Prozess in BonnMissbrauchsvorwurf gegen Adoptivvater – der äußert schlimmen Verdacht

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In Bonn steht seit Dienstag ein Bundeswehrsoldat vor Gericht, der seine Stieftochter als Kind missbraucht haben soll. Das Symbolfoto aus dem März 2014 entstand in Berlin.

Bonn/Weilerswist – Zwanzig Jahre liegen die geschilderten Vorfälle bereits zurück: Im Jahr 2000 soll ein Bundeswehrsoldat seine damals neun Jahre alte Adoptivtochter das erste Mal sexuell missbraucht haben. Die Übergriffe sollen im Badezimmer oder im Keller des Familienhauses in Weilerswist stattgefunden haben.

Nach zwei Jahren, als die Familie 2002 nach Norddeutschland zog, soll der Spuk vorbei gewesen sein. Vorgeworfen werden dem Vater von drei weiteren Kindern insgesamt sechs konkretisierbare Fälle des Missbrauchs an der erstgeborenen Tochter seiner ersten Ehefrau, die heute 29 Jahre alt ist. Seit Dienstag muss sich der Stabsfeldwebel vor einer Jugendschutzkammer des Bonner Landgerichts verantworten. 

Bundeswehrsoldat nach Missbrauchsvorwürfen von Adoptivtochter freigestellt

Es war der Tag, auf den der Angeklagte seit über zweieinhalb Jahren gewartet hatte. Denn 2018 erfuhr der 51-Jährige von der Strafanzeige seiner Adoptivtochter, seitdem ist er vom Dienst freigestellt. Aber, so stellte der Angeklagte gleich klar, „alle Missbrauchsvorwürfe sind frei erfunden. Diese Geschehnisse hat es nicht gegeben“.

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Der Angeklagte am Dienstag (10. November) vor dem Bonner Landgericht. Seit Aufkommen der Vorwürfe vor zwei Jahren ist er bei der Bundeswehr vom Dienst freigestellt.

Über drei Stunden lang berichtete er dann von der verwickelten Familiengeschichte, die erklären sollte, wie es zu den falschen Vorwürfen gekommen sei. Im Zentrum stand die verunglückte Beziehung zu seiner ersten Ehefrau und Mutter seines späteren Adoptivkindes.

Wie er von dieser Frau finanziell betrogen, ausgenutzt, manipuliert und schließlich erpresst worden sein soll. „Ich war ein Spielball dieser Frau.“

Bundeswehrsoldat sieht sich nach Missbrauchsvorwürfen als Opfer einer Intrige

Er sei Opfer einer perfiden Intrige geworden, die er nicht - oder erst viel zu spät - durchschaut habe, so der Angeklagte. Die „Quelle“ der Missbrauchsvorwürfe sei seine Schwiegermutter gewesen: Sie habe diese Verleumdung früh schon - da war das Kind erst vier Jahre alt - in die Welt gesetzt und habe wohl von einer anderen Wahrheit ablenken wollen.

Nämlich, dass das Kind bereits von seinem eigenen Großvater - also dem Vater seiner Frau - missbraucht worden sei. Mit Schrecken, so der Angeklagte, erinnere er sich an die Szene, als seine damals neunjährige Adoptivtochter ihm eines Tages im Badezimmer ein sexuelles Angebot gemacht habe, ob sie es bei ihm so machen solle wie beim Großvater.

„Ich konnte das nicht glauben. Ich habe es sofort meiner Frau erzählt“, aber sie habe nicht weiter reagiert. „In dieser Familie wurde immer auf alles der Deckel gehalten. Es wurde alles vertuscht, offenbar weil da was passiert ist.“

Adoptivtochter wartet nach Missbrauchsvorwurf auf Auftritt als Zeugin

Der Angeklagte ist sicher, dass auch seine Adoptivtochter den Manipulationen jahrelang ausgesetzt war - und dass nicht sie es war, die den angeblichen Missbrauch angezeigt hat.

Vor dem Gerichtssaal wartete die 29-Jährige Stunde um Stunde auf ihren Auftritt als Zeugin - immer wieder musste sie vertröstet werden. Ein vorläufiges Gutachten hält ihre Aussage für glaubwürdig. (ucs)