Millionen-SchadenWendler-Manager hat klare Forderung an Bundesregierung

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Markus Krampe (l.) und Michael Wendler bei der TV-Show „Let's Dance“ am 21. Februar 2020

von Simon Küpper (sku)

Köln – Seine Branche ächzt seit vielen Wochen unter der Corona-Pandemie. Markus Krampe (49) ist nicht nur Manager von Schlagersänger Michael Wendler (47), sondern auch einer der Top-Veranstalter Deutschlands.

Im EXPRESS-Interview spricht er über finanzielle Folgen, warum die Stimmung in der Branche am vergangenen Wochenende gekippt ist und stellt eine klare Forderung an die Bundesregierung. 

Herr Krampe, seit vielen Wochen dürfen Sie keine Veranstaltungen mehr durchführen. Wie lange halten Sie das noch durch?

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Markus Krampe: Glücklicherweise waren die letzten Jahre sehr erfolgreich und wir haben gut gewirtschaftet, deshalb könnten wir 2020 auch ohne Veranstaltungen überstehen. Wenn es jedoch auch 2021 nicht weitergeht, wird es für uns, wie auch für viele andere ziemlich eng.

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Lassen sich Ihre Verluste beziffern?

Mit unseren Party-Reihen ,,Olé“, ,,die 90er live“ und ,,die 80er live“ hätten wir bei insgesamt 30 Veranstaltungen in diesem Jahr rund 750.000 Besucher gehabt. Der Schaden liegt im zweistelligen Millionenbereich. Außerdem betreibe ich ja gemeinsam mit Lukas Podolski das Brauhaus zum Prinzen in Köln. Auch hier hatten wir wochenlang geschlossen und erwirtschaften durch die nur teilweisen Lockerungen noch lange nicht den gewohnten Umsatz.

Sie sind sicherlich im Austausch mit Veranstalter-Kollegen: Ist die Stimmung in der Branche gegenüber den Corona-Maßnahmen gekippt? Man hat ja viel Verständnis gezeigt.

Natürlich bin ich mit vielen Kollegen im ständigen Austausch und das Verständnis war am Anfang groß, da uns allen natürlich das Wohl unserer Gäste am Herzen liegt. Die Stimmung ist seit dem letzten Wochenende allerdings komplett umgeschlagen – in Wut und Unverständnis. Ich habe den Eindruck, dass sich viele meiner namhaften Kollegen das Berufsverbot nicht mehr lange gefallen lassen und sich Maßnahmen überlegen.

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Markus Krampe ist nicht nur Manager von Michael Wendler, sondern auch einer der Top-Veranstalter Deutschlands.

Große Einnahmen fallen weg, „arbeitslos“ sind Sie deshalb aber lange nicht – welchen Aufwand bedeuten auch die Absagen?

Die Absagen sind fast anstrengender als die Durchführung der Veranstaltungen, weil nicht nur die Ticket-Rückerstattungen abgewickelt werden müssen, sondern auch für 30 Termine Locations, Künstler usw. geplant und gefunden werden müssen.

Die Veranstalter und Künstler sind ja nur ein Rad im System. Da gehören auch Techniker, Bühnenarbeiter, Fahrer, Maskenbildner, Caterer und viele mehr dazu, sind oftmals selbstständig – werden die vergessen?

Wir haben in den letzten Jahren fast immer mit den gleichen Firmen zusammengearbeitet und da bilden sich natürlich auch Sympathien oder sogar Freundschaften. Mir tun viele unserer Partner leid, weil es sie häufig viel härter trifft, als uns. Ich glaube, in diesem Bereich muss die Politik sehr schnell handeln.

Hätten Sie sich eine einheitliche Lösung für ganz Deutschland gewünscht, anstatt für jedes Bundesland einzeln?

Ich finde mittlerweile läuft in Deutschland sowieso einiges durcheinander und niemand blickt mehr durch. Leider auch nicht unsere führenden Politiker. Das bereitet mir am meisten Sorge.

Was bedeutet die Pandemie für zukünftige Verträge in der Branche? Muss man sich gegen ein solches Ereignis besser absichern und wie könnte das gelingen?

Ich hätte mir bis März niemals vorstellen können, dass sowas passieren kann. Natürlich müssen alle, nicht nur unsere Branche, für die Zukunft umdenken. Eine Absicherung durch Versicherungen usw. ist beispielsweise allerdings leider nicht mehr möglich.

Was haben Sie gedacht, als Sie die Menschenmengen bei den Anti-Rassismus-Demos gesehen haben? Ob es weitreichende Folgen gibt, wird sich erst in 14 Tagen zeigen…

Zuerst habe ich gedacht, es handelt sich um Fake-News, weil ich mir sowas in Deutschland niemals hätte vorstellen können. Ich finde es befremdlich, dass in der momentanen Situation insgesamt über 100.000 Menschen an Demonstrationen teilnehmen, wovon – meines Erachtens – mindestens die Hälfte keinen Mundschutz trug. Ich denke, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis wir auch unsere Veranstaltungen wieder durchführen können. Alles andere wäre für mich ein Skandal.

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SPD-Vize Kevin Kühnert sagte kürzlich, demonstrieren sei wichtig für die Demokratie, Konzerte nicht so sehr und verwies auf das Demonstrationsrecht. Richtig, aber für Sie auch nachvollziehbar?

Jemanden, wie Kevin Kühnert, kann und werde ich nicht kommentieren, weil ich ihn einfach nicht ernst nehmen kann.

Das Verbot für Großveranstaltungen ist bis zum 31. August anberaumt. Ist das noch haltbar?

Ich denke nicht. Ich glaube, spätestens seit dem vergangenen Wochenende werden wir kurzfristig wieder Veranstaltungen durchführen können.

Was fordern Sie von der Regierung?

Eine sofortige Aufhebung des Veranstaltungsverbots.

Bundesliga und Restaurants konnten mit Hygiene-Konzepten punkten – wie ausgereift war ein solches für Veranstaltungen? Ist das überhaupt umsetzbar?

Es kommt auf die Art der Veranstaltung an, aber in unserer Branche gibt es sehr viele helle Köpfe, denen ich es durchaus zutraue ein ausgereiftes Konzept vorzustellen. Ich erinnere daran, dass wir für jede Großveranstaltung umfangreiche Sicherheitskonzepte, die bis ins kleinste Detail durchdacht sind, vorlegen müssen. Dies ist für uns nichts Neues.

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Sie sind auch Booker am Ballermann, dort will man Bars und Clubs offenbar geschlossen halten, bis es einen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt. Was bedeutet das für die Künstler/Wirte und Co. dort?

Ich glaube, dass wenn nicht bis spätestens Anfang August die Lokale auf Mallorca öffnen, werden wir in diesem Bereich einen Totalschaden erleben und danach wird der Ballermann nicht mehr zu retten sein.