Bewegendes InterviewPete Doherty über Drogen, Liebe und Neuanfang

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Pete Doherty im Juli 2017: Hier soll der britische Sänger schon nicht mehr an der Nadel gehangen haben.

Köln – Peter Doherty über seine neue Band aus Sozialfällen, seinen 40. Geburtstag, sein neues Leben im Küstenort Margate, seine Hunde, seinen Heroin-Entzug und welche Rolle Hamburg dabei spielte, deutsche Lieblingswörter, böse Schlagzeilen, seine große Liebe, Amy Winehouse, den Tot von Keith Flint, die Anschuldigungen gegenüber Michael Jackson, das nächste Libertines-Album sowie den Brexit.

Pete Doherty: Nur eine Stunde Verspätung in Köln

Ein kleines Café in der Kölner Innenstadt: Peter Doherty hat lediglich eine Stunde Verspätung, als er mit dem Van aus Paris angerauscht kommt. Was auch deshalb erstaunlich ist, weil er erst zwei Tage zuvor seinen 40. Geburtstag gefeiert hat.

Für die einen ist Doherty ein begnadeter Songpoet, der durch Bands wie die Babyshambles und Libertines eine Marke in der britischen Musiklandschaft hinterlassen hat.

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Andere bringen ihn in erster Linie mit seinen Drogeneskapaden oder seiner Beziehung zu Top-Model Kate Moss (2005-2007) in Verbindung.

Verpennt und ergraut, aber ziemlich aufgeräumt erzählt der Brite beim Treffen von seinen zwei Neuanfängen: den in der englischen Küstenstadt Margate und den mit der Band The Puta Madres, mit denen er gerade ein Garagenrock-Debüt veröffentlicht hat.

Glückwunsch, Mr. Doherty! Sie haben kürzlich Ihren 40. Geburtstag gefeiert! Vor ein paar Jahren hätten nicht viele darauf gesetzt, dass Sie überhaupt die 40 schaffen!

Den überwiegenden Teil meines Erwachsenenlebens habe ich selbst nicht mal erwartet, die nächsten fünf Minuten zu überstehen! Aber ich war nie selbstmordgefährdet. Ich wollte nie sterben! Da ist etwas in mir... eine Art Soldat. Er ist sehr anders als ich: Er ist nicht sensibel, er denkt nicht viel nach, aber er ist verdammt noch mal stark! Und verdammt noch mal mutig! Er legt sich nicht hin, er steht immer wieder auf.

Wann haben Sie den Soldaten entdeckt?

Ich glaube, er war immer schon da! Aber er hat sich mir erst vorgestellt an dem Tag, als ich wegen Kokain-Besitzes ins Gefängnis kam. Er tauchte auf und suggerierte mir: Ich übernehme jetzt hier. Halte dich raus und entspann dich einfach.

Die Zeit in Hamburg, wo Sie 2014 Ihr Soloalbum „Hamburg Demonstrations“ aufnahmen, soll Sie gerettet haben.

Oh ja, der Soldat liebt Hamburg! Das war auch ungefähr die Zeit, zu der ich aufhörte, mir Zeug zu injizieren. Sonst wäre ich heute tot.

Warum hat Sie Hamburg so verändert?

Ich fühlte mich privilegiert, dass Johann Scheerer (Produzent und Mitbegründer des Labels Clouds Hill Ltd., Anm. d. Red.) mir seine Tür öffnete. Er vertraute mir.

Er sagte: „Du kannst in dem Apartment wohnen und das Studio benutzen.“ Er drückte mir seinen Haustürschlüssel in die Hand zu einer Zeit, in der nicht mal meine Familie mir einen Schlüssel anvertraut hätte. Ja, es war eine wundervolle Zeit in Hamburg! Es ist nur schade, dass da solche Feindseligkeit zwischen meinem damaligen Management und den Leuten von Clouds Hill herrschte, denn meinem Management missfiel es, dass mir jemand vertraute; dass ich in Deutschland blieb, Musik aufnahm und mehr Kontrolle übernahm.

Spürten Sie so was wie Freiheit?

Ja, schon, es hingen nicht an jeder Ecke Paparazzi rum. Und Spontan-Konzerte im Golem (ehemaliger Club in Hamburg, Anm. d. Red.) zu geben, diesem sündhaften Platz, war toll. Ich liebte es dort.

Für die einen sind Sie ein begnadeter Songpoet. Andere bringen Sie in erster Linie mit Ihren Drogeneskapaden in Verbindung.

Ja, die halten mich für eine Karikatur. Es gibt sogar Leute, die enttäuscht sind, wenn sie mich treffen, weil ich nicht total im Arsch bin. Das ist wirklich traurig. Aber es war ja auch lange Zeit so. Ständig gab es negative Geschichten über mich und ein schlimmes Foto dazu.

Und an den paar Tagen, wo ich klar war, manipulierten sie das Foto oder lichteten mich ab, wenn ich gerade beim Niesen war. Das alles hat mich echt umgebracht. Es hat mich innerlich getötet.

Und alles ging Hand in Hand... Die Polizei war besessen davon, mich zu erwischen. Sie nahmen mich immer wieder fest. Das gab mir das Gefühl, eine gefährliche Person zu sein oder eine Bedrohung für die Gesellschaft. Es war der reinste Irrsinn.

Aber nun sind Sie über den Berg?

Das wäre wundervoll. Aber eine Sucht ist eine Krankheit – eine psychische Krankheit. Es ist selbstzerstörerisch... 

Wie sicher fühlen Sie sich denn momentan?

Schwer zu sagen. Ich fühle mich sicher. Doch wenn ich genau überlege, weiß ich gar nicht so recht, was sich sicher fühlen bedeutet. Ich will jedenfalls nicht dahin zurück, wo ich war. 

Seit zwei Jahren leben Sie im nordenglischen Küstenort Margate. Sind Sie dort allein unter Rentnern?

Nein, solch eine Stadt ist es nicht. Margate war mal ein Urlaubsort, zu dem die Leute aus London in Scharen mit dem Zug kamen. In den Achtzigern verwaiste es dann, es herrschte hohe Arbeitslosigkeit und viele Verbrechen passierten. Wenn du heutzutage im Zeugenschutzprogramm bist, Asylsuchender oder ein durchgeknallter Teenager, der aus der Schule raus muss, dann schicken sie dich nach Margate. Die Stadt London hat ganze Straßenzüge gekauft, um Familien, die sich keine Wohnung leisten können, dort unterzubringen – bis man sie vergessen hat. 

Aber warum haben Sie dann dort ein Hotel gekauft?

Weil es so günstig war, so unglaublich günstig! 

Es soll das heruntergekommenste Hotel in Kent oder sogar in ganz England gewesen sein, war zu lesen.

Das ist nicht ganz fair. Die nigerianische Frau, die es unterhielt, hatte einen schlechten Ruf, weil sie Leute, die sich beschwerten, aus dem Hotel jagte. Aber zu sagen, dass es das schlimmste Hotel war.... Nein, ich war mal in einem in Aberdeen, das war schlimmer! 

Und Sie haben in Ihres investiert?

Klar, das Ganze war Carls Idee (Carl Barât, Dohertys Bandkollege bei The Libertines, Anm. d. Red.). Er beschloss, dass die Libertines ein Hauptquartier bräuchten. Er fand dann das fünfstöckige, alte Stadthaus. Er hat mich dann für fünf Festival-Auftritte nicht bezahlt, weil er weiß, dass ich zur Geldverschwendung neige. Die anderen haben ihren Anteil gespart. Und nun bin ich einer von sechs Investoren.

Unser Studio ist bereits fertig, nach und nach soll das Hotel entstehen. Eine Alkoholausschank-Lizenz, damit Carl unter dem Hotel eine Bar eröffnen kann, gibt es auch schon. Die Bar wird dann „Wasteland“ heißen, wie das gleichnamige Buch von T.S. Eliot, der vier Türen weiter wohnte. Sein Vater unterhielt in Margate vor 100 Jahren ein Bed & Breakfast. 

Es soll so was wie Andy Warhols „Factory“ werden.

Die Margate-Version davon. Carl will das nach und nach so aufbauen, dass verschiedenste Künstler unter einem Dach wohnen und arbeiten.

Sie selbst sollen eine Firma gegründet haben für derlei Business.

Den Artikel habe ich auch gelesen. Was für eine gequirlte Scheiße! Da stand, dass ich 5,3 Millionen Pfund wert wäre – verrückt! Carl war richtig wütend, als er das las. Denn er ist der Geschäftsmann von uns beiden. Ich wäre dafür völlig ungeeignet. 

Die Küstenluft scheint Ihnen auf jeden Fall gut zu tun.

Ich bin gesund, viel gesünder als in der Vergangenheit. Ausreichend Schlaf ist der Schlüssel. Denn mit zu wenig Schlaf fingen meine Probleme damals an. Ich besuche oft Spiele des „Margate FC“.

Außerdem habe ich zwei Hunde – Zeus und Narco. Die sind ein wichtiger Teil meiner Regeneration. Sie erfordern viel Zeit, also bin ich mit den beiden oft am Strand. Meine Hunde zeigen mir, was bedingungslose Liebe ist. Sie fehlen mir gerade sehr. Aber ich konnte sie im Van leider nicht mit über die Grenze nehmen. 

Ihr Husky soll die Katze der Nachbarin gegessen haben.

Es gibt keinen Beweis dafür, dass die Katze nicht längst tot war, als mein Hund sie für ein paar Sekunden im Maul hatte! Vielleicht wurde sie vorher überfahren?

Ich habe selbst zwei Katzen – warum wurden die dann nicht gegessen? Ich nahm mir trotzdem ein Herz, bin zur Nachbarin gegangen und habe mich entschuldigt. Ich wollte, dass sie sieht, wie freundlich meine Hunde sind. Ich bat sie aber auch, damit nicht zur Presse zu rennen.

Und dann tat sie es doch und behauptete, ich hätte mich ja nicht mal entschuldigt. Und die Überschrift lautete dann: „Ich hoffe, er ist ein besserer Sänger als Hundebesitzer.“ 

Es wurde schon Schlimmeres über Sie berichtet. Trotzdem hat es Sie verärgert?

Klar, denn wegen der Sache standen die Paparazzi wieder vor meiner Haustür. Es war das erste Mal in zwei Jahren, davor war alles friedlich. Es gab nichts Schlechtes über mich zu berichten. Ich war auch an dem Tag freundlich gegenüber den Fotografen. Aber das gefiel ihnen nicht.

Sie behaupteten, dass ich lachend mit meinem Hund im Türrahmen gestanden hätte. Es brach mir das Herz. Denn ich liebe Tiere. Und ich liebe Katzen. 

Inspiriert Sie das Meer?

Enorm! Jeden Morgen, wenn ich vor die Tür gehe. Das Licht ist unglaublich und die dunkle wilde See – sie ruft nach mir. Das ist manchmal gefährlich. Ich will dann einfach nackt ins Meer laufen. 

Aber bisher sind Sie dem Ruf nicht gefolgt?

Im Sommer werde ich es tun. Meine Hunde sind aus arktischen Regionen Minusgerade gewöhnt. Sie können ins Wasser gehen, wenn es kalt ist, und sie lieben es. Aber für Menschen ist es in Margate nicht so nett, wie es sich anhört. 

Inwiefern?

Wir haben diese seltsamen Wetterfronten. Alle zehn Jahre sorgen Über-Stürme für Zerstörung. Erst letzte Woche wurde dem riesigen Tesco-Supermarkt das Dach weggeblasen. Einfach so. Die Gebäude halten einiges aus, aber es gibt in Margate so viele Tunnel aus Schmuggler-Zeiten unter den Sockeln der Häuser. Die machen das Ganze instabil, so dass Gebäude einfach kollabieren. Es ist wirklich ein sehr merkwürdiger Platz, dieses Margate. 

Nach den Libertines und Babyshambles veröffentlichen Sie nun unter dem Namen Peter Doherty & The Puta Madres ein Debütalbum. Wieso brauchen Sie immer wieder Neuanfänge?

Ich weiß es nicht. Ich mache eigentlich nie Pläne, weil die bei mir sowieso nicht funktionieren. Diese Band ist so was wie ein Auffangbecken verlorener Seelen. Miggles, der französische Bassist, den ich schon lange kenne, war bei der Band The Parisians, wurde danach aber obdach- und arbeitslos. Also lud ich ihn ein, mitzumachen. Auch mein Schlagzeuger Rafa ist eine problembehaftete Seele.

Er lebte in Barcelona auf der Straße und spielte für die Touristen. Ich jammte mit ihm in der Fußgängerzone und schlug ihm dann vor, eine Band zu gründen. Wir helfen uns alle gegenseitig, indem wir zusammen etwas Wunderschönes kreieren. Ich brauche diese Art der Energie – auch wenn sie von einem Ort der Verzweiflung kommt. 

Das klingt fast, als sei die Band ein Sozial-Projekt!

Es geht darum, die Entrechteten zu ermutigen; Leute, die aus der Spur geraten sind. Ich kann da nur für mich sprechen: Wenn es Musik nicht gäbe, wüsste ich nicht, wo ich heute wäre. Ich wäre definitiv durch das Netz gefallen, weil ich nicht funktioniere.

Ich bin ein Fantast, ich lebe in Büchern, ich lebe in Songs. Die Gesellschaft kümmert sich nicht um einen wie mich. Ich muss mir also selbst etwas erschaffen. Es ist der einzige Weg, dass ich mich über Wasser halten kann.

Und diese Leute sind meine Leute! Wir sind alle gleich. Wir halten fest aneinander, wir unterstützen uns und erobern die Welt. Deshalb klingt die Platte so aufmunternd. 

Reich werden Sie damit vermutlich nicht.

Das ist der Grund, warum Drew (McConnell, Bassist der Babyshambles, Anm. d. Red.) bei dieser Band nicht mit dabei ist. Er wollte lieber Geld verdienen auf Tour mit Liam Gallagher. Doch es geht nicht immer ums Geld, obwohl ich nicht weniger gierig bin als alle anderen.

Ich weiß aber auch, was Geld anrichten kann. Ich muss auf mich Acht geben, denn sonst verliere ich den Blick für die unverfälschten Dinge, die mich inspirierten, als ich noch nichts besaß. Wenn wir damit was verdienen sollten, was toll für uns alle wäre, dann bauen wir uns auch ein Studio.

Aufgenommen haben Sie die Platte mit Blick auf ein Fischerdorf in der Gemeinde Étretat in der Normandie. Warum nicht in Margate?

Weil Carl darauf bestand, dass das Studio den Libertines vorbehalten ist. Also gingen wir nach Frankreich, wo die Familie unserer Keyboarderin Katia wohnt. Das war toll, weil wir die Platte so binnen weniger Tage aufnahmen. Ganz so wie die Beatles mit ihrem ersten Album: ein Mikrofon im Raum, auf die Aufnahmetaste drücken, die Songs spielen und wieder nach Hause fahren. 

Worin bestand die Herausforderung für Sie?

Es kostete mich große Überwindung, diese ehrlichen Texte zu singen. Zumal es leichte Musik ist und die Worte sehr deutlich zu verstehen sind. Wenn ich beispielsweise in „Someone Else To Be“ zugebe, lieber jemand anderes sein zu wollen, fällt mir das echt schwer. Es reicht nicht aus, wenn ich mir sage, dass ich einen Charakter spiele, denn die Worte kommen alle aus meinem Herzen.

Aber manchmal habe ich das Gefühl, ich muss einen Charakter spielen, um bei Verstand zu bleiben. 

Warum zitieren Sie in besagtem Stück Oasis?

„Please don't put your life in the hands of a rock’n’roll band“ war immer eine meiner Lieblings-Songzeilen. Die darin enthaltene Warnung ist vermutlich berechtigt. 

Die Platte handelt von Liebe und Verlust. Welche Verluste mussten Sie jüngst hinnehmen?

Vieles dreht sich um meinen Freund Alan Wass, der 2015 an einer Heroin-Überdosis starb. Der Song „Travelling Tinker“ ist direkt davon beeinflusst. Es war der Name der Band, die wir gründen wollten. Nie offiziell, aber es war unser Traum. Ich kann seinen Tod noch nicht wirklich akzeptieren. Denn wir hatten noch so viel vor. Ein anderer Verlust ist die Trennung von meiner Freundin Katia, die immer noch mit mir in der Band ist. 

Ist das ein Problem?

Das könnte zur Herausforderung werden, sie hat einen neuen Freund. Aber sie ist großartig für die Band. Sie hat auch einige der Songs mit mir geschrieben wie die Single „Who’s Been Having You Over“. Wir lebten zusammen – auch in Hamburg. Ich liebe sie so sehr. Und ich weiß, dass ich sie immer lieben werde. Immer. 

Ist es schwierig für Sie, Beziehungen zu führen?

Ich glaube, in meinem Herzen will ich alleine und frei sein. Je weniger Drogen ich nahm, desto bewusster wurde mir das. Es ist eine verzwickte Situation. 

Verzwickt so wie der Brexit?

Der macht es den Puta Madres in der Tat schwer, weil in der Band so viele Nationalitäten zusammen kommen! Wir müssen uns frei bewegen können, sonst läuten rasch die Totenglocken für uns. Aber irgendwie tunneln wir uns schon den Weg nach Frankreich, Spanien und nach Deutschland. 

Woher kommt eigentlich der lustige Bandname „Puta Madres“, was aus dem Spanischen wörtlich übersetzt so viel heißt wie „verdammte Mütter“?

„Ah, it’s the puta madre!“ – unser Schlagzeuger Rafa sagte das anfänglich ständig, sowohl für etwas Gutes, als auch für etwas Schlechtes oder irgendwas dazwischen.

Ich wusste nicht wirklich, was es bedeutet, aber dachte mir, dass wir die Band so nennen sollten. In Spanien und Südamerika sagen es alle, und es ist gleichzusetzen mit „Fucking Hell“.

Es ist so ein beiläufig gesagtes Schimpfwort wie „Motherfuckers“. Es bedeutet alles und nichts. Genau genommen steht es für die Mutter einer Prostituierten. 

Sprechen Sie spanisch?

Sí. Auf der Platte gibt es ein bisschen Deutsch, ein bisschen Spanisch und ein bisschen Französisch.

Wie ist es denn um Ihre Deutschkenntnisse bestellt?

(auf Deutsch) Nicht so gut.

Haben Sie ein deutsches Lieblingswort?

Radiergummi! Und mir gefällt auch Creutzfeldt-Jakob und Methadon.

Letzteres haben Sie vermutlich als Ersatzmittel beim Drogenentzug bekommen?

Ja, klar, fürchterliches Zeug. Krankhaft süß. Ich bezeichne es als das schlimmere Absinth.

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Denken Sie noch oft an Amy Winehouse?

Ja, viel. Immer eigentlich. Ich traf ein Mädchen namens Jade Goldsworthy, eine unglaubliche Sängerin. Sie erinnert mich so sehr an Amy. Sie hat noch nichts aufgenommen, wir haben uns nur getroffen. Aber ich will bald etwas mit ihr veröffentlichen. Wir arbeiten daran. Amy hätte sie geliebt. Das weiß ich ganz sicher.

Und die Libertines machen auch weiter?

Klar, für immer! Carl und ich sind stärker als je zuvor.

Arbeiten Sie gerade an der neuen Libertines-Platte?

Schon, aber es war etwas tragisch. Ollie, der Gitarrist von The Prodigy, kam vorbei und wollte Carl und mir helfen beim Schreiben und Produzieren. Am nächsten Tag erreichte ihn die Nachricht, dass Keith Flint (Sänger von The Prodigy, Anm. d. Red.), der auch ein Freund von Carl war, gestorben ist. Er hatte Selbstmord begangen. Der letzte Text, den Ollie an Keith geschickt hatte, war ein Foto meiner Hunde. Denn auch Keith liebte Huskys. Und Keith antwortete noch, wie schön sie wären. Und am nächsten Tag hängte er sich auf. Seitdem haben wir Ollie nicht mehr gesehen.

Wie war Ihre Reaktion auf Flints Tod?

Ich habe mir alle alten Prodigy-Platten angehört. Unglaublich gute Sachen sind dabei, mitunter erschreckend düster.

Fragen Sie sich bei den vielen Toten um Sie herum, wieso Sie noch am Leben sind?

Nein, darüber denke ich nicht nach.

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Derzeit gibt es viele Diskussionen darüber, ob man die Songs von Michael Jackson aufgrund der Missbrauchsvorwürfe weiterhin im Radio spielen sollte oder nicht. Wie sehen Sie das: Sollte das Werk eines Künstlers losgelöst von dem Menschen bewertet werden?

Wow – das ist eine verdammt gute Frage! Seine Songs werden alle paar Sekunden überall auf der Welt gespielt. Es ist unglaubliche Musik, einige der besten Songs, die jemals geschrieben wurden. Es ist eine beschissene Situation, wenn er schuldig ist... Ein Teil von mir würde sterben – ein großer Teil meiner Kindheit. Ich liebte seine Musik.

Haben Sie die Dokumentation gesehen?

Nein, der Film könnte einen erheblichen Einfluss auf mich haben – ich kann ihn jetzt noch nicht sehen. Ich muss vorsichtig damit sein, es ist zu wichtig. Michael Jackson war so wichtig in meinem Leben. Aber auch im Fall von Woody Allen denke ich: Er ist ein großartiger Filmemacher, er hat einen tollen Humor. Es würde so viel Kultur auslöschen, wenn wir die Kunst eines Künstlers nicht von dem Privatmenschen trennen. Aber es ist verzwickt.