Ludwig van BeethovenBonns berühmtester Sohn war ein „Eierfuchs“

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Das Foto zeigt ein ziemlich cooles Graffiti in Bonn, das dem berühmten Sohn der Stadt auf moderne Art und Weise huldigt.

Bonn – Da müssen wir Rheinländer ganz schön stark sein! Denn unser Beethoven, dessen 250. Geburtstag vor allem in Bonn dieses Jahr ja im Fokus steht, hat zwar die ersten zwei Jahrzehnte seines Lebens hier verbracht – doch eigentlich alles, was wir von ihm wissen, stammt aus seiner Wiener Zeit.

Da sind allerdings nicht nur seine wunderbaren Werke entstanden, sondern da prägte ihn auch das Negative – z. B. seine Vergangenheit, die mit seinem immer stärker werdenden Ohrleiden in Verbindung stand. Und was war im Rheinland?

Wir haben zum Todestag des Genies am 26. März mit dem Bonner Kabarettisten und Beethoven-Kenner Konrad Beikircher (74), der mit seinem Buch „Der Ludwig – jetzt mal so gesehen“ (KiWi, 16 Euro) gerade in den Bestseller-Listen gelandet ist, gesprochen. Und wir haben zum 250. Jubiläum mit ihm 25 Fakten zu „Ludwig van Rheinland“ zusammengetragen.

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Bonn zu Beethovens War ein Städtchen mit gerade mal 9560 Einwohnern, das ausschließlich vom Kurfürsten lebte. Fabriken und Handel in größerem Umfang gab es nicht. „Weetschafte ze basch, natürlich, Kirchen sat, auch klar, Schulen, ja sicher, evver nit esu vill“, so Konrad Beikircher.

Das Geburtshaus von Ludwig van Beethoven Wo ist Ludwig zur Welt gekommen? Natürlich im heutigen „Beethovenhaus“, Bonngasse 515 (heute Nr. 20), und da im Gartenflügel in einer kleinen Dachgeschoss-Kammer. Später sind die Beethovens oft umgezogen, allerdings sind die anderen Häuser nicht mehr erhalten. Nächste Station war das Haus des Bäckermeisters Fischer in der damaligen Rheingasse, ungefähr in der Höhe vom heutigen Café Kleimann.

Die Taufe Getauft wurde Beethoven am 17. Dezember 1770 in der damaligen Remigiuskirche, die am heutigen Blumenmarkt stand, 1800 von einem Blitz zerstört und danach abgetragen wurde. Taufpaten waren Opa Ludwig und die Nachbarin Gertrud Müller, genannt „Baums Jechtrud“. Ludwig wurde übrigens meist „Louis“ gerufen.

War Ludwig van Beethoven fromm? Er wurde katholisch getauft, war aber kein Kirchgänger, obwohl er bereits mit 14 Jahren zum zweiten Organisten der Bonner Hofkapelle ernannt wurde.

So war der Papa von Beethoven Was das Verhältnis zu seinem Vater betrifft, da herrschte keine gute Stimmung. „Der Vater galt als jähzornig und labil und soll ihm gegenüber sogar gewalttätig geworden sein. Er war oft betrunken, brachte nachts ebenfalls betrunkene Saufkumpel mit und weckte dann Ludwig, damit er noch was vorspielte und der Papa damit angeben konnte.“ Zum Glück wurde Ludwig bald von der Familie Breuning (lebte am Münsterplatz) wie ein Familienmitglied aufgenommen. Die brachte ihm auch bei, wie man richtig isst, sich vernünftig kleidet und diskutiert.

Ludwig van Beethoven das Spielkind Treffpunkt der Kinder war im Sommer der Rhein, im Herbst und Winter der Palmengarten (am Alten Zoll). Und da war Ludwig mittendrin. Er hatte eine schlichte, einfache Kindheit, spielte viel mit seinen jüngeren Brüdern und den Fischer-Kindern. „Er war ein richtiger Lausbub. Einmal ist er von der Vermieterin beim Eierklauen erwischt worden, daraufhin nannte sie ihn »Eierfuchs«“, so Beikircher.

Übte Beethoven viel? Musste er als Kind viel Klavier üben? Er musste es nicht, er hat es freiwillig gemacht. Erster Klavierlehrer war sein Vater, doch erst als ihm Hoforganist Christian Gottlob Neefe (1748 – 1798) Unterricht gab, konnte er sich musikalisch richtig entwickeln.

Die Schule Wichtig war ihm das Klavier, Schule spielte nur eine Nebenrolle, es gab ja keine Schulpflicht, und er lernte schwer. „Er wurde zuerst von Lehrer Huppert unterrichtet, ging dann in der Münsterschule, aber nur selten.“ Alles was er wusste, hatte er sich selber beigebracht, und darauf war er sehr stolz – zu Recht. Er las Latein und Altgriechisch im Original, war interessiert an Philosophie, Geschichte und Astronomie. Er schrieb über 1800 Briefe, einige davon mit hoher literarischer Qualität!

War Beethoven ein Wunderkind? „Nein, er war kein Mozart“, sagt Konrad Beikircher. „Er war zwar ein extrem talentierter Pianist, aber für Wunderkind reichte es nicht.“ Trotzdem schickte ihn der Vater 1778 auf eine Wunderkind-Tournee durchs Rheinland, und da Ludwig zu dem Zeitpunkt schon achteinhalb Jahre alt war, machte der Papa ihn auf den Plakaten einfach mal eben eineinhalb Jahre jünger.

Wo trat Ludwig van Beethoven auf? Unter anderem damals in Hennef, Ahrweiler, Adendorf, Siegburg und Bensberg.

In Köln gastiert Zum ersten Mal trat er auf dieser Tour auch in Köln auf. Er gab zwei Konzerte im musikalischen Akademiesaal in der Sternengasse (rund 300 Plätze).

Er war nie in Düsseldorf! Und die dritte große Metropole? War Beethoven dann mal in Düsseldorf? „Nein, da war er nie“.

Nur Fremdkompositionen Auf der ersten Tournee spielte Beethoven keine eigenen Werke. Es waren nur Fremdkompositionen, er selbst hatte noch nichts Richtiges. Erste eigene Veröffentlichung war 1782 „Neun Variationen über einen Marsch von Dressler“, da war er aber immerhin schon 12.

Bonner Werke von Ludwig van Beethoven Hat er in Bonn auch was Bekanntes komponiert? Am bekanntesten ist das „Ritterballett“. Das entstand 1790/91 für eine Karnevalsveranstaltung des Grafen Ferdinand von Waldstein (1762 – 1823) und war am 6. März 1791 (Karnevalssonntag) erstmals im Bonner Redoutensaal zu hören. Gelauscht haben Mitglieder des Bonner Adels.

Ode aus Bonn Ist die weltberühmte „Ode an die Freude“ ganz und gar in Wien entstanden? „Nein. Beethoven hat auch schon in seiner Bonner Zeit daran gebastelt – und später in Wien die Bonner Elemente beibehalten.“

Das Rätsel um Elise von Ludwig van Beethoven Sein bekanntestes Klavierstück ist „Für Elise“. War die eine Rheinländerin? „Eher nicht“, sagt Beethoven-Experte Beikircher. „Genaues weiß man immer noch nicht. Unter anderem wird Opernsängerin Elisabeth Röckel genannt. Angeblich hat er ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht.“

Beethovens Aussehen Während seiner Bonner Zeit war er ein athletischer Typ, sehr männlich, schlank, mit bräunlichem Teint und Wuschelkopf – allerdings hatte er Pockennarben. Er war schick gekleidet. Als kurkölnischer Hoforganist, der in diesem Job 100 Taler Gehalt bekam, musste er eine Musiker-Uniform tragen. Dazu gehörten ein seegrüner Frackrock, eine kurze grüne Hose mit Schnalle, ein Klackhut und ein Degen. Mit anderen Worten, er sah schon gut aus...

Seine Stammkneipe Hatte er in Bonn eine Stammkneipe? Klar, das war die „Babette“ am Marktplatz, wo er mit 16 Jahren auch Mitglied des Künstlerstammtisches wurde. Konrad Beikircher: „Er hat gern und viel Schabau getrunken, ist aber nie aufgefallen. Schnaps war damals sehr beliebt, weil er billiger als Wein und Bier war – und schneller zielführend!“

Seine Launen Auf vielen Abbildungen sieht er vergnatzt und schlecht gelaunt aus. War er ein angenehmer Trinkkumpan? „Stimmt, er war hin und wieder bärbeißig, aber nicht immer. Er hatte aber viel Humor und konnte ansteckend lachen“, so der Experte. Ein Freund sagte mal: „Beethoven hätte von seinem Lachen leben können – wenn er es verkauft hätte!“ Seine Missmutigkeit kam erst in Wien mit der Taubheit.

Gab's Groupies? „Ja, er war das, was man einen Womanizer nennt, er wurden von vielen Frauen bewundert“, sagt Konrad Beikircher. Als Jugendlicher war er ständig verliebt, leider meist in Frauen vom falschen Stand: entweder in unerreichbare schöne Adelige oder (was ihm nicht recht war) in Mädels „unter seiner Würde“ (z.B. Kellnerinnen…). Bekannt ist seine Liebe zur Sopranistin Magdalena Willmann , die ihn später mal in Wien besuchte. Die beiden verliebten sich da übrigens wieder – und verlobten sich sogar. Doch dieses Versprechen hielt nur vier Tage.

Seine Sprache Als Kind sprach er richtiges Bönnsch und erst mit acht, neun Jahren, als er Kontakt zur höher gebildeten Familie Breuning bekam, nutzte er das feinere Rheinisch. Auch in Wien blieb er dem Rheinischen treu – zum Entsetzen der Wiener, die ihn kaum verstanden...

Seine Taubheit War er im Rheinland schon taub? Nein, das kam erst in Wien. Bereits im Alter von 27 Jahren wurde Beethoven schwerhörig. Mit 48 war er dann komplett taub und litt unter Tinnitus. Nach neusten Untersuchungen soll es eine Folge von „Fleckentyphus“, übertragen durch einen Rattenfloh, gewesen sein, die ihm sein absolutes Gehör nahm. Trotzdem komponierte er weiter. Die Heilungsversuche der damaligen Zeit waren schmerzhaft und verursachten zusätzliche Entzündungen im Ohr. Linderung brachten sie nicht.

Auf nach Wien Wann war er überhaupt das erste Mal in Wien? 1787 reiste er auf Kosten des Kurfürsten an die Donau, wo er bei Mozart studieren wollte. Er kam aber schon zwei Wochen später zurück, weil seine Mutter an Schwindsucht litt und im Sterben lag.

Abschied vom Rheinland Warum hat er das Rheinland endgültig verlassen? Kollege Joseph Haydn ist schuld, den er 1792 in Bonn kennengelernt hatte. Die beiden haben den Umzug bei einem Treffen in Bad Godesberg besprochen, Beethoven wurde dann in Wien Haydns Schüler. Zwei Jahre später wurde das Rheinland von den Franzosen besetzt, damit verlor Beethoven seine Anstellung beim Kurfürsten, und er blieb in Wien. Übrigens auch aus ökonomischen Gründen: Wien war damals das, was heute New York ist – ein Paradies für Künstler.

Beethovens Liebe zum Rhein Ist Beethoven in Wien Rheinländer geblieben? Natürlich. Er hatte in Wien viele Freunde aus dem Rheinland und schwärmte in seinen Briefen vom Rhein und dem „schönen Himmel über dem Rheinland“. Er hat in Wien auch eine der wichtigsten Lebensregeln des Rheinlandes beibehalten – dass alle Menschen vor der Theke gleich sind.