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„Hätte ausrasten können“Familie aus Much erlebt quälende Corona-Quarantäne

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Daniela und ihr Vater Meik im Gespräch mit Moderator Steffen Hallaschka, Virologe Prof. Hendrik Streeck und Dr. Jochen A. Werner.

von Béla Csányi (bc)

Much – Auch im Rhein-Sieg-Kreis verbreitet sich das Coronavirus mit inzwischen weit über 100 Fällen immer stärker. Dass sich Erkrankte teils nicht nur Sorgen um die eigene Gesundheit machen müssen, sondern auch um Unterstellungen anderer Leute, zeigt der Fall einer Familie, die einen Reiterhof mit 26 Pferden in Much betreibt.

Im RTL-Magazin „stern TV“ schilderten Vater Meik (59) und seine Töchter Daniela und Denise ihre Situation in häuslicher Quarantäne. Die war zwar von großer Solidarität ihrer Nachbarn, aber auch von vielen emotionalen Tiefpunkten geprägt. In zahlreichen Videos berichtete die Familie über ihre Situation.

Nach Corona-Infektion: Familie lebt auf Reiterhof in Quarantäne

Den Ursprung nahm alles zunächst weit entfernt, in Berlin, als Daniela mit Reitfreunden feierte. Als eine der Personen positiv auf das Coronavirus getestet wurde, nahm Daniela Kontakt mit dem Gesundheitsamt auf, erhielt dort zunächst aber keine Unterstützung. Trotz der Warnung, dass auch Reitschüler auf dem Hof betreut würden, wurde lediglich geraten, nicht panisch zu reagieren und den Betrieb auf dem Reiterhof weiterzuführen.

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Auf Eigeninitiative ließen sich zunächst Daniela und Meik testen, erst nach dem positiven Ergebnis bei Daniela wurde in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt der Rest der Familie getestet. Das Ergebnis: Auch ihre Mutter hatte sich angesteckt, sie gehört wegen Vorerkrankungen außerdem zur Risikogruppe.

Die vergangenen Tage verbrachte die Familie in häuslicher Quarantäne, erledigte nur die notwendigsten Arbeiten auf dem Hof. „Das ist wie ein kleiner Gefängnisaufenthalt zu Hause“, schildert Meik die unwirkliche Situation.

Familie in Corona-Quarantäne bemängelt Kontakt mit Gesundheitsamt

Was ihn besonders ärgert: Beim Gesundheitsamt war eine anonyme Beschwerde über die Familie eingegangen, man halte sich nicht an die Quarantäne, sei beispielsweise an einer Tankstelle gesehen worden. Auch Tochter Denise wühlte die Beschwerde auf. „Ich hätte ausrasten können. Da fehlen einem echt die Worte, dass man nicht mehr weiß, was man tun soll“, ärgert sie sich.

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Ohnehin bemängelt die Familie den Umgang der Behörden. „Man bekommt vom Staat keinerlei Informationen, keine Unterstützung und weiß letztendlich nicht, an wen man sich wenden kann und ob man ernst genommen wird“, berichtet Meik.

Für Daniela ist auch die anfangs schwierige Kommunikation mit dem Gesundheitsamt ein Ärgernis, auch sie fühlte sich lange nicht ernstgenommen, obwohl sie von Anfang an betonte, dass der Hof etliche Reitschüler betreut.

Familie in Corona-Quarantäne freut sich über Zuspruch und Solidarität

Die Mutter einer Schülerin nimmt die Familie entsprechend in Schutz. Man habe sich vorbildlich verhalten und gehe sehr offen mit der Situation um, lobt sie.

Zuspruch gibt es auch von den besorgten Nachbarn, die sich häufig über die Lage auf dem Hof informieren, Kuchen backen und anderweitige Hilfe anbieten. „Wir haben eine tolle Dorfgemeinschaft“, freut sich Denise über einen der wenigen positiven Eindrücke der vergangenen Tage.

Coronavirus: Familie weiterhin in Sorge um Gesundheitszustand der Mutter

Nachdem Daniela inzwischen geheilt ist, sorgt sich die Familie noch um die Mutter. Sie musste wegen starker Symptome ins Krankenhaus und später sogar auf die Intensivstation. Kontakt oder auch nur Informationen über ihren Zustand gab es kaum, Ärzte waren für Meik lange Zeit telefonisch kaum erreichbar.

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Erst langsam entspannt sich für die Familie die Situation, die Symptome der Mutter, die die Intensivstation schon bald wieder verlassen kann, klingen ab. Jetzt hoffen sie gemeinsam, die belastenden Eindrücke ihrer Corona-Erlebnisse so schnell wie möglich hinter sich lassen zu können. (bc)