Norbert „Nobbi“ Blüm (†)Bonner Schlitzohr mit Show-Talent
Bonn – Mensch, Nobbi, was werden wir Bonner – und nicht nur die – Sie vermissen! In der Weberstraße in der Südstadt lebte der frühere Bundesarbeitsminister, der am 23. April im Alter von 84 Jahren verstorben ist, in einem kleinen Gründerzeithaus. Und war immer auf Tour: in der Bonner Innenstadt, bei Zirkusgastspielen oder auf dem „Kunst!Rasen“. Sahen die Bonner ihn mal nicht in der Stadt, dann eben auf der Fernsehbühne.
Norbert Blüm: Ein Mann ohne Berührungsängste
Denn was Norbert Blüm besonders sympathisch machte: Er hatte überhaupt keine Berührungsängste, war ein wahres Show-Talent. So marschierte er auf Krücken zur Premiere von „Roncalli“ am Hofgarten im Mai 2019, erzählte munter jedem, der ihn fragte, von seinem gerade überstandenen Krankenhausaufenthalt.
Feierte der Bonner Nobelitaliener „Sassella“, berühmt für seine politische „Pizza-Connection“, im Juli 2018 sein 35-jähriges Bestehen, kam natürlich auch Norbert Blüm vorbei und bespaßte die Gäste mit munteren Sprüchen. Ging es auf dem Bonner Marktplatz sportlich beim Marathon zu, schlug der CDU-Politiker auch schon mal spontan ein Rad auf dem Kopfsteinpflaster.
Norbert Blüm: Ein Eimer Wasser für Rudi Carrell
Ja, Nobbi, der Show-Mensch. Ältere Semester erinnern sich bestimmt noch, wie Blüm dem legendären Rudi Carrell (†2006) einen Eimer Wasser über den Kopf goss. „Retourkutsche“ dafür, dass der Entertainer in „Rudis Tagesshow“ den damaligen Arbeitsminister zu einem seiner Lieblingsopfer gemacht hatte.
2010 stand Nobbi bei der RTL-Show „Alt gegen Jung – Das Duell der Generationen“ auf der Bühne, überraschte mit einem coolen Rapper-Auftritt mit Lederjacke und Basecap. Vor und nicht auf der Bühne tummelte sich Norbert Blüm, wenn es um Auftritte seines Sohnes Christian ging. Der ist Schlagzeuger bei der Kölner Kult-Band Brings. Und so verwunderte es auch niemanden, als Nobbi mit Ehefrau und den Enkelinnen Lili und Malou 2013 beim Konzert auf dem Bonner Kunst!Rasen auftauchte.
Norbert Blüm: Auftritt im Bonner Münster
Auch eine ganz besondere Bonner Bühne „rockte“ der gelernte Werkzeugmacher aus Rüsselsheim: Beim Theaterstück „Millenium Domum“ wirkte Blüm 2017 mit. Eine Mittelalter-Geschichte aus der Feder des früheren Bonner Oberbürgermeisters Jürgen Nimptsch.
Der frühere Bonner Stadtdechant Wilfried Schumacher dazu: „Sehr traurig habe ich heute die Nachricht vom Tod Norbert Blüms erhalten. Ich habe noch vor zwei Wochen mit seiner Frau telefoniert und wusste daher, dass er die große Hoffnung hatte, einen Teil seiner Lähmung durch Training zu überwinden. Er hat es nicht mehr geschafft! Er starb im Kreis der Familie – in diesen Wochen auch etwas Besonderes. Ein aufrichtiger Mensch ist von uns gegangen, ein überzeugter Christ, ein engagierter Politiker, der immer die „kleinen Leute“ im Blick hatte, ein Mann mit Humor. Wir hatten viele Begegnungen, u.a. auch wenn er sich Bücher aus meiner theologischen Bibliothek auslieh. Unvergessen bleibt mir, als er im November 2017 beim Theaterstück „Millenium Domum“ im leeren Bonner Münster mitspielte und in die Rolle eines Stiftsherren schlüpfte. Im Himmel kann man sich jetzt über ihn freuen. Er wird nicht nur „Halleluja" singen.“