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Ihre Stimme kennen Sie bestimmtRadio-Moderatorin: „In Köln würde ich untergehen“

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Ihre Stimme kennt jeder in NRW, hier ist das Gesicht dazu. Anfangs sagte man Steffi Neu übrigens, sie klinge wie eine Micky Maus, heute hören sie die Leute extrem gerne.

Köln – Ihr gehört die bekannteste Radio-Stimme in NRW – und die sorgt samstagmorgens für die meistgehörte deutsche Radio-Sendung: Steffi Neu (48), seit fast 20 Jahren unüberhörbar im WDR, Moderatorin der „Steffi-Neu-Show“.

Eine Moderatorin, die anders ist als andere – spricht anders, denkt anders, lebt anders. Unser Reporter traf sich mit der Frau vom Niederrhein, die Großstadt-Radio macht, sich aber sehr fürs Landleben einsetzt.

Wann wussten Sie, dass Ihre Stimme ein Teil Ihres Kapitals ist?

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Ich habe das lange nicht bewusst gewusst. Anfangs sagte man mir: „Du klingst wie Micky Maus unterm Tisch“. Da dachte ich, das wird nix. Aber im Volo gab´s Sprachtraining, Stimmübungen, das hat geholfen. Wenn die Stimme entspannt aus dem Bauch kommt, der Sprecher in sich ruht, ist das die halbe Miete.

Inzwischen sind Sie „Das Gesicht vom Radiosender WDR2“ geworden. Es heißt: „Wenn se se hörst, dann siehste se, obwohl se ga nich da ist“…

(lacht) Ja, Sprache ist das eine – aber ich bin auch fest davon überzeugt, dass Mimik, Gestik, Augenzwinkern, ein Grinsen über Stimme transportiert wird. Da braucht´s dann nicht viele Worte. Nähe und Vertrauen sind dann schnell da.

Sie hatten lange davon geträumt, Tierärztin zu werden... 

…und weil ich vom Bauernhof komme, war für mich immer klar, dass ich was mit Großtieren machen möchte – mit Kühen, Pferden, Schweinen. Ich war während der Schulzeit öfter beim Tierarzt, hab’ geholfen. Ganz weg ist dieser Traum bis heute nicht. Wenn bei uns ein Tier krank ist, würde ich gerne helfen. Gesund gucken und streicheln kriege ich hin…

Wann war der Traum beendet?

Ich bin in der Schule in Bio und Chemie, eigentlich an allen naturwissenschaftlichen Fächern, nie über ’ne drei hinaus gekommen. Das reicht nicht. Als ich 15 war, kam ein Zeitungsseminar dazwischen, bei dem mir ein Journalist sagte: „Steffi, du hast Talent!“

Für ein Interview mit Thomas Gottschalk haben Sie den Deutschen Radiopreis bekommen. Bedauern Sie, dass Sie mit solch schönen Interviews nicht im Fernsehen zu sehen sind?

Bedauern ist das falsche Wort. Ich erlebe viele Interview-Situationen, bei denen ich mir im Nachgang wünsche, es hätten mehr Menschen nah erleben, sehen können. Ich würde sehr gerne im TV einen Talk machen, dafür aber nie das Radio drangeben. Kein Promi-Talk, sondern „normale“ Leute, Schicksale, Sorgen. Aber wichtig: mit Lachen.

Man sagt, um in den Medien Erfolg zu haben, muss man in Metropolen leben. Sie leben konsequent auf dem Land. Warum?

Weil da mein Zuhause ist. Ich lebe in dem Dorf, in dem ich groß geworden bin, kenne Jan und Allemann und sie mich. Ich liebe es. Da sind meine Wurzeln. In einer Stadt wie Köln oder Düsseldorf würde ich auf Dauer untergehen. Ich kann viele Dinge gut. Aber es gibt auch Dinge, die kann ich nicht so gut – und dazu gehört das Leben in einer Stadt.

Was klappt da bei Ihnen nicht?

Ich habe meine Probleme mit jeder Art von Nahverkehr, mit U- oder S-Bahn oder Bus. Ich fahre in die falsche Richtung, steige zu früh aus. Ich hab’s mal geschafft, statt von Essen nach Köln nach Münster zu fahren. Selbst die 1500 Meter mit dem Rad hierher zum Interview waren ein Problem: Plötzlich war da der Rhein. Dafür kann ich Trecker fahren, Kühe melken, mit der Betonmaschine Beton machen.

Eine besondere Spezialität ist „Steffis Kneipenquiz“, mit dem Sie an 24 Abenden im Jahr durch NRW tingeln, meist durch Orte wie Kalkar-Appelldorn oder Ibbenbüren-Püsselbüren. Warum nicht in echten Städten?

Weil mir die Städte oft zu satt sind mit Angeboten. Dorf, das ist Nähe, da ist alles einfacher, die Wege sind kurz. Wir sind in Kneipen, in denen bei Hochzeiten gemeinsam gefeiert und bei Beerdigungen gemeinsam getrauert wird. Wo gelebt wird. Nicht nur in guten Prosecco-Zeiten. So haben wir da aufrichtig und geerdet viel Spaß.

Was passiert da?

Es ist kein übliches Quiz, eher eine Show. Mit Musik, Gesang, Talk und Comedy, verrückten Spielen in kleinen Teams an Tischen. Ein bisschen der Ex-„WDR2-Montalk“, „Zimmer frei“ und „Inas Nacht“. Bei uns geht jedes Mal die Luzie ab. Und um halb 11 sind wir alle glücklich und verlassen fröhlich das Haus.

Klingt ja wie eine gute Idee fürs TV. Wird schon dran gearbeitet?

Das weiß ich nicht. Ich war nie eine gute Selbstvermarkterin. Die WDR-Lokalzeit hat ein paar Mal live berichtet, darüber habe ich mich sehr gefreut. Wir sind ja noch nicht am Ende. Vielleicht kommt ja mal jemand vom Fernsehen aus Köln. Aber aufs Dorf fahren ist ja weit…(lacht).

Sind Dorfkneipen wichtig?

Aber ja. Wenn du auf dem Dorf Menschen treffen willst, um dich zu unterhalten, kannst du dafür nur auf den Friedhof oder in die Kirche gehen. Friseur geht auch oder Bushaltestelle. Oder eben in die Dorfkneipe, wenn’s die denn noch gibt. Bei uns im Dorf gab’s früher drei Kneipen, heute haben wir noch eine.

Würden Sie Ihre Kinder (14, 16) gern mit Ihrer Art zu leben anstecken?

Ich glaube, dass sie das schon sind. Aber sie sind vollkommen frei in ihrem Tun. Ich weiß nicht, ob ich hiergeblieben wäre, wenn mein Mann nicht aus dem Nachbarort käme und so tickt wie ich. Wir sind seit 30 Jahren zusammen und glauben fest, dass das Aufwachsen auf dem Land den Kindern gut tut. Johannes Oerding, der aus meiner Nachbarstadt Geldern kommt, hat mal gesagt: „Dorfleben ist die beste Grundausbildung fürs Leben!“ Unterschreibe ich sofort.

Engagierte Botschafterin für Afrika

Steffi Neu (geboren am 3. Januar 1971 in Kleve) studierte in Bonn. 1996 kam sie zu 1LIVE, seit 2000 ist sie bei WDR 2. 2016 bekam sie den Deutschen Radiopreis. Seit 2017 gibt es ihre „Steffi-Neu-Show“ (samstags auf WDR2) und seit 2018 „Steffis Kneipenquiz“.

Sie ist Botschafterin für die niederrheinische Afrika-Hilfe „Aktion Pro Humanität“, engagiert sich im westafrikanischen Benin mit einem Krankenhaus. Sie hat die Bücher „Kindheit am Niederrhein“ (2010) und „Neu-lich am Niederrhein“ (2018) geschrieben, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Familie lebt auf einem Bauernhof in Uedem am Niederrhein.