GlyphosatEndlich: Deutsche Bahn stoppt die Gift-Spritzerei nicht nur in Bonn

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Aus für das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat auf Gleisanlagen in der Bonner Südstadt, hier zu sehen die Verpackung des Herbizids.

von Marion Steeger (MS)Béla Csányi (bc)

Bonn – Top-Nachricht für die Anwohner der Bonner Südstadt. Dort hat die Deutsche Bahn den Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat gestoppt!

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Katja Dörner hatte zu der Gift-Spritzerei eine parlamentarische Anfrage gestellt. „Auf meine aktuelle Nachfrage hat die Deutsche Bahn erklärt, dass der Einsatz von Glyphosat auf den Gleisen in der Bonner Südstadt nun ausgesetzt wurde. Bis Ende 2022 will die Deutsche Bahn nun in ganz Deutschland auf Glyphosat verzichten und den Einsatz bereits diese Jahr halbieren. Dies ist ein wichtiger Schritt“, freut sich die Bonner Politikerin.

Glyphosat schränkt Artenvielfalt ein

Dörner erklärt: „Das Herbizid Glyphosat schränkt durch seine toxische Wirkung die Artenvielfalt ein und es steht im Verdacht Krebs zu verursachen. Zwar ist eine Unkraut-Kontrolle an Gleisen für den sicheren Bahnverkehr zwingend notwendig, jedoch sollten potenziell gefährliche Pestizides grundsätzlich nicht zum Einsatz kommen.“

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Gleich hinter dem Bonner Hauptbahnhof wird es eng an den Bahngleisen. Reihenhäuser mit Gärten liegen nur wenige Meter von den Schienen entfernt, Sträucher trennen die Grundstücke von der Trasse. 

Bislang hatten sich die Anwohner in unmittelbarer Nachbarschaft mit dem Bahnbetrieb arrangiert, doch Mitte 2019 beschlich viele von ihnen ein mulmiges Gefühl.

Bahn setzt Glyphosat zur Unkrautvernichtung an den Schienen in Bonn ein

Da wurde bekannt, dass die Bahn dort zur Unkrautvernichtung das umstrittene Pflanzengift Glyphosat einsetzt. Auch wenn das Mittel offiziell zugelassen ist, haben viele Menschen Angst vor gefährlichen Nebenwirkungen des Wirkstoffs.

Einmal jährlich erfolgte die Pflanzen- und Unkrautvernichtung in Gleisnähe, mit einem speziellen Spritzzug wurde ein Bereich von rund sieben Metern rund um die Trasse behandelt. Pflanzen und Unkraut wurden so am Wachstum in Schienennähe gehindert.

Bahn verbraucht 75 Tonnen Glyphosat pro Jahr

Passanten können den Ärger der Anwohner aus der Südstadt nachvollziehen.

„Ich finde das geht gar nicht, wenn direkt daneben Leute wohnen“, ärgerte sich Timo (25), der gerade beim benachbarten Bahnübergang Königsstraße warten musste. Kumpel Noah (29) stimmte grundsätzlich zu, wies aber auch auf fehlende Alternativen hin: „Irgendwie muss man’s ja machen.“

75 Tonnen Glyphosat verbraucht die Bahn nach Angaben von 2019 jedes Jahr, mit einem Anteil von 0,4 Prozent am deutschen Gesamtverbrauch ist der Konzern der größte Einzelverbraucher im Land. Nicht gerade Eigenwerbung, weiß auch die Bahn.

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2019 hatte eine Bahn-Sprecherin auf EXPRESS-Nachfrage eingeräumt: „Wir nehmen die Sorgen der Anwohner ernst und würden lieber heute als morgen auf Glyphosat verzichten.“

Bahn sucht nach Alternativen für Glyphosat-Einsatz

In der Prinz-Albert-Straße liegen viele Grundstücke in etwa sieben Meter von den Schienen entfernt und damit genau an der Grenze zur mit Glyphosat behandelten Fläche. 

Nicht nur aus Rücksicht auf die Bonner Anwohner wollte die Bahn im Rahmen eines Forschungsprojekts Alternativen entwickeln. Schließlich besteht durch das Spritzen des Herbizids die Gefahr der sogenannten Abdrift, also einer Verbreitung des Mittels über den angedachten Bereich hinaus. Starker Wind kann diese beispielsweise negativ beeinflussen.