BonnSüffige Präsidenten, kichernde Politiker – Kult-Wirt peppt Hotel „Rheinland“ auf

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Hoteldirektor Johannes Jungwirth zeigt den Hanseaten und Bundeskanzler Helmut Schmidt mal ganz bayerisch im Jahr 1982. Rechts: Da lachen wir uns mal alle schlapp und darauf ein Gläschen Sekt: Gerhard Schröder, Joschka Fischer und Oskar Lafontaine nach der Unterzeichnung des Koailtionsvertrages 1998. 

von Stefan Schultz (stz)

Bonn – Regional und überregional, ob EXPRESS oder Süddeutsche Zeitung – vielen Journalisten zeigte Hoteldirektor Johannes Jungwirth (40) im Jahr 2020 das Bonner Hotel „Rheinland“. Denn in der Herberge an der Berliner Freiheit wird deutsche Geschichte gelebt, besser gesagt: Hier lebt die alte Bonner Republik.

Vier Botschaftszimmer der Siegermächte lassen den Hotelgast zum Beispiel unter dem strengen Blick der Eisernen Lady schlafen. USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich: Kein Bonner Hotel bietet internationales Flair zu Zeiten des Kalten Krieges. Und bald gibt es im Hotel noch viel mehr Bonner Geschichte. 

Doch für die gute Presse kann sich Jungwirth in Zeiten von Corona zurzeit nichts kaufen. Die Hotelbranche liegt am Boden, kämpft ums Überleben. Die kurze Zeit zwischen beiden Lockdowns war nicht mal der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Auslastungszahlen und Umsätze sind erschreckend. „2020 war ein verschenktes Jahr“, so Jungwirth.

Alles zum Thema Corona

Doch der Hotelmanager bleibt optimistisch, plant schon für die Zeit nach Corona. „Die Hotellerie wird danach nicht mehr die gleiche sein“, erklärt Jungwirth und spielt damit darauf an, dass Unternehmen es im Krisenjahr verstanden haben, so ziemlich jedes Meeting,  national wie international, über Videokonferenzen abzuhalten. „Die Unternehmen haben gelernt und verstanden, dass man dadurch auch viel Geld sparen kann und nicht jede Geschäftsreise nötig ist.“ Für Häuser, die gerade von Geschäftskunden abhängig sind, keine guten Nachrichten.

Jungwirth kann aber ein wenig durchatmen: Seine vier Botschaftszimmer hatte er zum Glück schon vor der Pandemie geplant und umgesetzt. Und im nächsten Jahr folgt der nächste Coup in Sachen Bonner Republik und daran sind die neue Berliner Republik und zwei Bonner Gastronomen nicht ganz unschuldig.

Bonner Hotel „Rheinland“: Angebot aus Berlin

In den 1990ern zog es Harald Grunert und Friedel Drautzburg in die große Stadt. Dort eröffneten sie ihre Kneipe „StäV“ (Ständige Vertretung). Neben der in der neuen Bundeshauptstadt sollten noch weitere Filialen auch in anderen Städten folgen, manche wurden aber auch wieder geschlossen.

Die Kneipiers übergaben ihr „StäV-Imperium“ inzwischen an Nachfolger, doch aus der alten Bonner und Berliner Zeit ist etwas zurückgeblieben. Jungwirth. „Grunert war total begeistert von unserem Botschaftshotel. Er hatte davon in der Zeitung gelesen, schrieb mir eine Mail  und machte mir ein Angebot.“

Bonner Hotel „Rheinland“: Bald kommen auch Museumszimmer

Im Klartext: 39 gerahmte Fotografien aus alten Bonner Regierungszeiten lagern inzwischen im Frühstücksraum des „Rheinland-Hotels“. Von Adenauer über Heuss, Lübke, Brandt, Schmidt, Kohl oder Schröder – Bundesminister und internationale Gäste. Witzige und überraschende Fotos, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt.

Wahre Schätzchen also aus 50 Jahren Bonner Regierungssitz und damit war auch schon die nächste Idee geboren – das Hotel setzt weiter auf die „Bonn-Karte“. „Wir werden zwei zusätzliche Museumszimmer im Haus einrichten. Dabei geben wir den Hotelgästen auch wieder historische Erklärungen zu jedem Bild an die Hand“, so Jungwirth.

Für die Zukunft ist auch ein Katalog des Hauses mit vielen Bildern aber auch Ausstellungsstücken aus den Botschaftszimmern geplant. Und wenn Corona es in Zukunft wieder zulässt, will Jungwirth seine Gäste mit einem speziellen Bonbon an den Rhein locken: „Wir schnüren ein Bonn-Paket“, schmunzelt er, aber lässt die Katze erst aus dem Sack, wenn es soweit ist.