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Die Horror-Fahrt der Bonner Linie 66Sechs Minuten Angst und Panik

Bonn_Linie 66

Von 0.36 Uhr bis 0.42 Uhr raste die Linie 66 am 22. Dezember führerlos durch Sankt Augustin und Bonn.

von Marion Steeger (MS)

Bonn/Düsseldorf – Die schlimmen Ereignisse bei der Fahrt der Bonner Linie 66 in der Nacht vom 22. Dezember 2019: In dem Untersuchungsbericht der Düsseldorfer Bezirksregierung ist das Unglück, dass zum Glück glimpflich ausgegangen ist, minutengenau geschildert.

  • Um 0.33 Uhr fährt „der zweiteilige Zug als Kurs 11“ in Siegburg los.
  • An der Haltestelle Sankt Augustin Mülldorf findet ein Fahrerwechsel statt. 
  • Direkt nach der Abfahrt um 0.36 Uhr wird der Fahrer ohnmächtig.
  • Um 0.39 Uhr betätigt ein Fahrgast die Notbremse.
  • Die Linie 66 rast mit rund 80 km/h ohne Stopp durch acht Haltestellen, passiert dabei 13 „technisch gesicherte Bahnübergänge“.
  • Um 0.42 Uhr kommt die 66 vor dem Bahnübergang Adelheidisstraße zum Stehen.

Unfassbares Glück: Bei acht der 13 Bahnübergänge schlossen sich die Schranken, bei fünf Bahnübergängen aber nicht! Die Reaktionszeit zwischen heranrauschender Bahn und Auslösen der nötigen Kontakte war zu knapp. Nur die roten Warnblinkanlagen leuchten erst gelb, dann rot auf.

Die Horror-Fahrt: Alle Bahnen in NRW werden umgerüstet

Folge der Horror-Fahrt: Alle Straßenbahnen in Nordrhein-Westfalen müssen umgerüstet werden, damit sie in so einem Unglücksfall wie in Bonn nach 15 Sekunden automatisch stoppen. Das verfügte die Bezirksregierung am Dienstag.

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Bislang musste in den Fahrerkabinen der Bahnen der sogenannte „Totmannschalter“ dauerhaft betätigt werden, um die Fahrt fortsetzen zu können. Ein System, durch das die Horror-Fahrt der Linie 66 entstand. Denn offenbar hatte der kollabierte 47-Jährige genau das in seiner Ohnmachtsposition getan.

Nach Horror-Fahrt in Bonn: „Totmannschalter“ muss geändert werden

In Zukunft soll es laufen wie bei der Deutschen Bahn: Straßenbahnfahrer in Nordrhein-Westfalen müssen dann den „Totmannschalter“ regelmäßig lösen, um zu signalisieren, dass sie fit für die Fahrt und bei Bewusstsein sind.

Fahrer der Linie 66 gekündigt: Epilepsie-Drama kein Fall für den Staatsanwalt (hier lesen Sie mehr).

Regierungspräsidentin Brigitta Radermacher zum Bonner Fall: „Definitiv hätte es schlimmer kommen können.“ Technisch hätten die Systeme einwandfrei funktioniert. Die Notbremse sei bewusst überbrückt gewesen, damit die Bahn nicht beispielsweise in einem brennenden Tunnel zum Stehen gekommen wäre.

Im Bonner Fall hatten Fahrgäste über einen Trick erreicht, dass die Bahn langsam ausrollte: Sie hatten die Notverriegelung der Türen betätigt. Dadurch öffnen sich während der Fahrt zwar nicht die Türen, die Bahn kann aber nicht mehr beschleunigen – und kam so in Beuel zum Stehen.

Allein in Bonn müssen jetzt „zeitnah" mit einer Zwei-Jahresfrist 74 Stadt- und 25 Straßenbahnen umgerüstet werden. In ganz NRW sind 1700 Bahnen des ÖPNV betroffen. Modernere Züge können laut Bezirksregierung  wahrscheinlich umprogrammiert werden. Bei älteren Bahnen könne es sein, dass ein neuer Stromkreis eingebaut werden müsse. (MS)