Masken-AffäreCDU-Politiker nutzt Corona schamlos aus und verdient ein Vermögen

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Zieht sich nach dem mutmaßlichen Maskendeal aus der Politik zurück: der Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein (CSU).

Berlin – Die Affäre um die Verwicklung von Abgeordneten in Geschäfte mit Corona-Masken zieht Kreise. In der Unionsfraktion ist die Empörung groß. Auch der Koalitionspartner verlangt Klarheit. Die SPD sieht den Gesundheitsminister und die Kanzlerin in der Verantwortung.

  • CDU-Politiker soll bei Geschäften mit Corona-Schutzmasken 250.000 Euro erhalten haben
  • CDU-Bundestagsabgeordnete Nikolas Löbel zieht sich wegen Korruptionsverdacht zurück
  • Politiker fordern nun Konsequenzen

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans hat die Union aufgefordert, fragwürdige Geschäfte ihrer Abgeordneten bei der Beschaffung von Corona-Masken offenzulegen.

„Jeder Anschein von Vetternwirtschaft ist Gift für das so notwendige Vertrauen der großen Mehrheit in die politische Führung. Deshalb müssen die Ungereimtheiten bei der Maskenbeschaffung restlos aufgeklärt werden“, sagte Walter-Borjans in einem Gespräch mit ntv. „Da stehen der Bundesgesundheitsminister, aber auch die Bundeskanzlerin in der Verantwortung.“

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Masken-Affäre in der CDU: Unionsfraktion verurteilt Geschäfte scharf

Die Führung der Unionsfraktion hatte Geschäfte von Abgeordneten bei der Beschaffung von Corona-Masken bereits am Freitag scharf verurteilt. „Ein Tätigwerden im Rahmen des Mandats darf nicht mit persönlichen finanziellen Interessen verbunden werden, schrieben Fraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt an alle Abgeordneten der Union.

„Wir sagen daher sehr deutlich, das Beziehen von Geldleistungen für die Vermittlung von medizinischer Schutzausrüstung im Rahmen der Pandemiebekämpfung von Abgeordneten stößt auf unser vollkommenes Unverständnis und wird von uns entschieden verurteilt.“

Masken-Affäre in der CDU: Forderung nach vollkommener Transparenz

Sie erwarteten, dass solche Sachverhalte vollkommen transparent dargestellt und aufgeklärt würden. „So ein Verhalten entspricht nicht unseren Standards, schadet dem Ansehen der Politik insgesamt und ist nicht zu akzeptieren.“

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, nahm den Unionsfraktionschef in die Pflicht. „Ralph Brinkhaus muss umgehend reinen Tisch machen und erklären, wie viele Mitglieder seiner Fraktion sich in der Krise eine goldene Nase verdient haben oder dies versucht haben“, sagte Bartsch den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Samstag, Print Montag). Außerdem solle das Gesundheitsministerium „jegliche Kommunikation offenlegen, die in der Pandemie zwischen Abgeordneten, Wirtschaft und Ministerium stattgefunden hat“.

Masken-Affäre in der CDU: Abgeordnete der Union ist „gierig und ehrlos”

Bartsch betonte: „Dass Abgeordnete der Union so gierig und ehrlos sind, sich persönlich an dieser Krise zu bereichern, ist unanständig. Das schadet dem Land und der Politik insgesamt und zerstört weiteres Vertrauen in die Pandemiebekämpfung der Bundesregierung.“ Den Verzicht des CSU-Bundestagsangeordneten Georg Nüßlein auf eine neuerliche Kandidatur für den Bundestag wertete er als „klares Schuldeingeständnis“.

Nüßleins Anwalt hatte am Freitag angekündigt, dass sich der 51-Jährige wegen der gegen ihn laufenden Korruptionsermittlungen aus der Bundespolitik zurückzieht. Nüßlein legte auch das Amt als Vizevorsitzender der Unionsfraktion nieder, das er zunächst ruhen gelassen hatte.

Masken-Affäre in der CDU: Gegen Politiker wird jetzt ermittelt

Gegen den Parlamentarier wird wegen des Anfangsverdachts der Bestechlichkeit im Zusammenhang mit dem Ankauf von Corona-Masken ermittelt. Die Ermittler hatten deswegen in der vergangenen Woche 13 Objekte in Deutschland und in Liechtenstein durchsuchen lassen, darunter auch Nüßleins Büro im Bundestag sowie sein Wahlkreisbüro im schwäbischen Günzburg.

Inzwischen wurde bekannt, dass noch mehr Abgeordnete in Maskengeschäfte verwickelt sind. So hat auch der Mannheimer CDU-Abgeordnete Nikolas Löbel Fehler eingeräumt. Löbels Firma hatte nach seiner eigenen Darstellung Provisionen in Höhe von rund 250.000 Euro kassiert, weil sie Kaufverträge über Masken zwischen einem baden-württembergischen Lieferanten und zwei Privatunternehmen in Heidelberg und Mannheim vermittelt hatte.

Masken-Affäre in der CDU: Politiker spricht von „marktüblicher Vergütung”

Es habe sich hierbei um eine „nach dem Marktüblichen bemessene Vergütung“ für die Projektmanagement-GmbH gehandelt. Er habe für die GmbH gehandelt und nicht in Ausübung seines Mandates.

Aber: „Als Bundestagsabgeordneter hätte ich gerade in der besonderen Pandemie-Situation auch in meiner unternehmerischen Tätigkeit sensibler handeln müssen“, teilte Löbel am Freitag auf Anfrage mit. „Diesen Fehler mache ich mir selbst zum Vorwurf.“ Als Konsequenz zog sich Löbel aus dem Auswärtigen Ausschuss des Bundestags zurück. (dpa/mg)