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Der Mohr in BonnRassismus-Debatte entbrannt: Muss er jetzt etwa weg?

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In der Bonngasse steht der Schriftzug „Im Mohren“ an einem Gebäude, daneben eine Mohrenfigur mit Tabakpfeife und Fass.

von Marion Steeger (MS)

Bonn – Nicht nur in Deutschland läuft nach den schlimmen Übergriffen auf dunkelhäutige Menschen und dem Tod von George Floyd in den USA eine heftige Rassismus-Debatte: Müssen Orte, an denen das als beleidigend empfundene Wort Mohr vorkommt, umbenannt werden? Betroffen davon wären unter anderem Apotheken, Straßen oder Haltestellen.

Wie ist es in Bonn? In Plittersdorf gibt es eine Mohrenstraße. Und mitten in der City ein weltberühmtes Gebäude, das nicht nur den Schriftzug „Im Mohren“ trägt. Hier blickt 1,60 Meter groß mit Tabakpfeife, Lendenschurz und einer Art Turban ein Dunkelhäutiger auf die Passanten, er stützt sich auf ein Fass. Das Haus gehört zum Ensemble Beethovenhaus.

Bonner Beethovenhaus: Figur und Name aus dem 19. Jahrhundert

Und das wird auch so bleiben. Ursula Timmer-Fontani, Sprecherin des Beethovenhauses, erklärt: „Die Figur und der Name aus dem 19. Jahrhundert ist im historischen Kontext zu sehen. Das Haus steht unter Denkmalschutz, die Figur und der Schriftzug gehören zum Denkmalschutz.“ 

Dass das einen negativen Beigeschmack habe, weiß Timmer-Fontani. „Wir distanzieren uns auch davon, würden das heute natürlich in keiner Form so machen.“

Bonner Beethovenhaus: Hier wurde der Komponist geboren

Bislang sei niemand ans Beethovenhaus herangetreten, damit Figur oder Schriftzug entfernt würden. Die Pressesprecherin: „Wir tun alles, um die Zusammenhänge zu erläutern.“

Das Gebäude in der Bonngasse 18 gehört zu den ältesten Bürgerhäusern der Stadt, wurde gegen 1700 gebaut. Direkt daneben befindet sich das Geburtshaus Ludwig van Beethovens. 

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Der Mohr wurde wahrscheinlich 1820 angebracht, ist ein sogenanntes Hauszeichen – Hausnummern gab es damals nicht. 1820 befand sich im Gebäude ein Laden mit Gewürzen und Waren aus „exotischen“ Ländern. Daher wahrscheinlich die Wahl des Mohren. Die Figur ist ein Kopie, die 2003 angefertigt wurde, rund 80 Kilo schwer. 

Stadt Bonn in der Rassismus-Debatte

Die Stadt Bonn muss sich immer wieder damit beschäftigen, ob Straßen mit umstrittenen Namen umbenannt werden müssen – wie die Mohrenstraße in Plittersdorf. Doch so richtig anpacken will man das Thema offensichtlich nicht.

Das zeigt die verschwurbelte Stellungnahme der Verwaltung: „Auch Erinnerungskultur unterliegt einem Wandel. Bonn steht für eine aktive, offene und durchaus streitbare Erinnerungskultur. Das gilt auch und insbesondere für die Themen „Kolonialismus“ bzw. „Postkolonialismus“ sowie „Straßennamen“. Die Stadt Bonn prüft derzeit, ein eigenes Projekt dafür einzurichten, um das Thema insgesamt, wissenschaftlich fundiert und systematisch aufzuarbeiten.“