Bonn/Bornheim – Was am frühen Morgen des 10. Februar 2020 auf ihn zukam, konnte Autofahrer Carlos F. (Name geändert) aus Bergheim nicht sofort erkennen. Plötzlich schoss etwas auf sein Fahrzeug zu. Carlos F. trat sofort auf die Bremse, fand sich dann in einem Gewirr aus Ästen wieder.

Ein Sturm, der an diesem Morgen über die Pappelstraße (L183) in Höhe Bornheim fegte, hatte eine stattliche, mittelgroße Birke entwurzelt. Nach dem Sturz auf den Ford Focus, Baujahr 2019, war von dem Wagen nur noch Schrott übrig. Totalschaden, hieß es später. Wie durch ein Wunder blieb Carlos F. unverletzt. 

Birke schrottet Ford Focus: Schaden liegt bei 14.300,57 Euro

Vor dem Bonner Landgericht hat der Bergheimer jetzt das Land NRW – beziehungsweise den Landesbetrieb Straßenbau, Regionaldirektion Rheinbach –  auf 14.300,57 Euro verklagt. Der Baum sei durch erheblichen Pilzbefall und auch durch Fäulnis im Wurzelstock in seiner Standfestigkeit stark geschwächt gewesen. Das hätte, so der Vorwurf des Klägers, vom Landesbetrieb erkannt werden müssen.

Eine dringend gebotene Pilzbeseitigung sei offenbar unterlassen worden. Damit habe sich das Land NRW eines Verstoßes gegen die Verkehrssicherungspflicht schuldig gemacht und hafte für den Unfall.

Birke schrottet Ford Focus: Kläger hatte beim Prozess schlechte Karten

Die beklagte Behörde jedoch bestreitet das: Die Birke hätte bei einem Kontrollgang im Herbst 2019 keine Auffälligkeiten gezeigt. Der Baum sei voll begrünt gewesen, Stamm und Krone seien intakt gewesen. Auch sei ein normaler Pilzbefall am Stammfuß dokumentiert worden. Äußerlich erkennbare Hinweise, dass unterhalb der Erde kaum noch Wurzelwerk vorhanden war, habe es nicht gegeben.

Im Prozess vor der 1. Zivilkammer hatte der Kläger schlechte Karten: Denn mit der Behauptung, man hätte bereits am Stamm sehen müssen, dass unter der Erde etwas faul sei, blieb Carlos F. alleine. Auch die Fotos, die er vom Pilzbefall der Unfall-Birke gemacht hatte, ergaben für das Gericht  keinen eindeutigen Hinweis.

Birke schrottet Ford Focus: Trostpflaster vom Land NRW

„Ein Baum darf umfallen, ohne dass einer was dafür kann oder einen Fehler gemacht hat“, so der Kammervorsitzende. Entsprechend war der Unfall ein „unvermeidbares Naturereignis“ – und die Klage von Carlos F. aussichtslos. Ein Trostpflaster gab es dennoch: Das Land NRW will ihm 200 Euro überweisen. (AZ: Landgericht Bonn 1 O 156/20)

Am Ende war es eine sehr teure Klage, auch wenn die Rechtsschutzversicherung eintritt: Denn die Prozesskosten, die Carlos F. jetzt fast alleine tragen muss, belaufen sich auf rund 5000 Euro. (ucs)