„Ekel der Nation“Wer ist das eigentlich? Die Skandal-Akte Niels Ruf

Niels Ruf

Niels Ruf ist immer für einen Skandal gut

Bevor er seinen geschmacklosen Tweet kurz nach dem Tod von Sänger Roger Cicero absetzte, war sein Name kaum ein Begriff. Niels wer? Dabei war Ruf in den 90ern mal so etwas wie ein TV-Star. Heute allerdings macht er nur noch durch derbe Witze auf sich aufmerksam – über die kaum einer lacht.

Dabei kam Ruf mit seiner lauten und rotzigen Art bei den Zuschauern gut an. Nachdem er zunächst mit 21 Jahren beim ZDF eine Videospielshow moderierte, ergatterte er Ende der 90er nach einem Casting einen Moderatorenjob beim Musiksender „VIVA“.

Dort bekam der heute 42-Jährige mit „Kamikaze“ seine eigene TV-Sendung. Vor laufender Kamera führte er junge Frauen backstage der Miss-Germany-Wahl vor, klaute alten Menschen im Supermarkt heimlich die Lebensmittel aus dem Einkaufswagen oder blödelte sich durch Ikea.

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Ruf war schon immer „einen Tick drüber“. Vor allem aber provozierte er. Die Presse nannte ihn schnell „Ekel der Nation“ oder „TV-Ferkel“.

„Besoffen würde ich beide ficken“

Denn Ruf war alles – außer liebenswert. So alarmierte er den Jugendschutz, als er in der RTL-Sendung „Exklusiv Weekend“ Sex mit einer Kinderpuppe simulierte. Nina Hagen vergraulte er aus dem Studio, als beide zu Gast bei Alfred Biolek waren. In einem Interview antwortete er auf die Frage, ob ihm Gerhard Schröder oder Angela Merkel politisch näher stünde, mit: „Besoffen würde ich beide ficken.“ Und die Trennung von der acht Jahre älteren Komikerin Anke Engelke, mit der er kurzzeitig liiert war, kommentierte er mit den Worten: „I'm a lover, not a Altenpfleger“.

Witze, die irgendwann auch VIVA zu viel wurden. 2001 wurde Ruf gefeuert, nachdem er über eine hautkrebskranke Kollegin gesagt haben soll „Wenn noch mehrere Melanome entfernt würden, käme bald ein Mantel zusammen“. Der damalige VIVA-Chef Dieter Gorny erklärte daraufhin: "Was hier passiert ist, hat nichts mit dem zu tun, was ich mir unter Viva vorstelle - weder auf dem Bildschirm noch hinter den Kulissen."

Danach wurde es still um Ruf. Fünf Jahre später gelang ihm mit der „Niels Ruf Show“ auf Sat.1 noch einmal ein Comeback. 2008 wurde die Show wegen schlechter Quoten jedoch wieder abgesetzt. Im selben Jahr musst er auch mit seiner Produktionsfirma Weltruf TV Insolvenz anmelden. Das Pöbeln konnte er trotzdem nicht lassen.

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2014 beschimpfte er betrunken eine 73-jährige Toilettenfrau mit den Worten „Halt die Schnauze, alte F...!“ und verteilte eine Ladung Pfefferspray. Ruf musste sich vor Gericht bei ihr entschuldigen und 1000 Euro an sie sowie 6000 Euro an die Kindernothilfe zahlen.

Erst kürzlich stänkerte er gegen den Comedian Atze Schröder, der ihn in einer Kölner Bar attackiert haben soll. Auf Nachfrage der „Bild“, was denn der Grund für die Auseinandersetzung gewesen sei, lästerte Ruf: „Ich habe ihn ohne seine Perücke gesehen. Das sind Bilder, die man niemandem wünscht. Atze ist ein erwachsener Mann, der Haarteil trägt. Vielleicht ist er dadurch einfach komisch. Vielleicht hat er aber auch seine Tabletten mit etwas zu viel Sekt runtergespült.“

Je suis Niels

Auch mit „Let’s Dance“-Juror Joachim Llambi legte sich Ruf an, weil er sich über die Schuhgröße von Moderatorin Sylvie Meis lustig machte („Die würde ich ja beide auf einmal in den Mund kriegen“). Ruf wurde daraufhin von den Zuschauern nach nur zwei Auftritten aus der Sendung gewählt.

Und vielleicht wäre Ruf ein weiteres Mal in der medialen Versenkung verschwunden, hätte er nicht den geschmacklosen Tweet abgesetzt – nur wenige Stunden nach Bekanntwerden vom Tod Roger Ciceros. „2 roger cicero-tickets zum halben preis abzugeben“, schrieb er und erntete damit wütende Reaktionen. Entschuldigt hat er sich nicht, erklärte lediglich auf Twitter, dass jeder mit so etwas anders umgehe und er niemanden habe beleidigen wollen.

Seine Facebook-Seite hat Ruf aufgrund des Shitstorms mittlerweile gelöscht. Auf Twitter beleidigt er jedoch weiterhin die User, die ihm dort die Meinung sagen („Wie wär's mal mit: Kümmer' dich um deinen eigenen Scheiss?“).

Sein Management hat sich inzwischen von ihm getrennt. Auf der Internetseite von Lars Meier Management & PR heißt es: „Nach den Schlagzeilen der letzten Tage, haben wir uns entschlossen die ohnehin verabredete Trennung von unserem Klienten Niels Ruf früher zu vollziehen, um weiteren Schaden von uns und unseren Klienten fernzuhalten. Die Trennung erfolgt ausdrücklich nicht alleine wegen unterschiedlicher Humorauffassungen, sondern vielmehr wegen generell unterschiedlicher Auffassungen. Wir sehen uns nicht imstande, Verantwortung für jegliches Handeln unserer Klienten zu übernehmen.“

Gleiches gilt offenbar auch für RTL. Als jetzt für die verletzte Kandidatin Franziska Traub ein Ersatz gesucht wurde, verzichtete der Sender darauf, Ruf zurückzuholen. Obwohl er laut Regelwerk als zuletzt ausgeschiedener Kandidat hätte nachrücken müssen.

Und wie reagiert Ruf? Der sieht sich offensichtlich als Opfer. Auf seinem Twitterprofilbild steht der Satz „Je suis Niels“ in Anlehnung an die Solidaritätsbekundung nach der Terrorattacke auf die französische Satirezeitung Charlie Hebdo, bei der elf Menschen getötet wurden.  

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