Er war an Corona erkranktJetzt träumt BSC-Boss vom Profi-Fußball in Bonn

Dirk Mazurkiewicz

BSC-Boss Dirk Mazurkiewicz ist mit großen Ambitionen nach Bonn gekommen.

von Piet van Riesenbeck (pvr)

Bonn – Bonns größter Fußballverein befindet sich nach chaotischen Jahrzehnten aktuell endlich wieder auf einem stabilen Kurs. Ein ganz wichtiger Faktor dabei ist BSC-Vorstandvorsitzender Dirk Mazurkiewicz (48).

Der Professor für Sportmanagement manövrierte den Bonner SC bislang souverän durch die Corona-Krise und träumt sogar davon, den Profi-Fußball in die Beethovenstadt zu holen. EXPRESS sprach mit dem BSC-Boss am Telefon.

Herr Mazurkiewicz, wie wird man eigentlich als Westfale Präsident eines rheinischen Regionalligisten?

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Ich hatte im Zuge meiner Tätigkeit als Professor für Sportmanagement vor rund sechs Jahren mit dem BSC zu tun. Wir haben untersucht, welche Positionierung der Club in der Stadt hat und wie er intern aufgestellt ist. Irgendwann machte jemand im Aufsichtsrat den Vorschlag, dass man so die Ideen die wir skizziert haben ganz leicht umsetzen könnte.

Was waren das für Ideen?

Die Idee war mehr Zuschauer, mehr Unternehmen und mehr Sponsoren ins Boot zu holen. Diese Kultur gab es auch schon im Verein. Man war sich aber im Klarem darüber, dass das bisherige Modell der 80er/90er in Bonn nicht passfähig ist, um da wirklich die ganze Stadt mitzunehmen. Da ging es um Fragen der Organisation, Strukturierung und wie man Gremien kreiert, sodass da möglichst viele Menschen mitwirken können.

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Dirk Mazurkiewicz zieht beim Bonner SC die Fäden.

Was hat Sie an dem Job gereizt?

Am Ende war es die Faszination: Wie kann das sein? So eine große Stadt, aber so ein wenig erfolgreicher Fußballverein. Das muss man doch mal versuchen. Das war wahrscheinlich mein persönlicher Anreiz.

Jetzt waren es ja zuletzt auch für Fußballvereine keine einfachen Zeiten. Wie ist der Bonner SC bislang durch die Krise gekommen?

Anfangs hatten wir schone eine Menge Sorgen. Wir wussten nicht, ob wir noch Geld einnehmen würden, wie sich unsere Kosten entwickeln oder wie sich unsere Spieler verhalten würden. Aber ich bin heilfroh, dass wir es geschafft haben, mit einer guten Kultur aus Zusammenarbeit mit den Sponsoren und den Spielern dadurch zu kommen.

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Niemand wollte von uns Geld haben und alle standen zu ihren Verpflichtungen. Alle Spieler, Trainer und auch in der Geschäftsstelle sind auf das Modell Kurzarbeit zurückgetreten. Da hat uns auch keiner eingeengt, sondern es sind uns alle mit einem großen Schritt entgegen gekommen.

Sie selbst sind ja um eine Corona-Erkrankung nicht herum gekommen. Wie war das für Sie in der Situation?

Ich hatte zwei drei, Tage Fieber und Kopfschmerzen, war eine Woche lang nicht belastbar. Aber das war sowieso eine Woche, in der alle in der Findungsphase waren. Meine Coronazeit endete dann damit, dass der Lockdown kam. Das war aber nicht schlimm, weil wir ohnehin schon relativ viel virtuell abarbeiten können. Aber am Ende wenn man dann gesund daraus gegangen ist und Antikörper gebildet hat ist das natürlich auch eine komfortablere Situation.

Blicken Sie jetzt positiv in die nächste Saison?

Positiv ist man immer, sonst sollte man den Job nicht machen. Aber man muss auch realistisch sein: Die nächste Saison hat unglaublich viele Unbekannte. Wir wissen ja nicht mal wie viele Mannschaften da nächstes Jahr spielen. Die Saison wird erst im September beginnen.

Wenn man sich das durchspielt, dann weiß man direkt: Das wird eine verdammte harte Saison für einen Verein der nicht unter Vollprofi-Bedingungen arbeiten kann, wo die Jungs den ganzen Tag nichts anderes machen.

Stichwort: Profibedingungen. Können Sie sich vorstellen mit dem Bonner SC den Sprung in den Profifußball zu schaffen?

Ich glaube weiterhin, da ist viel mehr drin. Die Frage ist nur: Wie kann man den Schritt erreichen? Dafür muss es in Bonn oder Umgebung Menschen oder Sponsoren geben, die das mitfördern, die bereit sind, diesen Weg mitzugehen…

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Nur mit guter Jugendarbeit, Imagepflege und solchen Dingen können wir in der Liga bleiben, aber den großen Sprung raus nicht schaffen. So wie der Fußball heute aufgebaut ist, ist der Abstand zu den Ligen darüber so groß geworden, dass man eigentlich diese Lücke nicht aus eigener Kraft schließen kann.

Welche Strategie verfolgen Sie, um solche Sponsoren anzulocken?

Wir wollen den Bonner SC so darstellen, dass wir zeigen, dass wir mit den Mitteln sehr gut umgehen können. Ich glaube, dass wir im Umfeld des Vereins viele Dinge aufbauen hinsichtlich Jugendarbeit oder soziale Verantwortung. So ein Bundespräsident der kommt ja nicht durch Zufall zu irgendeinem Club (hier lesen Sie mehr).

Die Dinge die wir machen, die machen wir schon sehr gut. Und das ist unsere Ambition: Leuten zu zeigen, wenn ihr Lust habt mal einen Verein in den Profifußball zu führen, dann sind wir eine wirklich gut aufgestellte Organisation, mit der man das realisieren kann. Ob das dann für jemanden irgendwann mal einladend ist, das wird sich zeigen.