Theater bricht TabuLive-Sex auf der Bühne!

Hamburg – Es beginnt mit einem innigen Zungenkuss. Dann greift sie nach seinem Penis, bewegt ihre Hand rauf und runter. Später sind ihre Körper eng umschlungen, bewegen sich auf und ab. Auf der Kampnagel-Bühne geht es im Juni richtig zur Sache. Beim „Live Art Festival“ bricht das Theater in Hamburg alle Tabus – und zeigt Live-Sex auf der Bühne!

Auf dem Boden liegt ein zehn mal zehn Meter großer, weißer Teppich. Rund herum sitzen 80 Zuschauer auf Kissen und Hockern. Zwei Tänzer, das französische Paar Ikue Nakagawa und Lorenzo de Angelis, kommen herein, ziehen sich aus, küssen sich, verknoten ihre Körper in den verschiedensten Stellungen miteinander – schließlich sollen sie echten Sex haben.

In den 35 Minuten wird kein einziges Wort gesprochen. Es gibt weder Musik noch Beleuchtung, nur Tageslicht. „Libido Sciendi“ heißt das Tanztheater-Stück des Pariser Regisseurs Pascal Rambert.

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Anne Kersting (39), Kuratorin des „Live Art Festivals“, hat es nach Hamburg geholt. „Im ersten Moment erschrickt man als Zuschauer und denkt: Oh Gott, jetzt holt sie ihm einen runter! Und ich sitze verdammt nah dran. Ich will hier schnell wieder weg“, sagt Kersting. „Es gibt immer wieder pornografische Momente, aber am Ende bleiben Sinnlichkeit und Erotik.“

Darf Kunst denn wirklich alles? „Theater haben doch die Aufgabe, Menschen mit einer Wahrnehmung zu konfrontieren, die sie vorher so noch nicht erlebt haben“, sagt Anne Kersting. Eintritt zu dem Stück hat jeder ab 16 Jahren. „Jemand, der schon mal Sex gehabt hat, kann da besser anknüpfen“, so Kersting. Und das sei in dieser Altersgruppe ja nicht mehr unwahrscheinlich.

Und auch sonst ist das „Live Art Festival“ ganz schön versext. Es wird auch der Kunst-Porno „Girlmonster – Community Action Center“ von den New Yorkerinnen A.L. Steiner und A.K. Burns gezeigt. „In Pornofilmen gibt es ja keine Grenzen. Und genau das thematisiert dieser Film“, erklärt Anne Kersting.

Das Plakat zu dem Streifen zeigt einen nackten Mann, der mit Klebeband gefesselt und mit einer braunen Masse beschmiert ist. Zu drastisch für die Deutsche Bahn – sie hat verboten, die Plakate am Hauptbahnhof und an der S-Bahn-Haltestelle Reeperbahn aufzuhängen. „Diese Form der Werbung ist nicht Image-fördernd für die Deutsche Bahn“, so ein Sprecher.

Und noch ein Programmpunkt beim „Live Art Festival“ dreht sich um die Erotik: In dem skurrilen Tanzstück „Magical“, das vom Feminismus und dem Schönheitsideal der Frau handelt, zerschneidet sich die französische Schauspielerin Anne Juren langsam ihr Kleid, bis sie schließlich nackt auf der Bühne steht. Und setzt ihren Unterleib mit einer Lampe in Szene. „Und dann“, erzählt Kuratorin Anne Kersting, „zaubert sie ein scheinbar meterlanges Tuch aus ihrer Vagina.“

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