Rentner in Auto gestorbenPolizei klärt tödliche Fahrt in den Rhein am Mondorfer Hafen

mondorf

Gerd Muchowski und seine Freunde versuchen das Auto aus dem Wasser zu ziehen. 

von Iris Klingelhöfer (iri)Béla Csányi (bc)

Niederkassel – Es waren dramatische Szenen, die sich am Montag am Mondorfer Hafen abspielten. Ein Mann war mit seinem Auto in den Rhein gefahren und untergegangen. Jetzt steht fest: Es handelte sich um einen Suizid. 

Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, habe sie in der Wohnung des 83-jährigen Troisdorfers einen Abschiedsbrief gefunden. Hinweise auf Fremdverschulden lägen nicht vor.

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Ein Bootssportler hatte zunächst noch versucht, den Rentner zu retten und berichtet von seiner Hilfsaktion. 

Rentner im Rhein ertrunken: Helfer erzählt die tragische Story 

„Ich war noch am Steg, da kam ein Fußgänger angelaufen und schrie: 'Da schwimmt ein Auto im Rhein!'“, erzählt Gerd Muchowski (75). Der gebürtige Siegburger war sofort zur Stelle, sprang mit zwei Freunden auf sein Konsolenboot und fuhr zur Hafenausfahrt. 

Ihnen bot sich zunächst ein verwirrendes Bild. Obwohl sich der Fahrer im sinkenden Wagen befand, war hinter dem Steuer sitzen geblieben und hatte einen Arm aus dem Seitenfenster hängen lassen. 

Auto im Rhein versunken: Die letzten Worte des Fahrers

„Als wir dort ankamen, war das Fahrerfenster schon fast versunken. Alles, was der Mann uns noch sagen konnte, war, dass er nicht schwimmen könne“, erzählt Muchowski. Das tragische Ende: Nur wenig später war von dem Autofahrer nichts mehr zu sehen.

Bootsbesitzer wollten helfen 

Dann haben seine Kollegen und er versucht, das Auto zur Hafeneinfahrt zu ziehen. „Wir fuhren ganz nah dran, mein Kumpel hat dann vom Boot aus ein Seil am Türgriff des Autos befestigt. Das andere Ende haben wir vorne ans Boot geknotet“, berichtet er. 

Bis auf etwa zehn Meter vor der Hafeneinfahrt konnten sie den Pkw ziehen. Als das Auto auf Grund lag, habe der Motor, ein 140 PS Außenborder, aber schlapp gemacht.

„Später kam dann ein Notarzt angeschwommen, aber der konnte nicht tauchen“, so Muchowski. Das Ganze sei ein Riesenschock für den einstigen Malermeister gewesen: „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen.“

Rentner stirbt im Rhein: Fährbetreiber weist Vorwürfe zurück

Ein Zeuge, der den Vorfall auf der Fähre von Graurheindorf nach Mondorf beobachtet hatte, warf den Betreibern vor, nicht zu Hilfe geeilt zu sein.

Diese Anschuldigung wies der Schiffsführer auf EXPRESS-Nachfrage zurück. „Die Fähre war mit mehreren Autos und vielen Personen voll beladen. Mit nur einem Antrieb ist sie sehr träge und kaum präzise zu manövrieren. Das wäre unwahrscheinlich schwierig gewesen.“ Er habe außerdem erst im Nachhinein erfahren, dass sich im Auto noch ein Mensch befand.

Ein weiterer Zeuge hatte versucht zu erklären, wie der Mann überhaupt in den Rhein gefahren war. „Er ist rückwärts in den Rhein gerollt. Warum er so lässig am Steuer saß, keine Ahnung.“ 

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Taucher retteten Autofahrer aus Rhein – Hilfe kam zu spät

Der Fahrer wurde nach etwa 20 Minuten von Tauchern gerettet. Er war mehrere Minuten unter Wasser, musste reanimiert werden. Am frühen Abend verstarb er dann im Krankenhaus.

An der Unfallstelle waren insgesamt 80 Kräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und THW im Einsatz. Mit einem Kran und einer Seilwinde zogen sie nach der Bergung des Fahrers auch den Pkw aus dem Rhein.

Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen

Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:

Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins "Nummer gegen Kummer" richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams "Jugendliche beraten Jugendliche" die Gespräche an. nummergegenkummer.de

Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de