40 Jahre „Löwenzahn“Guido Hammesfahr: „Würde auch gerne in einem Bauwagen leben“

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Die Kindersendung „Löwenzahn“ wird 40 Jahre alt.

Köln/Berlin – 2006 zog er als Fritz Fuchs mit Hund „Keks“ in den Bauwagen in Bärstadt (Henningsdorf, nahe Berlin) ein. Damals stand er erst im Schatten seines Vorgängers Peter Lustig (2016).

Doch längst ist der Kölner Guido Hammesfahr (51) die Nr. 1 im Herzen seiner jungen und jung gebliebenen Zuschauer. Jetzt wird „Löwenzahn“ 40 Jahre alt – gefeiert wird das kommenden Samstag und Sonntag im KiKa und im ZDF. Im Mittelpunkt: die Reise von Fritz Fuchs nach Südafrika.

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Die Jubiläumsfolgen „Löwenzahn“ (16. Mai ab 8.55 Uhr im ZDF) haben Guido Hammesfahr auf große Tour nach Südafrika geschickt.

Zum 40. Jubiläum reist „Fritz Fuchs“ nach Südafrika. Was gefällt Ihnen am Jubiläum am besten? Guido Hammesfahr: Ich finde es toll, dass hier wunderbare Naturaufnahmen und die Tiere Afrikas im Vordergrund stehen. Dadurch bekommen wir die Möglichkeit zum Träumen. Es ist eine riesige Abwechslung, wir werden ja zurzeit zugeschüttet mit „Extras“ und „Spezials“ zu Corona. Es ist sehr gut, dass alle – auch Kinder – darüber Bescheid wissen. Aber es ist auch wichtig zu wissen, dass es eine Zeit vor Corona gab – und es auch eine danach geben wird. Es ist ja kaum noch vorstellbar, dass wir vor nicht mal einem Jahr ins Flugzeug steigen und in Südafrika landen konnten.

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Von den 40 Jahren „Löwenzahn“ sind Sie fast 14 Jahre dabei. Haben Sie Ähnlichkeit mit „Fritz Fuchs“ festgestellt? Ähnlichkeiten waren immer da. Das ist gut so, die machen es einfacher beim Dreh, weil ich mich so nicht komplett verstellen muss. Von Haus aus sind wir beide Klugscheißer, wissen vieles besser. Zudem haben wir beide einen eigenen Kopf und eine ausgeprägte Ausdauer. Wir tüfteln und basteln gerne. Und wir sind Outlaws: Lieben die Natur und das Abenteuer. Ich würde gern wie er im Bauwagen leben.

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Immer an Fritz Fuchs (Guido Hammesfahr) Seite ist sein Hund Keks.

Was waren Ihre schönsten „Löwenzahn“-Drehs? Größte Abenteuer waren natürlich die vier Wochen in Südafrika, wo ich normalerweise nie hingekommen wäre. So habe ich selbst mal Elefanten, Geparden und Strauße gesehen. Und ohne „Löwenzahn“ hätte ich nie selber eine Kuh mit der Hand gemolken oder zwei Tage in einer Tropfsteinhöhle verbracht.

Sie sind ein Star der Kinder. Froh oder traurig, dass die neuen Gesichtsmasken bei Ihnen das Wiedererkennen verhindern? Ich bin über diese neuen Masken überhaupt nicht froh. Lieber wäre es mir, wenn sie und Corona überhaupt kein Thema wären. Und fürs Wiedererkennen spielen sie auch keine Rolle, denn ich bin außerhalb des Fokus des öffentlichen Interesses.

Was heißt das? Mein Gesicht ist im Kinderfernsehen verortet, wenn die Kinder mich auf der Straße wahrnehmen, sind sie so mit sich selbst beschäftigt, dass ich gar keine Rolle spiele. Wenn ein Kind mich mal anspricht, stellt es Fragen, meist zur letzten Folge, nicht zu mir. Da gibt es noch keinen Starkult. Dass man für jemanden ein Idol ist, fängt später an, zu Beginn der Pubertät – und da bin für sie schon wieder aus ihrer Welt verschwunden.

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Vorgänger Peter Lustig (starb 2016) hat Guido alias „Fritz Fuchs“ noch bei „Löwenzahn“ eingeführt.

Durch Ihre Rolle sind Sie etwas festgelegt, einen Mörder werden Sie so schnell nicht spielen. Vermissen Sie das? Nein. Für mich ist es in Ordnung, dass ich bei einem Dreh ohne Waffe rumlaufe. Auch ohne mich wird schon inflationär viel im deutschen TV rumgeballert. Ich hoffe, dass sich die TV-Landschaft weiterentwickelt und wir wieder mehr schöne Geschichten erzählt bekommen.

Sie waren auch als Comedian aktiv, gehörten vor 20 Jahren zum „Ladykracher“-Ensemble um Anke Engelke. Wie kam es dazu? Um 2000 sollte die Show „RTL Samstag Nacht“ noch mal aufleben, ich war beim neuen Team dabei. Zum Neustart ist’s nie gekommen, es gab einen Wechsel in der RTL-Chefetage. Dennoch war das sehr gut für mich, ich habe viele Autoren und Regisseure aus dem Comedy-Bereich kennengelernt. Einer hat mich für „Ladykracher“ vorgeschlagen. Kam für mich aus heiterem Himmel. Da zeigt sich wieder: Es ist gut, wenn man jemanden kennt, der jemanden kennt…

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Erkannt? Guido Hammesfahr 2002 bei „Ladykracher“ (4. v.l.) mit Anke Engelke (l.) und Christoph Maria Herbst (3. v.l.).

Wie beeinflusst das Coronavirus Ihren Alltag? Es macht mich fast wahnsinnig, ich lebe ja nicht vereinzelt, brauche die Kommunikation von Mensch zu Mensch – gerade jetzt, um alles, was passiert, abzufedern. Es ist wichtig für mich, dass man sich ganz normal begegnet, miteinander klönt. Zurzeit geht vieles nur übers Telefon. Oder ich sitze am Computer und schreibe meiner Mutter und der Familie. Das ist ein bisschen Ersatz – aber längst nicht genug.

Der Dreh zu weiteren „Löwenzahn“-Folgen ist verschoben. Was machen Sie jetzt? Ich verbringe viel Zeit in Berlin, bastle Sachen für mein Segelboot, das noch nicht ins Wasser darf, sondern in der Halle liegt. Segeln ist mein Hobby. Ich war schon als Jugendlicher begeisterter Surfer, seitdem hat mich alles, was mit Wind und Naturelementen zu tun hat, interessiert. Und ich arbeite mit dem Kölner Musiker Philipp Kaufmann mein Kinderbuch „Frau Giraffe zieht um“ zum Musical oder einer musikalische Erzählung um. Ist bisher liegen geblieben. Jetzt nutzen wir die Corona-Zeit, machen das nebenbei, damit wir nicht verrückt werden.

Drehen in Berlin, leben im Rheinland. Wo sind Sie lieber? Berlin kam durch den Job, ich habe mich mit Leuten und Stadt gut angefreundet. Toll ist da vor allem, dass ich mein Boot fast vor der Haustür stehen habe. Das Rheinland ist mir viel näher.

Was lieben Sie am Rheinland? Ich genieße die Verbindlichkeit, die Möglichkeit, direkt mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich liebe mein Veedel in Köln. Es ist überschaubar, man kennt sich, ich habe keine langen Wege. Das erinnert mich an meine Herkunft: Ich komme aus einem Dorf mit 400 Einwohnern im Westerwald, bin ein Landei. Da bin ich in Köln besser aufgehoben als in einer riesigen Metropole wie Berlin.

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Guido Hammesfahr: Preisgekrönt und vielseitig

Guido Hammesfahr (geboren am 15. Mai 1968 in Dierdorf) absolvierte seine Schauspielausbildung in Mainz, spielte dort auch Theater, ebenso in Wiesbaden, beim Grenzlandtheater Aachen und in Berlin (Schloßparktheater). 2006 bekam er den Kurt-Sieder-Preis der Stadt Aachen für „herausragende schauspielerische Leistungen“.

Seit 2006 ist er „Fritz Fuchs“ in „Löwenzahn. 2007 erhielt er den Kinder-Film- und Fernsehpreis „Goldener Spatz“. Er ist Autor des Hörbuchs „Der Tag, als unser Tresen verschwand“. Lebt mit Lebensgefährtin im Kölner Agnesviertel.