Räuberin kam per RadNiederkassel: Irre Reaktion von Kassiererin bei drittem Überfall

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Dreimal überfiel die Angeklagte die Tankstelle in Niederkassel. Das Bild zeigt ein Fahndungsfoto der Polizei von 2014.

Bonn Niederkassel – Als die Räuberin am 26. Januar 2014 zum dritten Mal mit auf einem Damenfahrrad mit Kindersitz vorfuhr, bekam die Tankstellen-Kassiererin die Krise: Noch bevor zum dritten Mal der schwarze Revolver auf sie gerichtet wurde, griff die 55-Jährige in die Kasse, entnahm mehrere Scheine,  im Wert von zirca 100 Euro, und schleuderte sie der Räuberin – deutlich angenervt – gleich entgegen. Die Räuberin bückte sich nach der Beute, steckte sie ein und verschwand diesmal zu Fuß. Das auffällige Tatfahrrad ließ sie diesmal stehen.

Fast sieben Jahre später hat die Bonner Staatsanwaltschaft eine 39-Jährige Mutter von mehreren Kindern wegen räuberischer Erpressung in drei Fällen angeklagt, wie Gerichtssprecherin Saskia Wielpütz am Freitag, 18. Dezember, auf Anfrage bestätigte. Demnach soll die Angeklagte am Vorabend von Heiligabend 2013 in der Mundorf-Tankstelle an der Weidenstraße erstmalig erschienen sein.  Die unverdächtig aussehende Frau mit schwarzer Hose und Rolli und nur mit einer Wollmütze bekleidet, schien eine Kleinigkeit kaufen zu wollen. Dann jedoch soll sie aus einem Beutel den Revolver gezogen und die Kassiererin bedroht haben. Wie viele Scheine sie der Frau gegeben hatte, wusste die 55-Jährige später nicht mehr. Die Räuberin – gänzlich unmaskiert – zog sich ohne weiteres zurück und entfernte sich mit dem Fahrrad.

Zum zweiten Mal – so die Anklage -­- radelte die 39-Jährige zwölf Tage später,   am 5. Januar 2014, an den Zapfsäulen vorbei und stellte das Rad direkt vor der Tür zum Verkaufsraum ab. Für die Kassiererin ein Déjà-vu: Dieselbe Gestalt, dasselbe Outfit, dieselbe Waffe. Diesmal übergab sie ihr 400 Euro aus der Kasse. Nach dem dritten Auftritt Ende Januar wurde nach der Räuberin schließlich mit Phantombild, aber auch mit dem Fahrradfoto öffentlich gefahndet. Aber offensichtlich konnte die Frau – circa 1,70 Meter groß und rund 30 Jahre alt – nicht identifiziert werden.

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Erst sechs Jahre später – im September 2019 – plauderte wohl der ehemalige Ehemann der Angeklagten bei der Polizei. Während einer Vernehmung in eigener Sache soll er erzählt haben, dass seine Ex-Frau sich ihm zwischenzeitlich anvertraut und die Überfallsserie gestanden habe. Die Angeklagte jedoch hat die Vorwürfe vehement bestritten. Dennoch geht der Ankläger davon aus, dass sie die Täterin war. Nicht zuletzt wegen eines späten Treffers in der DNA-Datei. An dem zurück gelassenen Damenfahrrad mit Kindersitz konnte zahlreiches Zellmaterial von ihr gesichert werden.

Seit August 2020 ist die 39-Jährige in Untersuchungshaft. Der Prozess findet im kommenden Jahr vor der 3. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts statt. (ucs)