Kommt die zweite Corona-Welle?Bonner Top-Virologe Streeck gibt eindeutige Prognose ab

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Der Bonner Virologe Prof. Hendrik Streeck bei der Vorstellung der Ergebnisse seiner Heinsberg-Studie am 13. Mai im Gesundheitsausschuss des NRW-Landtags.

von Béla Csányi (bc)

Bonn – Schon zu Beginn der Corona-Pandemie stand Prof. Hendrik Streeck im Fernsehen regelmäßig Rede und Antwort, auf dem Höhepunkt der Krise startete er in einer selbsternannten „Harakiri-Aktion“ seine viel beachtete Heinsberg-Studie (hier lesen Sie mehr).

So ist der Bonner Top-Virologe zu einem der führenden Experten rund um das Coronavirus geworden. Seine Prognose für die weitere Corona-Entwicklung dürfte viele Menschen daher hoffnungsvoll stimmen.

Coronavirus: Bonner Virologe Hendrik Streeck glaubt in Zukunft eher an Hotspot-Ausbrüche

Auch wenn sich die Zahlen der Infizierten in den vergangenen Wochen deutlich gesenkt hatten, rät Streeck weiterhin zur Vorsicht. „Man kann weder Warnung noch Entwarnung geben, weil man ja nie sagen kann, wie jemand in Kontakt kommen könnte“, sagte der Leiter der Virologie an der Uniklinik Bonn in einem Interview mit dem „General-Anzeiger“. Besonders sogenannte Superspreader seien dabei gefährlich, weil sie viele Menschen in kurzer Zeit anstecken könnten.

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Die oft genannte zweite Infektionswelle, die häufig mit Blick auf den Verlauf der spanischen Grippe im Jahr 1918 befürchtet wurde, ist für Streeck (Hier lesen Sie mehr: Hendrik Streeck angezeigt: Wer steckt dahinter?) dagegen eher nicht vorstellbar: „Ich glaube, was sehr viel wahrscheinlicher ist, ist gar keine zweite Welle. Sondern wir werden immer mal, wie wir das jetzt auch beobachten, Hotspot-Ausbrüche sehen.“

Tatsächlich hatten sich die Neuinfektionen in den vergangenen Wochen vor allen Dingen auf einzelne Orte wie Schlachtbetriebe, eine Kirche in Frankfurt oder Flüchtlingsunterkünfte (hier lesen Sie mehr) konzentriert. Dort waren die Zahlen binnen weniger Tage schnell in dreistellige Bereiche hochgeschossen.

Bonner Virologe Hendrik Streeck: Verschiedene Ansätze im Kampf gegen Coronavirus

Mit Blick auf die wärmeren Länder der Südhalbkugel ist für Streeck außerdem ein Abflachen der Übertragungen im Sommer wahrscheinlich. „Nicht, weil die dort so ein gutes Contact-Tracing haben, sondern auch das Wetter eine Rolle spielt. Andere Coronaviren verhalten sich im Sommer ähnlich“, verwies Streeck auf die mögliche lindernde Wirkung höherer Temperaturen.

Dass es in den kälteren Monaten wieder zu vermehrten Infektionen kommt, hält Streeck entsprechend ebenfalls für gut möglich. Die Frage nach einer Lösung sei dabei gar nicht so einfach: „Wenn man versuchen will, das Virus komplett einzudämmen oder auszutreiben, müsste man sehr viel offensiver testen und jede Infektionskette unterbinden“, erklärte Streeck.

Hier lesen Sie mehr: „Ich baue körperlich ab” – Der Virologe wird privat: Prof. Hendrik Streeck findet eindringliche Worte

Grundsätzlich gebe es aber auch andere Ansätze, falls das Virus dauerhaft in Deutschland heimisch werden sollte. Dann sei beispielsweise eine Teilimmunität der Bevölkerung sinnvoll. Gerade im Sommer seien asymptomatische, also leichte Verläufe wahrscheinlicher. So könnte die Teilimmunität besonders in den wärmeren Monaten mit möglichst geringen Folgen vorangetrieben werden. (bc)