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Schauspielerin Andrea Sawatzki„Ich bin durch Corona im Rheinland angekommen!“

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Gundula Bundschuh (Andrea Sawatzki) platzt beim vorweihnachtlichen Chaos der Kragen.

Köln – Das ist das Glück der Tüchtigen: Andrea Sawatzki (57) hat nicht nur die Geschichten der durchgeknallten Familie Bundschuh erfunden und zu Buch-Bestsellern gemacht, sie spielt auch die Hauptrolle – Gundula, die Mutter „vons Ganze“ – in den TV-Verfilmungen. Montag ist es soweit, passend zur Zeit erleben wir sie dann in „Familie Bundschuh im Weihnachtschaos“ – und wir können vergleichen, ob die turbulenten Ereignisse Ähnlichkeit mit unserem Alltag haben…

Wenn man die „Bundschuh“-Romane und Filme kennt, weiß man, wie es bei Ihnen daheim zugeht? Andrea Sawatzki: Nein, die Bundschuhs sind frei erfunden. Deswegen hat das Weihnachtsfest keine Ähnlichkeit mit unserem. Wir feiern in sehr kleinem, sehr harmonischen Kreis zu viert: Mein Mann, ich, unsere beiden Söhne. Moritz, der Ältere, der in England studiert, ist schon da und studiert hier online weiter. Der 18-jährige Bruno lebt eh noch bei uns.

Verblüffend ist, dass es diesmal keinen Roman zum Film gibt. Liefern Sie ihn noch nach? Nein, das schaffe ich nicht mehr. Ich hatte mir für diese Folge was ganz anderes ausgedacht, dann hieß es, wir brauchen noch mal eine Weihnachtsgeschichte. Deswegen basiert der Film zwar auf meinen Ideen, aber nicht auf einem Buch von mir. Aber ich stand beratend zur Seite. Ich gucke, wohin sich meine Figuren bewegen, und ob ich ihnen Grenzen setzen muss.

Alles zum Thema Corona

Im Mittelpunkt der Chaos-Familie steht Mutter Gundula, die alles managen muss. Keine Ähnlichkeiten mit Ihnen? Genaugenommen ist sie mein Alter Ego, sie hat sehr vieles von mir. Ich habe ihr meine Sorgen, Ängste und Bedürfnisse auf den Leib geschrieben.

Welche zum Beispiel? Dazu gehören die von außen aufgezwungenen Ängste vorm Älterwerden, die Selbstzweifel, die viele Frauen in meinem Alter kennen. Das Gefühl der Unzulänglichkeit hört bei vielen von uns ja nicht auf. Mir kommt es manchmal so vor, als würde das sogar irgendwann auf die Spitze getrieben – sei es im Haushalt, in der Kindererziehung oder in Partnerschaftsfragen. Das führt zur Sehnsucht, noch mal auszubrechen, was Neues zu probieren.

Haben Sie das auch so erlebt? Ja. Ich bin zwar nicht ausgebrochen, habe aber was für mich total Neues angefangen – das Scheiben. So ist Gundula Bundschuh entstanden.

„Aufgezwungene Ängste vorm Alter“. Was meinen Sie damit? Wir Frauen stehen morgens nicht mehr vorm Spiegel und schreien „Hurra“, wenn wir uns betrachten. Wir sind uns gegenüber besonders kritisch, das liegt vor allem an den Anforderungen, die wir diesbezüglich auch noch in dieser Zeit erfüllen müssen: Es geht bei uns immer ums Äußere, und wenn wir nicht gut aussehen, sind wir – krass ausgedrückt – nur noch halb so viel wert. Da wird den Frauen was eingeredet, das nervt enorm. Älterwerden wird uns Frauen von außen schwer gemacht.

Bei den TV-„Bundschuhs“ verlässt jetzt die Tochter das Haus. Ihr jüngster Sohn ist auch in dem Alter. Wie sehr berührt Sie das? Das ist natürlich im ersten Moment bedrückend. Andererseits sage ich mir, dass die Kinder wiederkommen. Als Moritz nach England ging, haben wir den Flug zurück gleich mitgebucht, zu Weihnachten war er wieder da. Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, in der wir uns ständig schreiben.

Ihr Mann, Christian Berkel und Sie arbeiten beide neben der Schauspielerei als Schriftsteller – schreiben Sie zu Hause unter gleichen Bedingungen? Nicht wirklich. Seit Christian schreibt, hat er unser Arbeitszimmer okkupiert, da sitzt er jeden Tag und arbeitet von morgens um 6 bis abends, halb 7. Ohne Pause. Da kann es klingeln, da muss der Hund mal raus – stört ihn alles nicht. Ich schreibe woanders – meist in der Küche.

Klingt nicht so toll… ... aber schlimmer, als es ist. Mir kommt es sogar entgegen. Ich mag es, mal unterbrochen zu werden.

Mit seinem Roman „Ada“ hat er eines der meistbeachteten Bücher des Jahres geschrieben. Wenn Sie schreiben – tauschen Sie sich aus? Nein. Wir sprechen nie darüber, wo wir beim Schreiben sind, worum es geht. Und wir lesen die Bücher des Partners erst, wenn sie gedruckt vorliegen. Christian bekommt meinen neuen „Bundschuh“-Roman also erst im März zu lesen, wenn er rausgekommen ist.

Wann haben Sie „Ada“ gelesen? Erst Anfang November. Ich habe in Köln „Sterben können wir später“ gedreht, eine schwarze Komödie mit Walter Sittler, und hatte Zeit dazu, da ich wegen Corona während der drehfreien Zeit nicht heim konnte.

Was gefällt Ihnen im Rheinland? Ich habe hier bisher merkwürdigerweise nicht so oft gedreht. Das bedaure ich jetzt ein bisschen. Doch dadurch, dass wir an den Wochenenden wegen Corona nicht nach Hause durften, habe ich mir die Zeit genommen, Köln richtig kennenzulernen. Ich war viel unterwegs, bin durchs Belgische Viertel und am Rhein entlang gelaufen und habe die Stadt dadurch richtig lieb gewonnen. Ich bin dank Corona im Rheinland angekommen.

Was hat Sie im Corona-Jahr besonders betroffen? Dass meine Mutter Anfang Oktober im Pflegeheim gestorben ist, sie fehlt mir sehr. Besonders schlimm war, dass ich sie aufgrund von Corona nicht begleiten konnte. Wir haben das Urnenbegräbnis extra auf Anfang Dezember verlegt, weil wir dann alle zusammen waren. Ein sehr trauriger Tag.

Andrea Sawatzki: Von Theater bis „Tatort“ & mehr

Andrea Sawatzki (geboren am 23. Februar 1963 in Schlehdorf), studierte an der Münchener Schauspielschule. Von 1988 bis 1992 war sie an den Theatern von Stuttgart, Wilhelmshaven und München engagiert. 1988 dann die erste Filmrolle: „Faust – Vom Himmel durch die Welt zur Hölle“.

Von 2001 bis 2009 als Frankfurter „Tatort“ -Kommissarin Charlotte Sänger unterwegs. Schrieb mehrere Bestseller, u.a. über die Turbulenzen in der Familie Bundschuh (als Reihe im ZDF). Lebt seit 1997 mit Schauspieler Christian Berkel (Hochzeit im Dezember 2011) zusammen. Zwei gemeinsame Söhne (21, 18). Die Familie lebt in Berlin.