbezogen zu werden.

Alles zum Thema Corona

Katja Dörner

Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner wünscht sich mehr Tempo bei den Impfungen der Senioren.

In Bonn waren bis zum 8. Januar gerade mal 525 Senioren in fünf Senioreneinrichtungen geimpft. In Bonner Alteneinrichtungen leben 3300 Bewohner. „Kurzfristig verfügbare Restimpfdosen werden unter anderem für die Impfung von Rettungsdienstpersonal genutzt. Bisher ist dies in sechs Fällen erfolgt“, berichtete Jochen Stein, Leiter von Feuerwehr und Rettungsdienst.

Stotter-Start bei Corona-Impfungen: Probleme auch in Düsseldorf

Auch die Senioren in den 50 Altenheimen der Landeshauptstadt Düsseldorf erlebten einen Stolperstart. Die Verantwortlichen des Düsseldorfer Caritas-Verbandes, Caritasdirektor Henric Peeters und der für Altenheime zuständige Referatsleiter Rainer Schlaghecken, benennen schonungslos die Knackpunkte. Die Caritas betreibt in Düsseldorf acht Seniorenheime mit rund 800 Bewohnern und ebenso vielen Mitarbeitern.

Peeters und Schlaghecken haben deshalb die Anlaufschwierigkeiten der Impfkampagne hautnah mitbekommen.

  • Knackpunkt 1: Das Kompetenz-Wirrwarr „Wir wären am 26. Dezember bereit gewesen, unsere Bewohner und Mitarbeiter impfen zu lassen“, sagt Henric Peeters. „Aber es haben so viele Stellen vom Bundesgesundheitsministerium über das Landesministerium bis zum Gesundheitsamt und der Feuerwehr mitgemischt, dass wir keinen echten Ansprechpartner hatten.“ Das habe Zeit gekostet.
  • Knackpunkt 2: Die Aufklärungsbögen für die Impflinge „Das war eine extrem bürokratische Angelegenheit“, berichtet Rainer Schlaghecken. „Wir haben immer neue Bögen für die Aufklärung und die Anamnese bekommen, die jeweils wieder neu unterschrieben werden mussten.“ Und er zeigt diese Bögen: zwei dicht beschriebene DIN-A4-Seiten, die mutmaßlich kein Altenheimbewohner lesen kann. „Die letzte Version dieser Schriftstücke kam dann am 22. Dezember – sie unterschied sich von den beiden vorangegangenen nur die ein paar Nach-Komma-Stellen, was die Wirksamkeit der Impfung und mögliche Nebenwirkungen betrifft“, berichtet Peeters. „Dennoch mussten die dann wieder neu ausgefüllt werden …“
  • Besonders kompliziert wurde das in Fällen von Heimbewohnern, die wegen Demenz nicht selbst entscheiden konnten, ob sie sich impfen lassen wollten. „Das müssen dann Angehörige oder gesetzliche Betreuer übernehmen“, erläutert Schlaghecken. „Da hatten wir ziemliche Probleme, weil das alles in die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr fiel – und viele Entscheider einfach schwer erreichbar waren.“
  • Knackpunkt 3: Die Impf-Ärzte Am Anfang hatte die zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) viel zu wenige Ärzte, die sie hätte in die Heime schicken können. „Es war zu dieser Zeit völlig unklar, wer impfen sollte“, erzählt Schlaghecken. „Wir haben dann die Ärzte, die sowieso unsere Heime betreuen, gebeten, die Impfung zu übernehmen. Inzwischen hat die KV das Problem gelöst – es sind jetzt genug Impf-Ärzte da.“
  • Knackpunkt 4: Die Impfdosen Die Düsseldorfer Pflegeheime wären mit dem Impfen längst durch, wenn es nicht an den erforderlichen Mengen an Impfstoff gefehlt hätte – davon sind die Caritas-Verantwortlichen überzeugt. „Wenn wir – wie wir das vorbereitet hatten – am 26. Dezember hätten starten können, dann wäre inzwischen alle Bewohner und Mitarbeiter, die sich hätten impfen lassen wollen, auch geimpft“, sagt der Caritasdirektor. Bis heute sind immerhin 741 der für die Caritas-Heime geplanten 1532 Impfungen durchgeführt. „Bis Ende nächster Woche schaffen wir auch den Rest“, verspricht Schlaghecken. „Und die zweiten Impfungen, die jeder bekommen muss, sind bereits terminiert – die schaffen wie bis Ende Januar.“
  • Knackpunkt 5: Die Impf-Bereitschaft Bei den Altenheimbewohnern gibt es – was die Bereitschaft, sich impfen zu lassen anbetrifft – keine Probleme: „Da erreichen wir eine Quote von fast 100 Prozent“, berichtet Schlaghecken. Und Peeters ergänzt: „Das Problem sind die Mitarbeiter – die sind, je nach Heim nur zu 30 bis 80 Prozent bereit, sich impfen zu lassen.“ Rainer Schlaghecken kann seine Kollegen an diesem Punkt nicht verstehen: „Ich habe für diese Haltung null Verständnis, wir haben so einen Hals! Ich finde das für meine eigene Berufsgruppe einfach nur peinlich.“ Nach den bereits durchgeführten Impfungen weiß er aus Erfahrungen: „Die möglichen Nebenwirkungen sind marginal – ein bisschen Abgeschlagenheit und eine leicht schmerzende Impfstelle.“

Im Rückblick auf das Jahr 2020 zieht der Caritasdirektor eine positive Bilanz: „Im ersten Lockdown, bei dem wir geschlossen hatten, gab es nicht einen einzigen infizierten Bewohner und nur eine Handvoll betroffene Mitarbeiter. In der zweiten Welle war das nicht mehr so, es gab deutlich mehr Betroffene und auch einige Sterbefälle an und mit Corona in den Heimen. Aber wird sind dennoch bisher mit einem blauen Auge davongekommen.“ Dass jetzt bald alle geimpft sind, lässt von den Verantwortlichen eine Menge an Sorgen abfallen: „Auch wenn die Impfungen noch laufen, spüren wir jetzt schon Erleichterung und Hoffnung. Wir sehen ein Licht am Horizont“, fasst Rainer Schlaghecken das zusammen.