Julia Roberts im Interview„Meine Kindheit war alles andere als idyllisch“

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Sie ist gerade 50 geworden. Julia Roberts' Lächeln ist immer noch so strahlend wie zu „Pretty Woman“-Zeiten.

London – Was für eine tolle Frau!

Der Runde Geburtstag von Julia Roberts (50) liegt eine Woche zurück, als sich unser Reporter Dierk Sindermann im Londoner Langham Hotel mit ihr trifft. „Pretty Woman“ war vor einem Vierteljahrhundert, ihr Lachen ist so strahlend-frisch wie damals.

„Sie lassen eine Frau von 50 erröten” – artig und ein bisschen unaufrichtig (sie errötet natürlich nicht) bedankt sich Julia Roberts für den Blumenstrauß zum Geburtstag.

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Wie war die Geburtstagsfeier?

Im Familienkreis. Keine große Sache. Im letzten Jahr habe ich mich damit gut gefühlt und im nächsten wird das sicher genau so sein. Damit wir uns nicht missverstehen, ich habe mich über die Blumen gefreut.

Erzählen Sie uns, was Julia Roberts wundervoll macht.

Das wäre nicht bescheiden.

Okay, dann anders gefragt: Hat es Wundervolles in Ihrem Leben gegeben?

Ich bin so vom Leben verwöhnt worden. Verwöhnt worden mit den Eltern, die ich habe, mit meinen Geschwistern und mit meinen Mann und meinen Kindern. Nicht zu vergessen mit einem Beruf, von dem man als Kind träumt..

Zu „Pretty Woman”-Zeiten schwärmte alle Welt: „Julia ist so süß.“ Ist das auch für eine Frau mit 50 noch ein Kompliment?

Ja! Aber ich würde lieber „hinreißend“ hören.

In Ihrem neuen Film „Wunder“ (kommt am 25. Januar bei uns ins Kino) sind Sie die Mutter eines Kindes, das wegen seines Aussehens gemobbt wird. Kennen Sie das aus Ihrer Jugend?

Sind wir nicht alle mal gemobbt worden? Meinen persönlichen Grund verrate ich aber nicht.

Die Jugend ist eine Phase der Unsicherheit. Eine Phase, in der wir von unseren Eltern seelisch aufgebaut wurden, damit wir uns als etwas Besonderes fühlten. Wie war das bei Ihnen?

Danke, dass sie meine Kindheit als so idyllisch beschreiben. Als ich aufgewachsen bin, war das anders. Da gab es keine Gespräche über Gefühle. Meine Mutter war berufstätig, Vollzeit. Und zu Hause musste sie sich um viele Menschen kümmern. Da war keine Zeit für tiefgreifende Konversation.

Und heutzutage?

Da genießen wir den Luxus eines langen Abendessens im Familienkreis, wo viele Themen aufkommen. Negativ und positiv. Bis jetzt hat es aber noch nichts gegeben, wo es hieß: „Mama, Papa, ich muss mit euch über etwas sprechen.“ Man muss seine Kids nur wissen lassen, dass sie sich alles von der Seele reden können.

Sie waren noch fast ein Teenager als Ihre Karriere begann. Haben Sie damals Angst gehabt, dass Sie es nicht schaffen würden?

Ich habe nie an meinem Erfolg gezweifelt. Nicht einen Moment. Ich weiß nicht, irgendwie hatte ich eine innere Ruhe. Die innere Stimme hat gesagt „Du wirst deinen Weg finden.”

Und Sie haben offenbar den Weg gefunden, Ihre Karriere mit den Ansprüchen, die an eine Mutter gestellt werden, zu vereinen.

Ich bin keine großartige Repräsentantin dieser Gruppe von Frauen, die das schafft. Ich habe einen Job, in dem die Arbeitszeit flexibel ist und ich kann meine Kids mitbringen. Ich bin aber auch gerne zu Hause. Ich finde es toll, Frühstück, Mittagessen und Abendessen zuzubereiten.

Und nach dem Abendessen gucken Sie dann Fernsehen?

Wir versammeln uns auf unserem Riesensofa vor dem Riesenfernseher. Wir gucken dann eine Menge Fußball. Vor allem Manchester United.

Große Frage: Wie fühlt sich das an, Julia Roberts zu sein?

So wie immer (sie lacht). Ich weiß nicht. Man sollte nicht zu viel Zeit damit verbringen, über sich selbst nachzudenken. Es gibt so viele Menschen auf der Welt, an die man denken sollte.

Hat es Sie überrascht, was in den letzten Wochen an sexuellen Skandalen in Hollywood herausgekommen ist?

Es ist schockierend und schlimm. Gott sei Dank habe ich so etwas selbst nicht erlebt.