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Bonner Stadtgeschichte„Blumenmädchen“ rettete Festakt mit Weltberühmtheit

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Der große Augenblick für das „Blumenmädchen“. Am 19. Mai 1965 übergibt sie Queen Elizabeth II. vor der Bonner Universität nach einem Hofknicks einen Strauß Blumen.

von Béla Csányi (bc)

Bonn – Es war eines der großen Highlights in der Bonner Geschichte als Bundeshauptstadt: Der Besuch von Queen Elizabeth II. im Mai 1965. Beinahe wird es schon am zweiten Tag der zehntägigen Reise peinlich. Als die Monarchin die Universität besucht, kommt sie einige Minuten zu früh – der Rektor ist da noch gar nicht bereit.

Die damals achtjährige Tochter des Kanzlers rettet die Situation mit einem Strauß Blumen und einem vornehmen Knicks, wird so als „Blumenmädchen“ bekannt. Im Gespräch mit EXPRESS blickt sie zurück.

Gevinon Gräfin von dem Bussche-Kessell empfing als „Blumenmädchen“ die Queen

Auch 55 Jahre nach der Begegnung mit Queen Elizabeth II. hat das einstige „Blumenmädchen“ die Situation noch genau vor Augen. „Das sind so einschneidende Erlebnisse, die vergisst man nicht. Ich sehe mich noch als kleines Mädchen, vor allem bei den Vorbereitungen“, erinnert sich Gevinon Gräfin von dem Bussche-Kessell.

Alles zum Thema Joe Biden

Die Tochter des damaligen Universitätskanzlers Eberhard Freiherr von Medem hatte lange für den Auftritt geprobt, doch in der Not musste dann alles ganz schnell gehen.

Der Konvoi der Queen fuhr bereits zehn Minuten früher als geplant vor, Rektor Hugo Moser steckte noch mitten in den Vorbereitungen. „Irgendwas musste geschehen, um die Zeit zu überbrücken“, erklärt die Gräfin: „Und da hat mein Vater dann gesagt: ‚Jetzt gehst du los.‘ Und das macht man dann als Tochter natürlich.“

„Blumenmädchen“ musste Empfang von Queen Elizabeth II. in Bonn retten

Wie sich bei den Erwachsenen um sie herum plötzlich Panik breit machte, bemerkte das junge Mädchen zunächst gar nicht. Erst im Nachhinein habe sie erfahren, dass die Queen zu früh dran war und das Protokoll kurzfristig geändert wurde. Den hohen Besuch vor versammelter Meute stehen zu lassen wie bestellt und nicht abgeholt? Unvorstellbar.

In den Vorwochen lernte das „Blumenmädchen“ bei einer Ballettlehrerin das vornehme Schreiten, um die etwa 100 Meter auf dem Roten Teppich bis zum Auto elegant zu meistern. Auch der Hofknicks wurde geübt. „Den habe ich bis vor kurzem noch beherrscht. Vielleicht klappt es auch immer noch“, lacht Bussche-Kessell.

Vorab stellte sie nur eine Bedingung: Einen Handkuss wolle sie der Queen nicht geben. Weil der am englischen Hof ohnehin nicht üblich war, konnte ihr Vater sie schnell überzeugen. Der feine Knicks als Geste der Höflichkeit reichte vollkommen aus.

„Blumenmädchen“ hielt Bonn auch zum Studium die Treue

Das Bild der kleinen Gevinon mit der Queen war überall zu sehen. Auch bei den damaligen Klassenkameraden der Martin-Luther-Schule sorgte die Szene für Aufsehen. „Das war natürlich ein Gesprächsthema“, erinnert sich die Gräfin, die bis heute immer wieder auf den Auftritt angesprochen wird.

Bonn hielt sie auch während ihres Studiums der Hispanistik die Treue. Noch heute leben ihre beiden Brüdern in der Bundesstadt. Sie wohnte später lange auf dem Familiengut ihres Mannes in Lüdenscheid und ist seit inzwischen anderthalb Jahren am Bodensee heimisch.

Queen Elizabeth II. auch 55 Jahre nach „Blumenmädchen“- Ereignis im Amt

Dafür, dass die Queen auch heute noch in Amt und Würden ist, hat die Gräfin tiefen Respekt übrig. „Ich finde das absolut einmalig“, gerät sie ins Schwärmen. Elizabeth II. habe beispielsweise 13 US-Präsidenten überdauert, mit Joe Biden könnte bald ein 14. hinzukommen. Nur Lyndon B . Johnson (1963-1969) traf sie niemals persönlich.

Die Neugier nach den vielen Erlebnissen der inzwischen 94-Jährigen ist groß: „Wenn ich drei Wünsche hätte, würde ich einen nutzen um zu erfahren, wie die Queen ihre Amtszeit beurteilt.“

Bewegte Bilder vom damaligen Besuch von Queen Elizabeth II. in Bonn und die Erinnerungen von „Blumenmädchen“ Gevinon Gräfin von dem Bussche-Kessell gibt es am Freitagabend um 20.15 Uhr in der dritten Folge der Reihe „Unser Land in den 60ern“ im WDR-Fernsehen.