Nach Razzia in BonnMitglieder der Tannenbuscher Koks-Mafia angeklagt

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Die Polizei stellte unter anderem ein Kilo Marihuana und 60.000 Euro Bargeld sicher.

Bonn – Das System der Kokainmafia im Tannenbusch schien perfekt: Nicht nur der Handel in den Straßen um das Einkaufscenter war klug durchorganisiert – vor allem hatte die gut vernetzte, weitläufige Bande ein funktionierendes Warnsystem installiert: Auf Dächern waren Posten installiert, die bei anrückenden Streifenwagen oder drohenden Polizeikontrollen Pfiffe ausstießen, die weitergegeben wurden.

Großrazzia mit 300 Beamten in Bonn-Tannenbusch

Wenn die Beamten zuschlagen wollten, so war die Straße rein, die Drogen in Depots - meist in Grünanlagen - verschwunden. So wurde die Großrazzia in den Straßen im Tannenbusch am 8. Mai 2018 als Überraschungscoup geplant: mit 300 Polizeibeamten, Spürhunden und einem Hubschrauber.

Das Wichtigste: Die Beamten kamen gegen sechs Uhr am Morgen, als der Bonner Ortsteil noch schlief (hier mehr über die Drogenrazzia in Bonn-Tannenbusch lesen).

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„Harter Kern“ der Koks-Bande vor Gericht

Fünf Monate später hat die Bonner Staatsanwaltschaft den mit sieben Mitgliedern harten Kern der mutmaßlichen Kokainbande wegen gemeinschaftlichen illegalen Drogenhandels im großen Stil angeklagt.

Wie Landgerichtssprecher Tobias Gülich gestern bestätigte, sollen zwei in Bonn geborene Brüder mit marokkanischen Wurzeln Anführer der Tannenbuscher Drogengang sein: Den 31 und 25 Jahre alten Männern wirft die Bonner Staatsanwaltschaft den Handel mit 3,2 Kilo Kokain im Straßenverkaufswert von über 320 000 Euro vor.

Rauschgift kam aus den Niederlanden

Die Brüder sollen das Rauschgift in den Niederlanden besorgt haben, ein 36-jähriger Mittäter wiederum war ausschließlich für die Organisation des Weiterverkaufs zuständig, er soll den Stoff an die kleinen Dealer verteilt haben, die meist in der Nähe der Straßenbahnhaltestelle Tannenbusch-Mitte oder hinter der Sparkasse ihre Kunden versorgten.

Verlobte muss ebenfalls vor Gericht

Die Verlobte des 36-Jährigen sitzt ebenfalls demnächst auf der Anklagebank des Bonner Landgerichts: Die 29-Jährige und ein weiterer Angeklagter hatten laut Anklage ihre Wohnungen als Drogenlager zur Verfügung gestellt, auch soll das Kokain hier in kleine Verkaufseinheiten verpackt worden sein. Weitere Mitangeklagte waren für die Bande als Dealer unterwegs gewesen und waren mit kleineren Mengen Kokain erwischt worden.

Diese Strafen drohen

Alle sieben Angeklagte sind wiederholt vorbestraft, teilweise auch einschlägig, und stehen unter Bewährung. Bei einer Verurteilung müssen sie nicht nur - wegen bandenmäßigen Drogenhandels - mit einer Mindeststrafe von fünf Jahren rechnen, sondern auch mit dem Widerruf ihrer Bewährungsstrafen.

Nach der Verhaftung der sechs Männer und einer Frau scheint das Bandensystem nicht mehr dicht zu sein: Einige sollen bereits geplaudert haben, einige sind auch wieder auf freien Fuß.

23 Festnahmen bei Razzia in Tannenbusch

Nach der aufwändigen Razzia im Mai waren 23 Personen festgenommen worden. Damals waren zunächst 75 Gramm Kokain, ein Kilo Marihuana, mehrere Flaschen Anabolika und 60 000 Euro Bargeld, 41 Mobiltelefone und ein Samurai-Schwert gefunden worden.

Später wurden weitere Drogen sichergestellt. Auch hatten die Drogenfahnder die Bande monatelang observiert und schließlich ein detailliertes Bild gewonnen, wie der ausgeklügelte Kokainhandel im Tannenbusch organisiert war.