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TV-Star wäre gerne noch mal jungRudolf Kowalski: "Mein Lack ist ab!"

Rudolf Kowalski wäre gerne noch einmal jung.

Rudolf Kowalski wäre gerne noch einmal jung.

Kommissar Stolberg ist zurück! Jahrelang jagte TV-Star Rudolf Kowalski (66) im ZDF Mörder, holte mit seinem Düsseldorf-Krimi Traumquoten von rund acht Millionen Zuschauern. Anfang 2013 wurde „Stolberg“ eingestellt. Morgen sehen wir den überzeugten Rheinländer (lebt in St. Augustin) wieder – in der Katie-Fforde-Verfilmung „Vergissmeinnicht“ spielt er einen Alzheimer-Kranken.

Lesen Sie hier das Interview mit dem beliebten TV-Star:

Kennen Sie Alzheimer-Patienten bzw. kamen bereits vorher mit dem Thema in Berührung?

Betroffene kenne ich nicht. Ich habe das Buch gelesen und vertraue der Recherche des Autors. Man muss ja wissen: das ist ein so genannter Wohlfühl-Film. Alles ist sehr gedämpft. Es geht um das Frühstadium der Krankheit. Dieser Mann ist noch in der Trotzphase, er erkennt die Krankheit nicht an, schiebt das weg. Diese Phase unterscheidet sich ja sehr von späteren Phasen der Krankheit. 

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Trotzdem: Wie fühlt man sich da rein?

Indem man kleine Anzeichen zeigt. Kleine Aussetzer. Ich vergesse im Film den Kittel auszuziehen, wenn ich spazieren gehe. Viele Dinge spielen sich aber auch an der Grenze zur normalen Vergesslichkeit ab. Es gibt Dinge, die einem alten Menschen einfach nicht mehr einfallen.

Was meinen Sie damit genau?

Heute wird ja oft zu früh Alarm geschlagen. Alzheimer ist zu einer Art Mode-Krankheit geworden. Ich kenne kaum einen Kollegen in meinem Alter, der noch keinen Demenzkranken gespielt hat. Früher hieß es Vergesslichkeit, heute gleich Alzheimer. Eine gewisse Vergesslichkeit und Überforderung gehört im Alter doch dazu. Wenn ich zum Beispiel dran denke, dass die Post mich umstellt, ohne dass ich es will und ich plötzlich alles über ein Kabel empfangen muss. Das ärgert mich. Denn wenn das eine Kabel kaputt geht, ist alles weg. Dann gibt's kein Telefon, kein Fernsehen, kein gar nichts mehr. Und ich kann mich nicht dagegen wehren. Anders herum ärgert es mich auch, dass diese Krankheit oft als komisch dargestellt wird. Nach dem Motto: Wir hatten so viel Spaß mit dem kranken Opa. Das ist die andere Trend-Richtung, die ich als problematisch empfinde. So verharmlost man eine ernsthafte Krankheit und eine reale Abhängigkeit von anderen. Für den Betroffenen ist das nicht so lustig.

Was macht diese Krankheit mit dem Betroffenen?

Sie liefert ihn aus. Sie sitzen etwa im Auto und wissen nicht mehr wie das Licht angeht. Da haben Sie panische Zustände, bis da wieder das rettende Ufer erreicht ist. Plötzlich verschwinden Bauteile aus dem Leben, die jahrzehntelang da waren. Und blinde Flecken tauchen auf. Das ist schrecklich. Das macht ein hilflos. Und das kann jederzeit passieren.

Diese Krankheit kann jeden erwischen, die Wahrscheinlichkeit wächst mit dem Alter. Haben Sie für den Fall vorgesorgt?

Ich glaube nicht daran, dass Sudoku lösen viel hilft. Vielleicht habe ich Glück, weil ich in meinem ganzen Leben viele Texte auswendig gelernt habe. Vielleicht hat das mein Gehirn ein wenig geschult. Vielleicht lerne ich aber auch mein Leben ein wenig auswendig und kann es dann eine Weile länger behalten. Ansonsten bin ich in Sachen Patientenverfügungen oder Organspende zwiegespalten. Ich möchte ja auch nicht die letzten Sekunden meines Lebens im OP verbringen, sondern lieber Händchenhalten mit meiner Frau. Ich hatte lange eine Patientenverfügung in einem feuerfesten Umschlag im Auto. Aber rechtlich ist das ja sowieso umstritten. Ich habe die dann wieder weggeworfen. Noch verdränge ich den Tod lieber ein bisschen. Noch gelingt es mir. Man kann nicht alles planen.

Auch der neue Til-Schweiger-Film "Honig im Kopf" kreist um das Thema Demenz. Der geht das ganze komödiantisch an…

Ja, den Humor darf man auch nicht verlieren. Til Schweiger macht seine Filme auch sehr geschickt. Aber es ist problematisch, dieses Thema nur von dieser Seite anzugehen. Auch „Honig im Kopf“ ist allerdings ein Unterhaltungsfilm. 

Apropos: Das „Herzkino“ steht ja sonst für seichtere Themen. Haben Sie wegen des Themas zugesagt - oder mögen Sie das Format?

Sagen wir es so: Ich hatte bei der Produktionsfirma was gutzumachen. Es gab vor Jahren schon einmal einen Anlauf, da musste ich absagen. Jetzt habe ich mir gesagt: Jetzt gibt es keine Ausrede. Außerdem wollte ich auch mal die Erfahrung machen, einen Film aus der Gattung „Nette Menschen mit lösbaren Problemen in schöner Landschaft“ zu machen. Diese Filme werden ja sehr professionell produziert. Machen wir uns nichts vor: Ein Großteil der Leute guckt diese Filme wegen der Landschaft. Nicht wegen der guten Schauspieler. Aber das deprimiert mich gar nicht.  Ich kann damit leben.

Sie haben gerade Silberhochzeit gefeiert. Wurde das groß zelebriert? 

Überhaupt nicht. Wir waren zwei Tage an der Nordsee. In der Badewanne von Köln.

25 Jahre Ehe sind heutzutage ja außergewöhnlich. Haben Sie ein Rezept für eine lange funktionierende Partnerschaft?

Getrennte Badezimmer! (lacht) Ich glaube, das hilft. Jeder kann da buchstäblich machen und stört nicht den anderen. Keiner ruft: bist du endlich fertig? Bei uns hat sich das zufällig so ergeben. Wir haben irgendwann die Öltanks rausgeschmissen und eine Sauna eingebaut. Und da musste eine Dusche dazwischen. Seitdem treibe ich mich da rum und meine Frau hat das andere Badezimmer. Und das hat sich als Glücksgriff erwiesen. Wir beide vertragen uns sogar morgens. Ansonsten sollte man sich als Paar natürlich nicht vergessen. Man sollte sich nicht zu sehr aneinander gewöhnen. Das klingt und ist banal. Aber im Alltag nicht einfach umzusetzen und durchzuhalten. Wenn man 24 Jahre miteinander lebt, wird man irgendwann unaufmerksam. Dann sollte man sich daran erinnern, was man aneinander hat. Und sich immer noch gegenseitig die Tür aufhalten. Es sind die Kleinigkeiten, wir haben da natürlich auch kein Programm.

Ist es ein Vor- oder Nachteil, mit einer Kollegin verheiratet zu sein?

Ein absoluter Vorteil, finde ich. Sie weiß wovon ich spreche und kennt auch die Probleme. Sie weiß wie man sich nach einer Vorstellung fühlt. Das muss ich alles nicht verbalisieren. 

Sie sind 66. Fängt da das Leben erst an?

Gott, nein! Es wird immer mühsamer. Ich spüre die Tücken des Alters immer mehr. Die Funktionen setzen langsam aus oder werden weniger. Joggen ist nicht mehr, Walken geht aber noch. Entweder wird die Schrift auf den Werbezetteln immer kleiner oder meine Augen werden schlechter. Es sind die Kleinigkeiten. Man merkt es gar nicht, aber es bröckelt so langsam. Der Lack ist ab. Ich genieße zwar gewisse Privilegien, aber das wiegt das alles nicht auf. Ich wäre gerne noch mal jünger. Das gebe ich ganz offen zu. Aber: Solange man noch darüber lachen kann, ohne dass einem die Zähne dabei rausfallen, geht's noch einigermaßen… (lacht)