„Für so einen Mist“ in GefahrHeiner Lauterbach verlor bei Dreh fast ein Auge

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Heiner Lauterbach ist einer der beliebtesten Schauspieler Deutschlands.

von Simon Küpper (sku)

Köln/München – Zoff mit Uwe Ochsenknecht um eine Frau – das kennt Heiner Lauterbach ja schon. 1985 landete das Duo mit „Männer“ einen unerwarteten Kino-Hit, jetzt sind sie wieder Rivalen. 

In „Ihr letzter Wille kann mich mal“ (Freitag, 24. Januar 2020, 20.15 Uhr, ARD) kämpfen sie allerdings nicht um die Liebe einer Frau, sondern um deren Asche.

Denn nach dem Tod von „Sophia“ stellen Heinrich (Lauterbach) und Tom (Ochsenknecht) fest, dass sie mit derselben Frau verheiratet waren. Deren letzter Wunsch: Ihre Asche soll in der Nordsee verstreut werden – von beiden Männern zusammen.

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Im EXPRESS-Interview spricht Heiner Lauterbach über die Zusammenarbeit mit Uwe Ochsenknecht, gefährlichste Stunts, seine Abneigung zu Sexszenen und die Liebe zum Karneval.

Herr Lauterbach, was bei dem Film „Ihr letzter Wille kann mich mal“ sofort auffällt: Jetzt klaut Uwe Ochsenknecht Ihnen schon zum zweiten Mal die Frau...

(lacht) Ja, das stimmt. In diesem Fall haben wir sie uns geteilt.

Sie sind aber wieder der gehörnte (erste) Ehemann.

Ich bin froh, dass das nur fiktional ist (lacht).

Haben Sie darüber gesprochen, kamen Erinnerungen an „Männer“ hoch?

Nein, diese Parallele haben wir gar nicht gezogen, da sind wir gar nicht drauf gekommen.

Wie war es denn, wieder mit Uwe Ochsenknecht zu drehen?

Wir haben schon einige Sachen zusammen gemacht – und sind auch seit 35 Jahren befreundet. Das kommt ja grundsätzlich nicht allzu oft vor, erst recht nicht in der Branche. Das vereinfacht die Zusammenarbeit natürlich extrem, gerade wenn man an so abgelegenen Orten ist, wie wir bei diesem Film. Wir haben tagsüber zusammen gedreht und sind nach Drehschluss zusammen was essen oder trinken gegangen. Das geht natürlich nur, wenn man harmoniert.

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Heiner Lauterbach (r.) und Uwe Ochsenkncht im ARD-Film „Ihr letzter Wille kann mich mal“.

Das Thema des Films an sich – der Tod steht ja am Anfang – ist erstmal traurig. Haben Sie da zwangsläufig auch über Ihren eigenen letzten Willen nachgedacht?

Nein. Wir sind ja gewohnt, dass wir uns permanent mit Sachen beschäftigen, die außerhalb unseres Privatfeldes liegen. Es liegt ja in der Natur der Sache, dass man Filme macht, die dem Alltag ein Stück entrückt sind. Das ist ein Schauspieler gewohnt, der bezieht das nicht zwangsläufig auf sich selber. Der versetzt sich in die Lage um das glaubhaft darzustellen, aber ohne Rückschlüsse auf sich selbst zu ziehen.

Haben Sie unabhängig vom Film schon über Ihren letzten Willen nachgedacht?

Nein, auch nicht. Jedenfalls nicht so speziell. Ich habe aber schon mal drüber nachgedacht, wie man die Hinterlassenschaft aufteilt. Aber auch nur oberflächlich. Ich gehöre da zu der Mehrheit der Menschen, die sich nicht so wahnsinnig gerne mit diesen Dingen beschäftigt und das hinausschiebt. Damit sollte man sich allerdings auch nicht zu viel Zeit lassen. Es gibt nichts Blöderes, als die Nachfolgen im Ungewissen zu lassen. Ich habe ein Testament.

Was ist für Sie ausschlaggebend, eine Rolle anzunehmen? Spielt es da auch eine Rolle dass, wie hier, Uwe Ochsenknecht dabei ist?

Die Besetzung, und in dem Fall Uwe, ist natürlich ein Aspekt bei der Auswahl einer Rolle. Für mich ist das Maßgebliche das Drehbuch. Dann kommen die Kollegen, Regisseur, Produzenten und auch der Sendeplatz. Das alles zusammen wird zum Paket geschnürt und zur Beurteilung freigegeben.

Im Film tragen Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht ihre gemeinsame Frau in einer Urne bis zum Meer. Dieses einmalige Filmrequisit können Sie mit EXPRESS gewinnen (hier lesen Sie mehr).

Bei welchen Sachen im Drehbuch lehnen Sie ab?

Vom Hochhaus springen zum Beispiel ohne Sicherung (grinst). Ich bin grundsätzlich noch nie ein Freund von Nacktaufnahmen und übertriebenen Sexszenen gewesen. Weil es in der Regel einfach dramaturgisch nicht wichtig ist. Wenn das der Fall ist, habe ich mich auch ausgezogen. Aber je älter man wird, desto weniger sinnvoll finde ich es. Das ist ja auch eine Sache fürs Auge.

Sie wollen aber doch nicht behaupten, dass es nicht genug Frauen gäbe, die eine Sexszene mit Ihnen sehen möchten?

Das kann ich schlecht beurteilen. Aber darum geht es auch weniger. Es ist der eigene Geschmack, der ausschlaggebend ist. Und auch übertriebene Stuntszenen mag ich nicht – auch, wenn ich mal Stuntman werden wollte. Aber mit zunehmendem Alter ist mehr davon abzuraten. Und ich finde auch, dass man den Stuntleuten ihre Arbeit lassen sollte. Ich hatte nie den riesigen Ehrgeiz, alle Stunts selber zu machen.

Ist daran auch der Wunsch, Stuntman zu werden, gescheitert?

Nein, das ist nicht gescheitert. Das hat sich eigentlich parallel dazu entwickelt, dass ich Fuß gefasst habe in der Schauspielerei, wovon ich vorher gar nicht ausgegangen bin.

Was waren Ihre heftigsten Stunts?

Das sind im Nachhinein immer die, die am harmlosesten aussehen. Treppenstürze zum Beispiel. Da passiert glaube ich am meisten. Das was nach Nichts aussieht, ist gefährlich. Weil sich dabei auch ein gewisser Alltagseffekt einschleicht. Und der lässt die Aufmerksamkeit ein bisschen schwinden.

Wovor ich großen Respekt habe, sind immer diese Special Effects. Ich erinnere mich, dass wir im Zuge einer „Eurocops“-Folge eine Schießerei auf einem Hochhausdach hatten. Wie man das kennt, man schießt selbst, geht in Deckung. Und da werden Einschüsse präpariert, die dann gezündet werden. Da wurde einer auf einer Dachrinne befestigt, die war aber ein bisschen porös und splitterte dementsprechend ein bisschen. Ein Splitter landete knapp unter meinem Auge, hat eine richtig schöne Narbe hinterlassen. Zwei Zentimeter höher und das Auge wäre weg gewesen. Für so einen Mist läuft man dann ein Leben lang mit einem Auge rum. Es sind immer die Dinge, wo man denkt, da kann nicht viel passieren.

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Heiner Lauterbach, Doris Dörrie (Regie), Ulrike Kriener und Uwe Ochsenknecht (v.l.) landeten 1985 mit „Männer“ einen Kino-Hit.

Klingt nach einer sehr heiklen Situation.

Ja, im Nachhinein ist das so. Ich erinnere mich auch, dass wir früher in diesen Krimiserien Verfolgungsjagden gedreht haben um drei Uhr morgens. Da sind wir verkehrt herum durch Einbahnstraßen gefahren, die nur zum Teil abgesperrt waren. Aus jedem Hauseingang hätte da ein Kind laufen können oder so. Das war nicht alles abgesichert. Man hat schon viele Sachen gemacht, die im Nachhinein schon fragwürdig waren, die ich heute nicht mehr machen würde.

Das hat sich aber geändert, die Vorkehrungen wären heute anders?

Ja, ich glaube schon. Die Aufnahmeleiter sind mehr gedrillt und geschult und haben eine hohe Verantwortung, derer sie sich auch bewusst sind. Früher hat man das alles ein bisschen lockerer genommen.

Wie häufig sind Sie privat noch in Köln?

Seit meine Eltern vor ein paar Jahren gestorben sind, immer weniger. Ich habe nur noch eine Schwester und Vettern da und ein paar Freunde. Und natürlich den FC – wenn die irgendwann mal wieder besser spielen, werde ich auch mal wieder ins Stadion gehen. Aber ich bin Kölner mit Herz und Seele, ich vermisse auch die Kölner. Wenn ich die Karnevalslieder im Februar hier am Starnberger See alleine singe, dann steht meine Familie schon ratlos da.

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Heiner Lauterbach und seine Frau Viktoria

Das machen Sie?

Ja. Die Kinder finden das albern und Viktoria grinst nur. Ich gucke die Sitzungen gerne, die Büttenredner. Der Blötschkopp ist ja klasse. Was mir ein bisschen auf den Keks geht: Es gibt immer mehr Gruppen, die das kölsche Dingen da so hoch feiern und so. Das wird in meinen Augen im Moment ein bisschen übertrieben. Und die singen auch ein ganz eigenartiges Kölsch. Man hat das Gefühl, dass das keine Kölner sind. Aber gut, das ist der Lauf der Zeit.

Sie hören also lieber die Black Fööss?

Die Fööss sind natürlich unerreicht. Und Brings ist auch noch jot und die Höhner. Und die ganz alten. Wenn ich so an ming Heimat denke – wunderschön.