Fritz Wepper„Ich denke nicht ans Aufhören!“

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Ganz Deutschland sorgte sich vergangene Woche um ihn: Letztes Jahr erhielt Fritz Wepper (hier am 17. November 2014 in München bei einem Pressetermin) die Diagnose Krebs. Man fand einen gutartigen Tumor und Metastasen, konnte einen bösartigen Tumor aber nicht lokalisieren. Derzeit erholt er sich von einer Operation im Bauchraums in einer Klinik in Innsbruck. Er befindet sich nach Angaben seines Anwalts auf dem Wege der Besserung.  

Köln – Pfüat di God, Fritz Wepper! Der Mann sorgte in den letzten Tagen für Schlagzeilen. Not-OP, Intensivstation, Metastasen. Zum Glück befindet er sich auf dem Weg der Besserung, wie sein Anwalt die Öffentlichkeit wissen ließ.

  • Fritz Wepper erholt sich derzeit im Krankenhaus
  • EXPRESS-Interview noch kurz vor seiner Not-OP
  • Trotz gesundheitlicher Probleme will er weiter schauspielern, so lange es geht

Dass bei Fritz Wepper gesundheitlich nicht alles okay ist, das macht er auch in unserem Interview, dass wir kurz vor seiner Operation führten, deutlich. Aber er war alles andere als entmutigt. Am 17. August wird er 80 Jahre alt, gerade ist er immer dienstags in der finalen 20. Staffel von „Um Himmels Willen“ (ARD, 20.15 Uhr) zu sehen.

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Fritz Wepper und Jutta Speidel beim Drehstart 2001 zur damals neuen TV-Serie „Um Himmels Willen“. Die Aufnahme entstand zum Serienstart am 18. Juni 2001.

EXPRESS: Nach 20 Jahren wird „Um Himmels Willen“ nach dieser Staffel Knall auf Fall abgebrochen. Bleibt da ein Groll? Fritz Wepper: Groll würde ich nicht sagen – natürlich müssen Dinge zu Ende gehen, damit andere beginnen können. Aber es wundert mich immer noch, weil es so überraschend kam.

Wie waren die letzten Augenblicke am Set? Fritz Wepper: Das war wirklich nicht einfach zu ertragen, da flossen Tränen. Es waren ja fast 20 Jahre! Aber ich kenne das. Ich habe eine ähnliche Erfahrung nach 29 Jahren Harry Klein mit »Derrick« gemacht, das ging mir auch sehr nahe. So ein Finale macht wehmütig. Das musste ich nie spielen, das hat mich auch persönlich getroffen.

Haben Zuschauer reagiert? Fritz Wepper: Ja, sehr viele. Sie wiesen darauf hin, dass die heutige Zeit vornehmlich durch schlechte Nachrichten bestimmt wird, manchmal sei die einzige positive Meldung, dass trotz allem die Sonne am nächsten Tag wieder aufgeht. Für viele ist „Um Himmels Willen“ der Ausgleich zu diesen Bad News. Sie können sich auf dem Sofa zurücklehnen, entspannen, fühlen sich von lieb gewonnenen Menschen gut unterhalten.

Dieses Jahr hat noch eine andere wichtige Bedeutung für Sie – Sie werden am 17. August 80. Angst vorm Alter? Fritz Wepper: Nein, ich erlebe es ja, und weiß, dass es nicht schlimm ist. Als ich jünger war, dachte ich, in dem Alter ist man ein Greis. Jetzt weiß ich, dass es nur eine Zahl ist. Ich halte es da auch mit den Franzosen, die sagen „quatre-vingt“ zu 80, das heißt auf Deutsch: vier mal 20. Das finde ich viel charmanter.

Manche sagen mit 80, dass Sie sich im Kopf noch frisch wie mit 18 fühlen. Sie auch? Fritz Wepper: Das kann ich bei mir nicht sagen, Gott sei Dank nicht. Mit 18 hatte ich ganz andere Ideen im Kopf, die waren nicht so toll.

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20 Jahre nach Serienstart ist Urgestein Wepper bei „Um Himmels Willen“ noch immer als Bürgermeister Wöller mit an Bord. Als „Gegenspielerin“ hat er jetzt  – auch in der finalen Staffel – Schwester Hanna (Janina Hartwig). Hier sieht man die beiden auf einer Aufnahme anlässlich des Jubiläums. 

Ende des Jahres hieß es, Sie seien erkrankt... Fritz Wepper: Ja, kurz vor Weihnachten sagten mir die Ärzte, dass sie Krebs bei mir entdeckt hätten, es war die schlimmste Nachricht des Jahres. Dann kam einige Tage später die Nachricht, dass dem nicht so sei. Es war eine der schönsten Informationen meines Lebens. Ich habe zwar Metastasen im Körper, aber die sind nicht bösartig.

(Anmerkung der Redaktion: Zum aktuellen Gesundheitszustand sind Details nicht bekannt).

Wie haben Sie das erste Corona-Jahr wahrgenommen? Fritz Wepper: Es war für alle keine einfache Zeit, wir sind ja schwer gegängelt worden. Aber ich habe dennoch den Eindruck, dass wir es in Deutschland bislang in den meisten Fällen gut gemeistert haben. Für mich privat hatte die Zeit auch was Gutes – ich habe für den Heyne-Verlag meine Autobiografie geschrieben, die am 9. August rauskommt. Und schreibe jetzt an einem weiteren Buch: „Ohne Hund bin ich kein Mensch“.

Wie ist es, wenn man über seine 80 Jahre Leben schreibt. Kommt viel Wehmut auf? Fritz Wepper: Bei mir nicht. Ich weiß, dass das Leben aus Leben und anschließend dem Tod besteht, und dass man das so hinnehmen muss. Ich habe mich sogar gut dabei gefühlt, über das zu berichten, was mein Leben subjektiv ausgemacht hat.

Gab es da auch was, bei dem Sie sagten: „Mein Gott was war denn da mit mir los?“ Fritz Wepper: Natürlich gab es das, aber am Ist-Zustand ist nichts mehr zu ändern. Sicher habe ich einige Fehler gemacht, das gehört dazu. Unklug ist es nur, einen Fehler zwei Mal zu machen.

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Wepper als Harry Klein mit Horst Tappert in „Derrick“ (Archivfoto von August 1973). In der ZDF-Serie war Wepper von 1974 bis 1997 dabei.

Vor 50 Jahren waren Sie auf dem Weg zum Weltstar – mit einer Hauptrolle im Film „Cabaret“, der acht Oscars erhielt. Hollywood rief, aber Sie blieben in Deutschland. Warum? Fritz Wepper: Das Problem war mein damaliger Produzent, Helmut Ringelmann. Als der Film „Cabaret“ erstmals gezeigt wurde, sagte er mir: „Fritz, solche Filme solltest du nicht machen!“ Dann war ich zur Oscar-Verleihung eingeladen, aber ich durfte nicht hin, sondern musste hier weiterdrehen. Das habe ich ihm bis heute nicht verzeihen können. Ich hätte danach weitere große Filme drehen können, bekam ein Broadway-Angebot – doch er entließ mich nicht aus dem Vertrag für das laufende und das nächste Jahr.

Wie haben Hollywood & Co. darauf reagiert? Fritz Wepper: Sie waren knallhart. Ich hörte den Satz, den ich nie vergessen werde: „Okay, Fritz, forget it!“

Läuft Ihre Berufstätigkeit jetzt eigentlich langsam aus? Fritz Wepper: Nein, dazu bin ich noch zu jung (lacht). Ich sondiere Angebote für eine Theatertournee, ich habe zurzeit vier vorliegen. Ob ich eine davon mache, muss ich noch überlegen – wenn man Pech hat, ist man mehr auf der Autobahn als auf der Bühne.

Was reizt Sie denn daran? Fritz Wepper: Das Spielen. Der Applaus. Und die schönste Belohnung, die man nach einer Vorstellung hat: der erste Schluck Bier. Ich kenne in Deutschland alle Orte, Gepflogenheiten – und alle Biersorten.

Dann sind Sie ja Fachmann: Kölsch und Alt? Fritz Wepper: Kalt sind beide lecker. Und lauwarm keines!

Fritz Wepper: Harry, Bruder und Liebeschaos

Fritz Wepper (geboren am 17. August 1941 in München feierte seinen ersten großen Filmerfolg 1959 in „Die Brücke“. 1972 spielte er in der Musicalverfilmung „Cabaret“ an der Seite von Liza Minnelli (75).

Von 1969 bis 1974 war er Harry Klein in „Der Kommissar“, von 1974 bis 1998 war er Harry Klein in „Derrick“ (281 Folgen, verkauft in 100 Länder). Spielte von 1994 bis 2000 „Zwei Brüder“ (mit Bruder Elmar Wepper, 76) und steht seit 2002 für „Um Himmels Willen“ vor der Kamera. Seit 1979 verheiratet mit Angela von Morgen (1943 – 2019), Tochter Sophie Wepper (39) ist ebenfalls Schauspielerin.

Von 2009 bis 2012 lebte er mit Regisseurin Susanne Kellermann (47) zusammen, die beiden haben ein gemeinsames Kind (10). 2012 kehrte er aber zu seiner Ehefrau Angela zurück.