Wichtige DokuRTL mit überraschendem Pro7-Statement, Zuschauer haben Gänsehaut

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ProSieben zeigt am Montag, 28. September, um 20.15 Uhr die investigative Doku „Rechts. Deutsch. Radikal.” von und mit Thilo Mischke in einem Spezial.

von Martin Gätke (mg)

Köln/Unterföhring – Bislang hat ProSieben auf einen Blockbuster in seinem Montagsprogramm gesetzt, um gegen die starke Konkurrenz zu bestehen: Auf RTL quizzt Günther Jauch seit Jahren erfolgreich bei „Wer wird Millionär“ mit seinen Kandidaten, auf Vox geht die „Höhle der Löwen“ wieder auf die Jagd nach innovativen Produkten.

Ursprünglich sollte auch am letzten Montag im September (28.09.) ein Hollywood-Kracher für gute Quoten sorgen: Pünktlich um 20.15 Uhr sollte Quentin Tarantinos „Django Unchained“ laufen, doch der Sender aus Unterföhring hat das Programm kurzerhand geändert, um einen wichtigeren, hochaktuellen Beitrag zu senden.

Um 20.15 Uhr war die mehr als zweistündige Dokumentation „Rechts. Deutsch. Radikal“ mit Thilo Mischke zu sehen. Für die Doku habe Mischke laut ProSieben 18 Monate lang innerhalb rechter Netzwerke recherchiert und auch Anhänger unterschiedlicher rechtsextremer Gruppen getroffen.

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Er gehe der Frage nach, ob die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Deutschland in Gefahr ist.

Nach Ausstrahlung der Doku war Thilo Mischke dann zu Gast bei „Late Night Berlin” (22.20 Uhr) mit Klaas Heufer-Umlauf.

„Einschaltempfehlung“: RTL wirbt auf Twitter für ProSieben-Doku

Senderchef Daniel Rosemann bezeichnete diese Sondersendung als „wichtigste Dokumentation der letzten Jahre auf ProSieben“.

Er wolle, dass die Doku mit ihrem so wichtigen wie brisanten Thema möglichst viele Menschen erreiche. Daher habe man sich entschieden, sie in der Prime Time auszustrahlen und „Django Unchained“ dafür aus dem Programm zu nehmen.

Und weil es so wichtig ist, über Rechtsradikalismus in Deutschland aufzuklären, hat selbst der Konkurrent RTL auf Twitter Werbung für die Doku gemacht:  „Einschaltempfehlung für @ProSieben, weil das Thema jede Aufmerksamkeit verdient“, lautete der kurze Tweet.

ProSieben bedankte sich öffentlich bei seinem Erzrivalen für die überraschende Empfehlung. Und auch bei den TV-Fans kam die gegenseitige Unterstützung bestens an: „rtl??? - KRASS! und TOLL!“ oder „Hab ein bisschen Gänsehaut, Danke“, twitterten die User.

„Rechts. Deutsch. Radikal.”: ProSieben verzichtet für Doku auf Werbung 

Für diesen wichtigen Beitrag hatte ProSieben auf Werbung verzichtet. „ProSieben hat mit der Maßnahme, die Dokumentation „ProSieben Spezial: Rechts. Deutsch. Radikal.“ ohne Werbung zu zeigen, die außergewöhnliche Bedeutung der Doku unterstrichen”, so ein Sprecher auf EXPRESS-Anfrage.

Im Netz fand diese Entscheidung große Anerkennung: „Ganz stark Pro7! Und damit meine ich nur unter anderem, bei solchen Beiträgen auf Werbeeinnahmen zu verzichten. Fettester Respekt“, schrieb ein User. 

Thilo Mischke zeigt Doku über rechte Szene: „Es ist einfach gefährlich“

„Es war nicht leicht, die Menschen, die ich getroffen habe, ausreden zu lassen, aber es ist wichtig ihnen zuzuhören“, erklärte Mischke laut Mitteilung des Senders.

„Ich wollte unter allen Umständen vermeiden, dieser menschenverachtenden Weltsicht eine Plattform zu bieten, aber ich wollte auch, dass wir verstehen, warum in Deutschland, 75 Jahre nach dem Krieg, immer noch eine beängstigende Faszination von dieser Ideologie ausgeht.”

Wie gefährlich die rechte Szene in Deutschland ist, sei nicht nur bei den rechts-terroristischen Angriffen in Halle oder Hanau zu sehen gewesen, sagte Mischke dem Sender in einem Interview. „Es reicht auch, auf diese Festivals zu gehen, weil diese rechte Szene, diese rechtsextreme Szene, etwas laut ausspricht: Hass. Und wie können Hass und Abneigung gegenüber Andersdenkenden ungefährlich sein? Es ist einfach gefährlich.“

Zuletzt hatten rechtsextreme Chats bei der nordrhein-westfälischen Polizei für Aufsehen gesorgt: Mitte September wurden bei Razzien Mobiltelefone, Laptops, Tablets sichergestellt. Insgesamt hatten die Ermittler nach Angaben von Innenminister Herbert Reul (CDU) zunächst 30 Polizistinnen und Polizisten im Visier, allesamt wurden suspendiert. Gegen einen Teil wird auch strafrechtlich ermittelt.

Polizei-Skandal in NRW: Rechte Chats, 31 verdächtige Beamte

Vergangene Woche sind weitere Verdachtsfälle aufgetaucht, fünf NRW-Polizisten seien mit rechtsgerichteten Äußerungen in einem Forum aufgefallen. Die Zahl der verdächtigen Beamten stieg auf 31.

Mischke wird auch in der darauffolgenden Woche in einer Dokumentation zu sehen sein. Für den 5. Oktober hatte der Sender bereits vor Wochen den Beitrag „ProSieben Spezial: Von Armut bedroht“ angekündigt. (mg)