Bad Zwischenahn – Überraschende Zahlen aus der Lebensmittel-Industrie!
Im Juli 2020 erwirtschaftete der Traditions-Wursthersteller Rügenwalder Mühle zum ersten Mal seit Unternehmensgründung im Jahr 1834 mehr Umsatz mit vegetarischen oder veganen Produkten als mit herkömmlicher Wurst.
Das niedersächsische Familienunternehmen begann 2014 mit der Produktion von fleischlosen Lebensmitteln.
Warum ist der Vegan-Veggie-Lifestyle mittlerweile so beliebt?
Rügenwalder Mühle: Die gesunde Ernährung rückt in den Fokus
Im Zeitalter der Corona-Pandemie sei gesunde Ernährung wichtiger als je zuvor.
„Die Corona-Krise hat dem Trend zu bewusster Ernährung mit pflanzlichen Fleischalternativen zusätzlichen Schub gegeben“, sagt Michael Hähnel (54), der seit Januar als CEO der Rügenwalder Mühle fungiert und vorher Aufsichtsratsmitglied war, dem „Handelsblatt“.
Innerhalb eines halben Jahres konnte das Unternehmen seinen Absatz in puncto vegetarische Frikadellen oder Mortadella um 50 Prozent steigern. 2019 hatte man bereits einen Rekordumsatz von 242 Millionen Euro erzielt.
Dabei sei zu Beginn der fleischlosen Produktion noch gar nicht klar gewesen, ob man sich langfristig mit den neuen Produkten auf dem Markt etablieren könne.
„Vor sechs Jahren wagte die Rügenwalder Mühle eine Revolution, ein Experiment mit offenem Ausgang. Die Strategie ging auf, Markt und Absatz sind dramatisch gewachsen“, sagte Klaus-Martin Fischer, Partner der Beratung Ebner Stolz.
Laut Marktforscher IRI mache der Rügenwalder Mühle in Sachen Veggie-Vegan-Produkte in Deutschland kaum jemand etwas vor – mit Marktanteilen von rund 40 Prozent sei man der Hersteller, der den Wettbewerb dominiere.
Rügenwalder Mühle: Zugpferd sollen klassische Produkte bleiben
Obwohl der Fleischlos-Boom spürbarer denn je ist, möchte die Rügenwalder Mühle an der klassischen Produktpalette festhalten, zumal gerade Fleischprodukte wie etwa die Bratwurst in Deutschland weiterhin sehr beliebt sind.
„Unsere klassischen Produkte bilden unser Standbein – Veggie ist unser offensives Spielbein“, erklärte CEO Hähnel.
Das Spielbein ist scheinbar aber so offensiv, dass die Mühle teilweise an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. „Wir konnten in diesem Jahr knapp alle Aufträge beliefern, unsere Maschinen reichen aber für weiteres Wachstum einfach nicht aus“, so Hähnel.
Daher sollen in diesem und im nächsten Jahr (2021) jeweils rund 20 Millionen Euro in zusätzliche Anlagen investiert werden, was laut Hähnel kein Problem darstelle, da die Firma profitabel sei.
Wie viel insgesamt mit fleischlosen Produkten erwirtschaftet werden konnte, ließ CEO Hähnel im Verborgenen. (cw)