Leben wie in TV-SoapEloy de Jong über Hass des Vaters und Tod seines Sohnes

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Heute ist er rundum zufrieden und glücklich: Eloy de Jong musste dafür einen harten Weg gehen und persönliche Tiefschläge erleben. Seinen Optimismus hat er dennoch nie verloren.

Köln – Ein Leben wie für eine TV-Soap erfunden – aber wahr: Der Holländer Eloy de Jong (47) wurde wegen seiner Homosexualität vom Vater verachtet, wuchs in der Boygroup Caught in the Act zum Popstar ran, erlebte Höhen und Tiefen im Privat- und Popstar-Leben – und hat es doch wieder geschafft.

Er landete mit seinem Album „Auf das Leben – fertig – los!“ und der Single „Barfuß im Regen“ in den Charts und mit seiner Autobiografie „Egal, was andere sagen“ (Edel, 17,95 Euro) in den Buch-Bestsellerlisten.

Pop oder Schlager – welche Welt ist eigentlich schöner? Eloy de Jong: Für mich die der Schlager – sie ist freundlicher, es gibt weniger Neid und Bösartigkeit. Ich fühle mich freier. Zu Boygroup-Zeiten, war das anders. Da wurde mein Leben vom Management bestimmt, dem wichtig war, dass wir brav lebten, nicht auffielen, wir sollten die Fans nicht verprellen. Heute bin ich selbstbestimmt.

Die Schlagerwelt wird öfter belächelt. Wie erleben Sie das? Das mag früher so gewesen sein. Heute kommen Menschen aller Generationen, die Qualität hat ein tolles Niveau – das sehen wir ja z. B. an Helene Fischer.

Ihr Album heißt „Auf das Leben, fertig, los“. Was bedeutet das? Ich finde es wichtig, nicht nur über die Trallalas der Liebe zu singen, sondern auch Botschaften zu transportieren, und dies ist ein Album der Hoffnung. Wir wollten es früher veröffentlichen, dann kam Corona. Wir merkten, wie die Welt sich veränderte. Das wollten wir berücksichtigen. Jetzt sind wir zwar in einer weltweiten Krise, meine Botschaft ist: Wir werden das Tief überwinden – und sollen die Hoffnung nicht aufgeben.

Sie haben gerade Ihre Autobiografie „Egal, was andere sagen“ veröffentlicht, in der Sie krasse Aufs und Abs beschreiben… Ja, wenn ich zurückschaue, sehe ich nicht nur Höhepunkte. Ich bin als junger Mensch fast über Nacht riesig erfolgreich geworden – und nach wenigen Jahren von weit oben in die Tiefe gestürzt. Ich erlebte auch in der Liebe Schicksalsschläge, musste oft wieder bei Null anfangen. In meinem Leben war nie eine Balance. Kein Larifari-Leben. Dennoch habe ich meinen Optimismus nie verloren.

Wie war es, nochmal alles Revue passieren zu lassen? Es gab Momente, in denen ich mit den Tränen kämpfte...

Welche Erinnerungen sind Ihnen besonders schwer gefallen? Die, in denen es um meine Kindheit und um mein Verhältnis zu meinem Vater ging. Der hatte Riesenprobleme damit, dass ich schwul war. Als er das mitbekam, brach für ihn seine Welt zusammen. Das ließ er mich merken. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er mich deswegen sogar richtiggehend hasste.

Wie sind Sie damit als Junge klargekommen? Indem ich mich abkapselte, mir ein Traumreich schuf. Darin war ich der Star, stand auf großen Bühnen, wurde von allen geliebt. Ich habe mir im Kinderzimmer eine Bühne geschaffen. Das typische Jungsspielzeug, von dem ich auch jede Menge hatte, rührte ich nicht an, es hat mich nicht interessiert.

Hat sich Ihr Verhältnis zum Vater noch mal gebessert? Leider nicht. Ich hoffte immer, dass wir, wenn ich 30 wäre, miteinander geredet und uns wieder verstanden hätten. Ich hätte so gern von ihm gehört, dass er mich liebt, stolz auf mich ist. Das Gespräch kam nie zustande. Er starb, als ich 23 war.

Spielte Ihr Schwulsein während Ihrer ersten Caught-in-the-Act-Zeit eine Rolle? Es war ja eine der erfolgreichsten Boygroups in Europa, Zielgruppe: Mädels… Es war Horror! Ich lebte ständig mit der Angst, dass alles auffliegen könnte. Ich war sehr beliebt bei Mädchen, es gab Eloy-Tassen, -Bettwäsche oder -T-Shirts. Unser Manager verkündete immer stolz, dass er froh sei, dass er in seiner Band keine schwulen Jungs hätte – aber ich war es. Das hat nicht dazu beigetragen, aus mir einen selbstbewussten Menschen zu machen.

In Ihrem Buch geht es auch um den Tod Ihres Sohnes Milon, dessen Namen Sie auf Ihrem Unterarm tätowiert haben… …den seine Schwester Indy geschrieben hat. Indy war mit ihrem Bruder im Bauch ihrer Mutter, die beiden hätten als Zwillinge geboren werden sollen. Milon kam zu früh auf die Welt, er lebte nur fünf Stunden. Zum Glück haben es die Ärzte geschafft, Indy neun Tage länger im Bauch ihrer Mutter zu halten, sie wurde gesund geboren. Natürlich lebt Milon weiter in meinem Herzen. Ich habe ihm das Lied „In den Sternen“ gewidmet, ich singe es immer nur für ihn. Ich weiß, dass geliebte Menschen so lange bei uns sind, wie wir über sie singen und reden.

Sie sind glücklich mit Ihrem Ibo – warum heiraten Sie nicht? Das werden wir eines Tages machen, das haben wir auch Indy versprochen. Es war schon mal geplant, alles war perfekt, aber dann ist das mit Milon passiert.

Wie sieht Familienalltag aus? Indy lebt in zwei Familien – bei ihren beiden Papas und bei ihrer Mutter. Wir haben sie adoptiert und alle das Sorgerecht. Das ist nicht ungewöhnlich, es gibt Hunderttausende von Männern und Frauen, die getrennt leben und bei denen es ähnlich läuft. Wenn die Harmonie bei allen vorhanden ist, ist es kein Problem. Da bin ich mir sicher.

Haben Sie in Ihrem Leben gefunden, was Sie sich als Kind erhofft haben? Zu 100 Prozent: ja. Ich bin glücklich, dass meine Mutter noch lebt. Sie lehrte mich die Liebe, die ich Indy weitergebe. Ich bin erfolgreich im Beruf. Ich habe Harmonie gefunden, habe einen tollen Partner, wir haben eine wunderbare Prinzessin. Ich habe gelernt, was am wichtigsten im Leben ist: Liebe zu erfahren und zu geben.

Eloy de Jong: Von der „Bravo“ in den Schlagerolymp

Eloy Francois Maurice Gilbert Charles Prosper de Jong (geboren am 13. März 1973 in Den Haag) sang in den 90ern bei Caught in the Act (29 Mio. verkaufte Tonträger, 23-mal auf dem Cover der „Bravo“). 1999 outet er sich mit seinem Freund Stephen Gately (1976 – 2009, von der Band Boyzone) als homosexuell.

2002 trennten sich die beiden. 2004 startete Eloy seine Solo-Karriere. Von 2015 bis 2019 gab es noch mal ein Comeback von Caught in the Act. 2017 brachte Eloy seine erste deutschsprachige Schlagersingle auf den Markt: „Regenbogen“.

Seit November 2019 moderiert er mit Beatrice Egli die TV-Sendung „Ich find’ Schlager toll“ (RTLplus). Er lebt mit Freund Ibo zusammen, die beiden sind Väter von Sohn Milon(†) und Tochter Indy.