Deutschlands attraktivster Prinz„Finde Kölsch und Alt sympathisch!“

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Schauspieler August Wittgenstein im Kölner Hotel am Wasserturm. Geboren wurde er als August-Frederik Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg.

Köln – Er trägt einen ganz besonderen Namen – doch das unterschlägt er eigentlich gern: August Wittgenstein (38), Mann aus deutsch-schwedischem Adelsgeschlecht, der nach langer Weltenbummelei beruflich in Deutschland gelandet ist.

„Deutschlands attraktivster Prinz“, der bereits mit Tom Hanks vor der Kamera stand, ist der Unsympath in der TV-Serie „Das Boot“ (läuft vom 3. bis 5. Januar als Free-TV-Premiere im ZDF, hier lesen Sie mehr), die dem erfolgreichen Film von 1981 nachempfunden ist.

Sie sind 1981 geboren, als „Das Boot“ von Wolfgang Petersen erschien. Wann sahen Sie den Film das erste Mal? August Wittgenstein: Mit fünf, als ich bei Freunden meiner Eltern in Schweden war. Deren Kinder waren zum Teil älter, so dass wir ihn schon auf Video sehen durften. Ich war allerdings nur die erste halbe Stunde dabei, in der es noch nicht so zur Sache ging. Aber das, was ich gesehen hatte, fand’ ich irre spannend und ich fand’ es sehr gruselig, als das Boot dann abtauchte, dieses Dunkle, die Enge, die ständige Gefahr. Ich habe „Das Boot“ später sicher noch zehn Mal gesehen – dann aber in voller Länge.

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Jetzt sind Sie selbst in der Serie zu erleben – als 1. Wachoffizier Karl Tennstedt, der Serien-Fiesling – und tragen das Eiserne Kreuz mit Hakenkreuz. Ist es schwer, sich in solche Person reinzudenken? So etwas darf ich nur morgens in der Maske werten, dann muss es vorbei sein. Im Set, wenn ich spiele, darf das meiner Figur nicht im Weg sein. Wenn es ein Soldat ist, der überzeugt ist, für das Richtige zu kämpfen, muss ich das so spielen. Wenn man eine Rolle angeboten bekommt, die einem zu nahe ans Gemüt geht, muss man sich vorher sehr genau überlegen, ob man sie wirklich übernehmen will.

Haben Sie deswegen schon mal „Nein“ gesagt? Ich habe schon einige Sachen abgelehnt, weil ich mich mit der Person nicht beschäftigen wollte. Denn das sind Sachen, die mich fertig machen können. Wenn man in die Haut eines Mörders oder Kinderschänders schlüpft, kann einen das Monate lang verfolgen.

Nachdem das neue „Boot“ vor einem Jahr bei Sky lief, ist es jetzt beim ZDF. Alle Folgen hintereinander auf einen Schlag – also Binge Watching – oder traditionell häppchenweise? Es gibt für beides Argumente. Ich persönlich bin fürs Binge Watching. Es ist aber auch reizvoll, auf die Fortsetzungen zu warten, so wie bei »Game of Thrones«, wo die neuen Folgen wöchentlich ausgestrahlt wurden. Es hat mehr Charme, dass man sich freut, sich mit Leuten, die es auch gesehen haben, zu besprechen und gemeinsam zu rätseln, wie es weitergeht.

In Ihrer ersten Kino-Rolle trugen Sie auch Uniform, spielten im Hollywood-Erfolg „Illuminati“ einen Schweizergardisten. Eine gute Erfahrung? Eine sehr gute, von der ich viel fürs Leben gelernt habe.

Wie meinen Sie das? Ich hatte gerade die Schauspielschule beendet, und alle sagten, ich solle mir darauf nichts einbilden, denn das mit der Schauspielerei sei dennoch schwer. Das fand ich gar nicht, denn ich bekam gleich diese „Illuminati“-Rolle, es sah aus, alles liefe alles wie am Schnürchen. Ich hatte sechs Drehtage, war sogar mit Tom Hanks am selben Set, hatte eine Szene mit ihm und eine mit Ayelet Zurer, die die weibliche Hauptrolle spielte. Ich dachte: „Wahnsinn, das läuft ja wunderbar!“ Und als Tom Hanks mich in meiner Uniform sah, lachte er: „Das tut mir leid, lieber August, dass du in deinem allerersten Film so blöd aussiehst!“

Und – wie ging’s weiter? Damit war meine Glückssträhne beendet. Bei der Premiere merkte ich, dass ich fast komplett rausgeschnitten war. Ich hatte noch einen Satz, der fast aus dem Off kam, und meine rechte Schulter war kurz zu sehen. Das war’s!

War die Familie begeistert von Ihrem Berufswunsch? Es gab keine Probleme. Mein Vater, der Forst- und Betriebswirtschaft studiert hat, fand es spannend, dass ich einen ganz anderen Weg gehen wollte, empfahl mir allerdings, zur Sicherheit ein anderes Fach zu studieren. Ich bin sehr dankbar für diesen Tipp, denn so habe ich Geschichte studiert. Wenn ich mit 18 oder 19 gleich auf die Schauspielschule gegangen wäre, hätte ich viele Erfahrungen nicht gemacht.

Nervt es Sie, auf Ihren Namen und Ihre ungewöhnliche Familie angesprochen zu werden? Wenn sich Menschen zu sehr für meinen Namen interessieren und den Adelstitel, der ja kein Titel, sondern nur Teil des Namens ist, werde ich manchmal ungeduldig. Ich spreche gern über meinen Beruf, meine Rollen und Projekte. Wer was über meine Familie wissen möchte, kann das googeln.

Privat betreiben Sie mit Birte Hanusrichter den Podcast „Schaumgeboren“. Wir besprechen jede Woche zwei Biere. Ein interessantes Gebiet. Ich selbst trinke seit 25 Jahren Bier, habe aber fast immer dieselben Sorten getrunken. Dabei gibt es Tausende von Marken, Brautechniken und Variationen – da ist immer genügend Gesprächsstoff.

Im Rheinland gibt es eigentlich nur zwei Sorten – Kölsch und Alt... Ich finde Kölsch sehr sympathisch, es ist ein simples, nicht sehr komplexes Bier. Ich mag Kölsch und die Kultur, die dazu gehört. Man bekommt so lange Bier, bis man »Stopp!« sagt. Und findet in der Kneipe immer jemanden, mit dem man über Kölsch und Alt diskutieren kann. Und da, wo man Alt trinkt, ist es genau umgekehrt. Deswegen finde ich Alt auch sehr sympathisch. Mir schmeckt beides!

Schauspieler mit Uni-Abschluss

August Wittgenstein (August-Frederik Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, geboren am 22. Januar 1981 in Siegen) ist der Sohn von Ludwig Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (77) und Ehefrau Yvonne (68, geborene Gräfin Wachtmeister af Johannishus).

Er besuchte ein Internat in Schweden, machte sein Abi in Großbritannien und absolvierte Praktika in Paris und sein Geschichtsstudium in Washington (Bachelor-Abschluss). Schauspielausbildung in New York und LA.

Erste Rolle in „Illuminati“. TV-Erfolg in „Wüstenherz – Der Trip meines Lebens“. 2018 dann die Hauptrolle in der RTL-Serie „Jenny – Echt gerecht“. Besitzt die deutsche und schwedische Staatsbürgerschaft und lebt in Berlin.