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Sänger im InterviewCarl Carlton: „Plötzlich stand ich nackt vor Jogi Löw“

Sänger Carl Carlton (59) hat einiges erlebt - mit uns spricht er über die Höhen und Tiefen seines Lebens.

Sänger Carl Carlton (59) hat einiges erlebt - mit uns spricht er über die Höhen und Tiefen seines Lebens.

Ein mächtiger Mann. 1,96 Meter groß. Wilde Haare, rauchige, aber sanfte Stimme: Carl Carlton (59). Produzierte, schrieb und spielte unter anderem für Robert Palmer, Joe Cocker, Paul Young, Bono, Bob Geldof. Er half Udo Lindenberg bei seinem Comeback, tourt mit Peter Maffay und Tabaluga durch Deutschland.

Wir trafen den Alleskönner, der gerade sein grandioses fünftes Solo-Album „Lights Out In Wonderland“ veröffentlicht hat. Er spricht über den Tod seiner Eltern, Bundestrainer Jogi Löw, seinen Sohn Max und das Erbe von DSDS.

Sie haben die Hymne für Amnesty geschrieben, stehen mit Weltstars auf der Bühne. Wie fing alles an?

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Ich bin auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsen. Nahe der holländischen Grenze, tiefstes Ostfriesland. Infrastruktur null. Jeder, der keinen kleinen Hof hatte, arbeitete bei VW in Emden. Als ich zehn Jahre alt war, hat mich der Rock-’n’-Roll-Virus gepackt.

Wie reagierten Ihre Eltern?

Ich hatte wunderbare Eltern. Meine Mutter war eine Lehrertochter. Mein Vater war Kleinbauer und Viehhändler. Für die beiden war es natürlich eine Herausforderung, als ihr Sohn die wilde Beat-Musik entdeckt hatte und von London und Hollywood träumte.

Und dann?

Irgendwann stellte mich mein Vater vor die Entscheidung: Rock ’n’ Roll oder Studium. Da habe ich die Sachen gepackt, bin ab nach Holland, wo meine professionelle Karriere begann.

Dann eine schreckliche Nachricht von daheim...

Meine Mutter hatte Krebs. Mein Vater verfiel in eine manische Depression, die wir nicht erkannt hatten. Dann rief mich mein Vater heulend an. Man hatte meiner Mutter die Todesdiagnose mitgeteilt. Ich habe sie lange gepflegt. Ich wusste, sie stirbt. Mein Vater hat noch vor ihrem Ableben den Freitod gewählt. Wir haben ihn auf dem Dachboden gefunden. Das war hammerhart für mich. Beide Eltern innerhalb weniger Monate verloren.

Wie haben Sie es verarbeitet?

Ich habe diese Zeit nie wirklich verarbeitet. Es ist der große Wunsch meiner Kinder und meiner Partnerin Ann-Kathrin, dass ich mit ihnen noch einmal mein Elternhaus und mein Dorf besuche, um mich endlich der Vergangenheit zu stellen.

Was sind Ihre aktuellen Projekte?

Ich bin mächtig stolz auf mein neues Album »Lights Out In Wonderland«. Nicht ganz so rockig, wie man es von mir erwartet hätte. Ein Schritt in eine neue Richtung für mich.

Ihr Sohn Max (Max Buskohl; die Red.) trat bei DSDS auf, legte sich mit Dieter Bohlen an. Wie haben Sie das als Vater erlebt?

Ich hatte ihn davor gewarnt. Ich habe früh gemerkt, dass Max eine unfassbare Musikalität hat, er ist ein fantastischer Sänger. Dann hat er quasi über eine Wette mit seiner Freundin daran teilgenommen. Er hat zwar dort auch viel gelernt, aber das Stigma DSDS kann einem integren Künstler schwer zu schaffen machen.

Er wollte bereits früh raus...

Ja. Aber RTL fand gut, dass er ein neues Genre bediente. Er hat durch seine anspruchsvolle Song-Auswahl neues Publikum generiert. Das war natürlich für RTL Quote und Kohle.

Warum hat er nicht einfach hingeschmissen?

Er musste ja diese Knebelverträge unterschreiben. Man hat ihm, um ihn in der Sendung zu halten, falsche Versprechen gemacht. Aber er hat Mut bewiesen und ist als Rebell abgesprungen. Sein Abgang war herrlich. Er hat sich von Bohlen einfach nichts sagen lassen.

Er wurde bereits als neuer Superstar gehandelt. Jetzt hört man nicht mehr viel von ihm...

Der kommt wieder! Diese Talent-Shows sind eher eine Soap. Richtige Künstlerkarrieren baust du von der Pike an auf und nicht in solchen Zirkusveranstaltungen. Der Junge geht seinen Weg. Ist übrigens auf Einladung des Kings-Of-Leon-Managements auf dem Weg nach Nashville.

Sie haben viele Superstars kennengelernt. Gab es eine überraschende Begegnung?

Ja. Natürlich der großartige Joe Cocker, aber auch Joachim Löw.

Erzählen Sie mal...

Ich war auf einem Segeltörn mit dieser fantastischen Jacht eines engen Freundes. Für einen Riesen wie mich sind alle Duschen klein. Also trocknete ich mich im Vorraum ab. Ich stand da splitterfasernackt. Die Tür geht auf – und plötzlich steht da Jogi. Er entschuldigt sich tausendmal, und ich sage: »Ach Jogi, Schweinsteiger hast du auch schon einmal nackt gesehen.«

Welchen Eindruck Löw auf ihn machte und wie das mit dem Zoff mit Peter Maffay war – auf der nächsten Seite geht es weiter.

Wie war er als Mensch?

Toll. Großartig, angenehm. Er war mit seiner wunderbaren Ehefrau angereist. Wir haben uns bestens verstanden.

Wie wirkte er auf Sie?

Das war glaube ich 2012. In ihm steckte noch die 1:2-EM-Halbfinalniederlage gegen Italien. Wir alle waren der Meinung: Jogi ist im Urlaub, wir sprechen ihn nicht auf Fußball an.

Und wer fängt dann doch damit an? Löw?

Klar.

Um in der Fußballsprache zu bleiben: Welcher Trainertyp ist Peter Maffay?

Felix Magath.

Schleifer?

Kann man so sagen. Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch. Er ist natürlich der Chef in seinem Ring, es ist seine Show. Aber klar ist auch: Ich habe meine musikalischen Vorstellungen, die ich ihm gern vermitteln würde. Mittlerweile funktioniert das besser als früher in den wilden Zeiten. Da ging es richtig zur Sache.

Sie haben sich mit ihm richtig in den Haaren gehabt?

Lang ist’s her. Das war in meiner Sturm-und-Drangzeit. Ich ließ mir von keinem etwas sagen, auch nicht von Maffay. Da wurden Probleme nicht verbal gelöst, da ging man raus und kloppte sich.

Und wie ist er jetzt?

Sehr agil für sein Alter. Er macht Sport, lebt sehr gesund. Peter ist ein neuer Mensch geworden, sehr professionell, sehr erfolgreich. Davor kann man nur den Hut ziehen.

Maffay ist Magath, wer ist dann Udo Lindenberg?

Jürgen Klopp. Der schickt dich mit Selbstvertrauen auf die Bühne. Er nuschelt dann: »Carl, ich habe größtes Lindenbergisches Vertrauen, du bist doch Weltmeister. Geh raus und schieß zwei Tore. Wenn’s nicht klappt, dann nächstes Mal.«

Sie haben die Welt gesehen und landen in Köln...

Ich überlege in der Tat, ob ich hierbleibe. Die Saat ist gelegt. Angefangen hat es mit der Zusammenarbeit mit Wolfgang Niedecken. Wir haben eine Wellenlänge, politisch und musikalisch. Er ist so etwas wie ein Bruder für mich. Und jetzt natürlich Ann-Kathrin, die ich bei ihrer Sendung »Volle Kanne« kennengelernt habe. Meine große Liebe. Ihr Bruder ist übrigens Tillmann Otto alias Gentleman. Die Eltern und Geschwister sind so wunderbar. Ich habe wieder eine Familie.