30 Jahre „Geil“Darum landete der Hit von Bruce & Bongo auf dem Index

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Szene aus dem "Geil"-Video von Bruce & Bongo

Köln – Heute ist vor allem Geiz geil. Doch vor 30 Jahren, da war fast alles in Deutschland geil. Zwei Engländer verhalfen dem Adjektiv zu unfassbarer Popularität.

„The disc-jockey's geil - g-g-g-g-geil”, „Affen sind geil – g-g-g-g- geil”. Mit diesen sinnfreien Zeilen schoss am 7. April 1986 das britische Pop-Duo Bruce & Bongo an die Spitze der deutschen und österreichischen Single-Charts. Vier Wochen hielten sich beide mit „Geil“ dort, ehe sie von Chris Normans „Midnight Lady“ abgelöst wurden.

Geil war ein Song als Spiegelbild einer Zeit. Eine simpel stampfende Keyboard-Melodie, dazu ein paar gestotterte Sprachfetzen – fertig war der typische 80er-Jahre-Hit, der auf keiner Keller-Party fehlen durfte. Insgesamt 500.000 Exemplare wurden verkauft. Im Video gab’s Mädels die sich im Aerobic-Kurs abmühten, Typen mit Ballonseiden-Anzügen und grausige Vokuhila-Frisuren.

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Hinter dem Pop-Duo Bruce & Bongo steckten Bruce Hammond Earlam (61) und Douglas Wilgrove (61). Beide waren als Soldaten der British Army in Berlin stationiert. Eins der ersten deutschen Worte, das sie lernten: Geil.

Der Song war nicht nur eine Hommage an ein Trendwort der 80er sondern auch gleichzeitig an den besten deutschen Tennisspieler dieser Zeit. Boris Becker hatte im Sommer 1985 im Alter von 17 Jahren als erster ungesetzter Spieler, als erster Deutscher und als jüngster Sieger beim bedeutendsten Tennisturnier der Welt in Wimbledon triumphiert. Bruce & Bongo nutzten dies, um in ihrem Song noch gleich die Zählweise im Tennis unterzubringen: „Forty love, forty fifteen, forty thirty, d-d-deuce, d-d-deuce. Advantage b-b , advantage b-b, advantage b-b-b-Becker.”

„Geil“ galt bei seiner Veröffentlichung bei vielen als anstößig. Einige Radio- und Fernsehstationen spielten die Single nicht, weil ihnen der Text zu obszön und sexistisch klang. Die Platte befand sich sogar kurzzeitig auf der Liste der jugendgefährdenden Medien. Dabei war das Wort geil in den 80er Jahren lediglich ein Synonym für super, prima, toll. Und auch im TV hielt der Begriff Einzug: Kommentator-Legende Werner Hansch durfte beim Spiel Schalke gegen Nürnberg laut „ein geeeeiles Tor“ jubeln.

Doch nach dem raschen Ruhm war für das schrille Duo Schluss mit „Geil“. Die folgenden Songs floppten, es blieb beim One-Hit-Wonder. Bruce und Douglas leben weiterhin in Berlin, kommentieren für Internet-Portale aktuelle Musiktrends und posten auf ihrer Facebook-Seite sinnfreies Zeug.