Bonn-TannenbuschTäter verfolgen Mercedes, dann fallen Schüsse aus fahrendem Auto

Einschussloch Tannenbusch

Der Mercedes wurde bei den Schüssen am 22. Mai unter anderem am Kofferraum von einer Kugel getroffen. 

Bonn – Szenen wie aus einem Gangsterfilm: In der Nacht zum 22. Mai wurden aus einer fahrenden Limousine vier Schüsse abgegeben. Zielscheibe war der schwarze Mercedes eines 25-Jährigen, der nachts um 4.30 Uhr auf einem Supermarkt-Parkplatz an der Oppelner Straße in Tannenbusch stand. Dann verschwand die Limousine mit drei Insassen ohne zu stoppen im Morgengrauen.

Getroffen wurde der Mann nicht, aber sein Auto war durchlöchert. Unter Schock meldete er den Vorfall sofort der Polizei. Vier Projektile fanden die Ermittler später auf der Fahrerseite: Im Kofferraum, im Außenspiegel, in der Heckscheibe sowie im Bereich der hinteren Tür waren die Kugeln eingeschlagen. 

Schüsse aus fahrendem Auto in Bonn: Anklage wegen versuchten Mordes

Die Bonner Staatsanwaltschaft hat drei Männer aus Alfter, Bornheim und Erftstadt jetzt wegen heimtückischen versuchten Mordes, Sachbeschädigung sowie Verstoß gegen das Waffengesetz angeklagt, wie Gerichtssprecherin Patricia Meyer auf Anfrage bestätigte. Demnach hatte die heimliche Verfolgung des späteren Opfers bereits auf einer Tankstelle in Bornheim angefangen, wie eine Videoaufzeichnung später beweisen sollte.

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Auch offenbarte die Überwachungskamera, wer die mutmaßlichen Täter waren. Anschließend waren die drei Angeklagten im Alter von 25, 29 und 33 Jahren dem später Geschädigten bis auf den Supermarkt-Parkplatz nachgefahren. Bei der Auseinandersetzung soll es sich um Revierkämpfe im Drogenmilieu gehandelt haben.

Tatverdächtige nach Schüssen in Bonn-Tannenbusch festgenommen

Zwei Wochen später konnten zwei der drei Männer aus Bornheim und Alfter festgenommen werden: Bei den Hausdurchsuchungen wurden Drogen (Kokain und Ecstasy), aber auch eine Waffe – ein Revolver Kaliber 38 – im Fußraum eines PKWs gesichert. Der dritte Angeklagte wurde Anfang Juli in Erftstadt verhaftet.

Der 29-Jährige, der damals vom Beifahrersitz die Schüsse abgegeben haben soll, hat bereits eine erstaunliche kriminelle Karriere: Mit 20 Jahren wurde er vom Amtsgericht Brühl wegen dreifachen schweren Raubes sowie Anstiftung zum schweren Raub zu viereinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt.

Verdächtig nach Mordversuch in Bonn-Tannenbusch: Angeklagter betrog bei Corona-Hilfe

Einer der drei Angeklagten, der 25-Jährige Bornheimer, soll zudem durch einen Corona-Subventionsbetrug aufgefallen sein. Kurz vor der tödlichen Mission im Tannenbusch hatte er versucht, sich mit einem legalen Gewerbe selbstständig zu machen, hatte dafür jedoch die Corona-Soforthilfe für Selbstständige beantragt; fünf Tage später war der staatliche Geldsegen bereits auf seinem Konto.

Der Fall wurde jetzt vor dem Amtsgericht Bonn eingestellt, nachdem der 25-Jährige zugesagt hat, die zu Unrecht kassierten 9000 Euro schleunigst zurückzuzahlen. Denn tatsächlich hatte er bis dahin keinerlei Einnahmen als Selbstständiger, sondern bekam sogar regelmäßig Löhne sowie Kindergeld von seinem Arbeitgeber überwiesen.

Alles kriminelle Peanuts im Vergleich zu dem Mord-Verfahren, das das Trio jetzt vor Bonner Schwurgericht erwartet. Der Prozess ist noch nicht terminiert. (ucs)