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„Sing meinen Song“-StarStefanie Heinzmann verrät, warum sie gerne eine Glatze trägt

Sängerin Stefanie Heinzmann lehnt an einer Wand im Kölner Hotel Savoy.

Stefanie Heinzmann ist happy in ihrem kleinen Dorf in der Schweiz – und will da auch nicht weg. Fürs Interview traf sie sich mit uns aber in Köln.

von Horst Stellmacher (sm)

Köln. Der erfolgreichste Pop-Export der Schweiz: Stefanie Heinzmann (32) kommt aus einem winzigen Dorf im Wallis, siegte 2008 bei Stefan Raabs Castingwettbewerb und ist seitdem ein hell leuchtender Stern am Pop-Himmel. Gerade war sie Gast beim Vox- „Tauschkonzert“ und veröffentlichte ihr neues Album „Labyrinth“. Viele Gründe für ein langes Gespräch mit dem EXPRESS.

Sie haben sich Glatze rasiert – warum? Stefanie Heinzmann: Das hängt mit meinem Selbstbewusstsein zusammen. Ich fand mich nie schön, hatte mit meiner Weiblichkeit Probleme. Die war für mich gekennzeichnet durch High Heels, Schminke, lange Haare. Eines Tages hatte ich die Nase voll davon, vor allem von der Wichtigkeit, die den Haaren im Leben einer Frau beigemessen werden. Ich wollte wissen, wie es ist, wenn ich in den Spiegel gucke und nur mein Gesicht sehe. Jetzt weiß ich, wie es ist – ich habe mich noch nie so weiblich gefühlt wie jetzt.

Wie reagiert Ihre Umwelt auf diese Verwandlung? Stefanie Heinzmann: Ich höre immer noch: „Deine schönen Haare! Früher sahst du so weiblich aus, jetzt siehst du aus wie ein Junge.“ Und dann denke ich: Mein Gott, wir leben im 21. Jahrhundert, trotzdem gibt es immer noch diese Schubladen. Geht mir auf den Keks. Ist doch egal, was für Haare ich habe. Das definiert mich nicht. Ich bin als Frau geboren, fühle mich als Frau.

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Lassen Sie uns über Ihr neues Album sprechen. Warum heißt es „Labyrinth“? Stefanie Heinzmann: Es ist ein passendes Bild für die heutige Zeit. Wir wissen nicht, wohin wir gehen sollen, wie wir ans Ziel kommen, wo das ist. Viele Wege enden in Sackgassen, wir müssen zurück und neu entscheiden, ob und wo wir abbiegen müssen.

Ist es ein Corona-Kind? Stefanie Heinzmann: Ich nenne es ungern so, aber es ist eins. Es wäre ohne Corona nicht entstanden, ich hätte das alte Album „All We Need Is Love“ weiter durchgezogen. Doch um überhaupt was zu machen, bin ich ins Studio gegangen und habe geschrieben, Musik ist ja ein gutes Ventil. Als ich im Oktober hörte, dass ich bei „Sing meinen Song“ mitmachen darf, war klar, dass ich ein neues Album brauche – und dann ging es wieder richtig los.

Gab es für Sie in der Pandemie Momente der Verzweiflung? Stefanie Heinzmann: Natürlich. Allein schon, wenn ich zu Hause saß und im Kalender sah, wo ich eigentlich gerade hätte sein müssen... Ich fragte mich ernsthaft, ob mein Weg als Künstlerin jetzt beendet sei. Wobei ich ja genau genommen keinen wirklichen Grund zum Verzweifeln hätte.

Heißt was? Stefanie Heinzmann: Mein Worst Case ist aushaltbar: Mir geht es relativ gut, es ist noch viel Gutes da. Ich habe ein Dach über dem Kopf, was zu trinken und essen, ich atme. Ich bin in dieser Zeit eine der Privilegierten meiner Branche, habe ein neues Album, mache Fernsehen, gebe Interviews, dazu dann die Teilnahme am Vox-Tauschkonzert.

Man hat das Gefühl, dass die Schweizer lockerer mit Corona umgehen als die Deutschen. Was gefällt Ihnen besser? Stefanie Heinzmann: Ich sitze da zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite möchte ich, dass es so weitergeht. Auf der anderen Seite bin ich lieber ein Teil der Lösung statt ein Teil des Problems. Deswegen halte ich mich sehr an alle Regeln, die ich hin und wieder allerdings auch mal ausreize. Aber ich bin niemand, der sagt, das sei alles Blödsinn. Die Pandemie ist da, wir müssen damit umgehen.

Sie starten in der Schweiz das Casting-Format „Stadt, Land. Talent“. In Deutschland sind Casting-Shows in der Diskussion. Sie selbst sind als Künstlerin ein Kind der Casting-Welt – ist so etwas noch in Ordnung? Stefanie Heinzmann: Ich habe dazu keine feste Meinung. Aber schon als ich vor 13 Jahren gewonnen habe, war nicht sicher, dass ich deswegen Sängerin bleibe. So ein Sieg bedeutete schon damals nicht viel. Aber ich behaupte bis heute, dass man als Kandidat in so einer Show sehr viel lernt.

Was war das bei Ihnen? Stefanie Heinzmann: Ich war erst 18, kam zu Stefan Raab in Studio, musste unter Druck Texte lernen, performen, Interviews geben und mich mit allem auseinander setzen. Eine tolle Erfahrung, die mir kein Mensch nehmen konnte. Das wäre auch wichtig gewesen, wäre ich nicht Sängerin geworden.

Klingt doch gut… Stefanie Heinzmann: Ja. Allerdings weiß ich auch, dass es in Casting-Shows meist nicht um den Künstler, sondern um Entertainment und die Sendung geht, und dass zum Schluss meist ein Produkt rauskommt, das man schnell wieder vergisst.

Sie sind eine der meistbeschäftigten Künstlerinnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Keine Angst, dass die Familie zu kurz kommt? Stefanie Heinzmann: Nein. Ich bin jetzt 32, würde gern eine Familie gründen, und weiß, dass ich immer weniger Zeit habe. Familie ist nach wie vor mein Ziel, aber ich fühle mich nicht unter Druck gesetzt. Im Corona-Jahr habe ich gemerkt, wie richtig es war, dass ich noch kein Kind habe. Ich habe bei Freundinnen, die Mutter geworden sind, gesehen, welche zusätzliche Belastung ein kleines, geliebtes Baby sein kann.

Wo sollte die Familie leben? Stefanie Heinzmann: Natürlich in der Schweiz. Ich lebe mein ganzes Leben da, das mache ich sehr gern, es gefällt mir gut in meinem Dorf im Wallis. Ich bin von Herzen Walliserin, meine Muttersprache ist Walliserdeutsch, in der Sprache denke und fluche ich, damit mache ich meine Komplimente.

Man hat das Gefühl, dass heutzutage alle Welt Deutsch singt. Sie machen das nicht. Warum immer noch Englisch? Stefanie Heinzmann: Weil es sich für mich gut und richtig anfühlt, und weil ich glaube, dass Musik auch ohne verständliche Worte schöne Gefühle transportiert. Englisch ist nicht das größte Geheimnis auf Erden ist, die meisten verstehen es und wissen, worauf ich hinaus will. Natürlich kann es sein, dass ich mal ein deutsches Album mache. Aber jetzt kommt es für mich noch nicht in Frage.