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„Der Mann führt“Kollegah: Heftige Ansagen zu Echo-Skandal und Rolle der Frau

Kollegah_Echo

Kollegah ist der momentan wohl erfolgreichste Rapper Deutschlands, muss sich aber immer wieder Vorwürfe zu Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewaltverherrlichung anhören.

Düsseldorf – Die meist jungen Fans verehren ihren „Boss“.

Für viele Eltern und Sittenwächter ist Rapper Kollegah (34) alias Felix Blume dagegen ein Frauenfeind, Antisemit und Verroher der Jugend – spätestens seit dem Album „Jung, brutal gutaussehend 3“ mit Partner Farid Bang (32) und dem anschließenden Eklat um die Echo-Verleihung (hier mehr dazu).

Jetzt hat Kollegah sein erstes Buch „Das ist Alpha! Die 10-Boss-Gebote“ veröffentlicht, eine Art Universal-Ratgeber für den heranwachsenden jungen Mann.

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Kollegah vergleicht Frauen mit Katzen

Muckis, Frauen, Geld – wer die Ratschläge im Buch verinnerlicht, soll erst zum „Alpha“ und schließlich, wenn er erfolgreich, unabhängig und frei ist, selbst zum „Boss“ werden.

Mit seinem Buch sorgt Kollegah für Diskussionen. Kritiker werfen ihm „Steinzeit-Sexismus“ vor. Auch wenn an vielen Stellen Kollegahs Markenzeichen – seine beißende Ironie – ignoriert wird, unbegründet ist die Kritik nicht.

So vergleicht der Düsseldorfer Frauen im Buch etwa mit Katzen („Wenn man sie ignoriert, kommen sie kuscheln“).

Sein Werk bezeichnet Kollegah selbst als „selbstbewusstes Männer-Buch in einer vermehrt androgyn gewordenen Gesellschaft und sowas schmeckt den verweichlichten Pressepussys selten“.

Mit einer dieser Pressepussys, nämlich unserem EXPRESS-Redakteur, hat sich Kollegah in Düsseldorf zum Gespräch getroffen.

In deinem Buch sagst du: „Der Initiator und Durchsetzer ist der Mann. Es liegt in der Natur der Frau, dass sie eine starke Schulter braucht, die sie führt und ihr Sicherheit gibt.“ Außerdem sprichst du von der „natürlichen Rolle“ der Frau. Was ist die natürliche Rolle der Frau?

Jede Frau, egal, wie erfolgreich ist sie ist, wird dir bestätigen können: Sie braucht einen starken Partner, an den sie sich anlehnen kann. Das ist einfach die menschliche Natur. In einer Beziehung, in der die Frau die Oberhand hat, ist sie unglücklich. 

Durch das Buch sollen die Leser zum „Boss“ werden. Natürlich bist auch du nicht als Boss zur Welt gekommen. Du schreibst: „Jede Niederlage ist eine wertvolle Erfahrung.“ Welche Niederlagen hast du in deinem Leben erleiden müssen?

Mein erster Liveauftritt auf dem Splash-Festival ist ein ganz bekanntes Beispiel für die, die meine Musik kennen. Den habe ich „à la bonne heure“ verkackt, das war ein radikaler Dämpfer direkt am Anfang meiner Karriere.

Hast du den Trubel um die „Echo“-Verleihung auch als Niederlage wahrgenommen und was hast du daraus gelernt?

Ich habe es nicht als Niederlage, sondern als Meinungskampf wahrgenommen, den ich bis zum Ende geführt habe. Meiner Meinung nach ist die Kunstfreiheit eines der wichtigsten Güter in Deutschland. Damit sollte man nicht so leichtfertig umgehen, dass man eine Zeile aus dem Kontext reißt und das komplette musikalische Schaffenswerk eines Künstlers in Frage stellt.

Ich gehe mit einem Gefühl des Triumphes aus der Sache hervor – insbesondere angesichts der Tatsache, dass nur zwei Songs aus unserem Album „JBG 3“ von der Bundesprüfstelle indiziert wurden. Es war eine anstrengende Zeit, aber positiv für die Kunstfreiheit in Deutschland.

Hast du das Gefühl, dass in Deutschland zu sehr in die Kunst eingegriffen wird?

Ich habe diese Erfahrung nie so extrem gemacht wie in diesem Jahr, obwohl ich schon viel fragwürdigere Sachen gerappt habe. An der Stelle muss man natürlich erwähnen, dass die Zeile „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“ von meinem Freund Farid Bang kam. Ich rechne mir natürlich trotzdem eine Mitverantwortung ein. 

War es ein Fehler, zum Echo zu gehen?

Für mich ist es eine simple Geschichte: Ich habe das erfolgreichste Album des Jahres gemacht, ich werde zum Echo eingeladen, ich gewinne den Echo. Es kommt immer so rüber, als hätten wir etwas Skandalöses getan, dabei haben wir uns nur für unsere Auschwitz-Zeile entschuldigt und unseren Auftritt absolviert. Im Großen und Ganzen wurden wir sehr unfair behandelt. Leute, die bis zum Start der Debatte auf unserer Seite standen, am Produkt mitgearbeitet haben und durch uns profitiert haben, gaben plötzlich dem öffentlichen Druck nach, haben sich von allem distanziert, was mit uns zu tun hat. Das war lächerlich. Im Endeffekt ist es etwas, das ich mir auf die Fahne schreiben kann: Der Echo wurde zerberstet.

Was ist mit den Echos passiert? Habt ihr sie tatsächlich beim Videodreh zerstört?

Die haben wir vom Dach geworfen. Zack! Runter vom Parkhaus-Garagendach. Mein Echo ist einmal in der Mitte durchgebrochen, ich habe ihn trotzdem noch zu Hause stehen. Ist ja auch ein schönes Erinnerungsstück.

Du erzählst in deinem Buch, dass du jahrelang auf dem Boden geschlafen hast, um dich abzuhärten…

Selbst heute schlafe ich lieber auf dem Sofa oder auf dem Boden statt in meinem Bett. Und ich habe ein verdammt teures Luxusbett. Das kann ich euch versichern, Freunde. Ich hatte sowieso eine relativ schwierige Kindheit und Jugend, die von Armut und familiären Problemen geprägt war. Ich hatte es nie einfach, habe es mir aber teilweise extra schwer gemacht. Ich habe mein Gewicht extra auf den Musikantenknochen verlagert, um meine Schmerzgrenze zu erweitern und mich abzuhärten. Ich bin der Meinung, der Mann im 21. Jahrhundert ist ein Jammerlappen geworden. Den Männern ist nicht klar, wie viel Potenzial in ihnen steckt. 

Ein großer Einschnitt in deinem Leben war dein Herzstillstand…

Das war 2007 oder 2008. Ich war zwei Jahre konstant auf Speed und Kokain, um mich leistungsfähiger zu machen – dachte ich damals. Das hat sich dann gerächt. Ich war in meiner kleinen Düsseldorfer Bude, drei Tage wach, schrieb ein Album. Irgendwann merkte ich, mein Herz schlägt schneller, dann bin ich von der Couch gefallen. Ich konnte gerade noch meine Mutter anrufen und ihr Bescheid geben, an mehr kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich bin erst wieder im Krankenhaus wach geworden. Da kam der Entschluss, den Drogen abzuschwören. 

Du erwähnst in deinem Buch deinen Ex-Kollegen Sun Diego namentlich, mit dem du jahrelang im Streit lagst. Im Interview mit uns (hier das Interview mit Sun Diego aka Spongebozz lesen) hat er signalisiert, dass er sich ein gemeinsames Gespräch vorstellen könnte. Was sagst du dazu?

Ich weiß, dass Sun Diego derzeit zu viel zu tun hat, als dass wir uns genau jetzt treffen müssten, um die Probleme aus der Welt zu schaffen. Mir war es wichtig, ihn in meinem Buch ins richtige Licht zu stellen. Niemand ist alleine Schuld am Beef. Wir waren schon jahrelang Freunde, bevor wir zusammen Musik gemacht haben. Erst durch das Geschäftliche hat man sich dann zerstritten. Heutzutage sehe ich das anders als damals. Schauen wir, was die Zeit bringt.

Also: Schwamm drüber?

Von mir aus.

Was würde das bosshafte Leben des Bosses noch bosshafter machen?

Ich könnte damit leben, Bundeskanzler zu sein. Oder König. Ich möchte eine gütige, gerechte Monarchie einführen. Ich muss mir zwar Zeitfenster freischaufeln, um den Job zu machen. Aber ich werde für das Volk da sein. Denn Geld habe ich. Und Macht auch. Mir geht es nur noch darum, den Menschen etwas zurückzugeben. Dafür würde ich sogar alles andere ad acta legen.