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Klopapier-NotstandWieso sind die Regale gefühlt immer leer?

Köln – Toilettenpapier ist in Corona-Zeiten wegen Hamsterkäufen zur gefühlten „Mangelware“ geworden. Hersteller und Supermärkte betonen aber, dass genug für alle da sei. Wie ist das zu erklären? Alles Wissenswerte rund um den „Klopapier-Notstand“.

Gibt es derzeit einen Klopapier-Engpass?

Eigentlich nicht. Dies sagt auch Rewe-Sprecher Andreas Krämer auf EXPRESS-Anfrage: „Grundsätzlich gibt es keine Engpässe. Wir haben sogar die Frequenz der Belieferung der Rewe- und Penny-Märkte erhöht.“ Der Grund für leere Regale ist, dass die Einzelhändler vom Ansturm auf Toilettenpapier komplett überrascht worden sind. Ausgegangen war man von verstärkter Nachfrage nach Nudeln, Eiern oder Milch. Klopapier wird normalerweise deutlich seltener bestellt, weswegen die veränderte Nachfrage jetzt zu leeren Regalen geführt hat.

Was sagen die Klopapier-Hersteller zum Engpass?

Das Unternehmen Hakle aus Düsseldorf hat im Stadtteil Reisholz derzeit mehr als 10.000 Paletten voll mit Toilettenpapier. Jede davon ist bepackt mit 1000 Rollen à 150 Blatt. Sie sind bereits verkauft, aber noch nicht ausgeliefert.

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Die Produktion von neuem Klopapier läuft unterdessen an sieben Tagen die Woche, bis vor kurzem waren es noch fünf. Ähnlich sieht es auch bei anderen Herstellern aus. Gegenüber welt.de erklärte Hakle-Geschäftsführer Volker Jung: „Es ist uns wichtig, den Menschen zu sagen, dass die Versorgung gesichert ist. (...) Es gibt keine Knappheit.“

Kein Klopapier-Notstand, aber wieso sind dann die Regale gefühlt immer leer?

Die Regallücken sind kein Ausdruck genereller Lieferengpässe. Rewe-Sprecher Andreas Krämer spricht von einem „rein vorübergehenden Phänomen“. Es wiederholt sich derzeit folgendes Szenario: Läden werden mit Klopapier beliefert, öffnen am nächsten Tag. Aufgrund des Eindrucks, Klopapier sei Mangelware, greifen all diejenigen kräftig zu, die bislang kein Toilettenpapier ergattern konnten. Die Folge: Spätestens mittags sind die Regale wieder leer.

Wie reagieren die Menschen auf die Klopapier-Situation?

Weil Klopapier eine Mangelware zu sein scheint, ist der Reflex, genau davon auch möglichst viel zu kaufen – um quasi auf Nummer sicher zu gehen. Dieses Kaufverhalten wird voraussichtlich erst zurückgehen, wenn alle auf einem Berg Toilettenpapier sitzen.

EXPRESS erklärt der Rewe-Sprecher Andreas Krämer: „Wir müssen bei dem Thema klar unterscheiden. Es gibt Märkte, deren Toilettenpapierlieferungen binnen kurzer Zeit weggehamstert wurden, und Märkte, in denen das Kaufverhalten der Kunden besonnener war.“

Wo gibt es überhaupt noch Klopapier?

Tatsächlich lässt sich diese Frage nicht beantworten. Auch, wann es Klopapier wieder im präferierten Supermarkt gibt, lässt sich nicht beantworten, da die Rhythmen der Marktbelieferung auf den jeweiligen Standort zugeschnitten sind.

Fakt ist: Derzeit ist Kloppapier in der Wahrnehmung vieler ausverkauft. Die Lieferanten der einzelnen Supermärkte, Drogerien und Discounter arbeiten ununterbrochen, meist im Drei-Schicht-Betrieb, und an sieben Tagen in der Woche. Ein Tipp: Direkt morgens bei Laden-Öffnung ist die Chance auf Klopapier am höchsten.

Wird in Supermärkten, Drogerien und Discountern der Verkauf von Toilettenpapier kontrolliert?

Es wird mittlerweile in der Regel darauf hingewiesen, dass gewisse Produkte, zu denen auch Klopapier zählt, nur in handelsüblichen Mengen verkauft werden. Das bedeutet oft: Pro Person gibt es eine Packung Toilettenpapier. Nicht alle Kunden nehmen diese Regelung klaglos hin. In Königswinter (Rhein-Sieg-Kreis) verlangte eine Kundin an der Kasse sogar die Polizei – die natürlich nicht kam. Die Kundin verließ am Ende ohne jegliche Einkäufe den Supermarkt.

Hier lesen Sie mehr: Wegen Corona lieber nicht zum Supermarkt? Erfahren Sie hier, wie und wo Sie Lebensmittel und Hygieneartikel auch online bestellen können.

Wie reagieren Märkte auf Kunden, die sich nach dem ersten Einkauf gleich noch mal anstellen, um Klopapier zu kaufen?

Manche Händler knüpfen den Verkauf von Toilettenpapier auch an einen Mindesteinkaufswert. So passiert zum Beispiel bei einem Edeka in München.

Gibt es einen Schwarzmarkt für Toilettenpapier?

Nein, das sicher noch nicht. Allerdings gibt es Anbieter, die mittlerweile Klopapier zu Wucherpreisen anbieten. Also stark überteuert. In Köln wurde eine 16er-Packung Klopapier für zehn Euro angeboten, angeblich wegen gestiegener Einkaufspreise. Auch bei Amazon wird Klopapier überteuert verkauft, zum Beispiel zehn Rollen zum Preis von 13,89 €.

Ist Toilettenpapier in der Corona-Krise teurer geworden?

Nein. Nach EXPRESS-Recherchen hat bislang noch kein Hersteller und auch kein Supermarkt, keine Drogerie oder Discounter die Preise erhöht. Wäre ja auch noch schöner...

Volker Jung von Hakle sagt auf Anfrage dazu: „Wir halten die dem Handel zugesagten Preise stabil. Das ist in unseren Augen eine ethische Frage, in der wir Unternehmer Verantwortung zeigen müssen und wollen. Überhöhte Preise für Hygieneprodukte, wie sie von Einzelpersonen und unseriösen Verkäufer, im Internet aufgerufen werden, lehnen wir entschieden ab und beurteilen dieses Verhalten als unsozial.“

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Wieso hamstern wir ausgerechnet Klopapier?

Das ist eine Frage, die wohl nur Psychologen beantworten können. Psychologe Dirk Baumeier sagt in einem Gespräch bei n-tv: „Toilettenpapier ist das ideale Produkt zum Hamstern, denn es ist billig, es hält unendlich lang und es lässt sich peu à peu verbrauchen.“

Logisch: Klopapier ist eben keine Fehlinvestition. Steven Taylor, Professor für Psychiatrie der Universität British Columbia in Kanada, sieht im Toilettenpapier ein „Symbol der Sicherheit“. „Die Menschen haben das Bedürfnis, etwas zu tun, um sich und ihre Familie zu schützen“, so Taylor gegenüber der FR. Deshalb kaufe man Toilettenpapier, da dadurch das Gefühl erweckt wird, etwas getan zu haben.

Und auch die Abneigung der Menschen gegen Dinge, die uns ekeln, könne eine Rolle bei Hamsterkäufen spielen. Taylor: „Ich glaube, das ist ein Grund, warum die Leute sich an das Toilettenpapier halten, denn das ist ein Mittel, Ekel zu vermeiden.“

Müssen wir in Corona-Zeiten zu Hause häufiger aufs Klo?

Nein, die Anzahl der Klo-Gänge hat wohl nichts mit den Hamsterkäufen von Klopapier zu tun. Ggf. ist es eine Frage der Ernährung. Es gibt aber das Phänomen, dass sich viele Menschen zu Hause am liebsten erleichtern. Nick Haslam, Professor für Psychologie an der Universität Melbourne, sagt gegenüber welt.de: „Die meisten Menschen fühlen sich beim Toilettengang wohler, wenn dieser in einer bekannten – und privaten – Umgebung geschieht.“

Darf ich mir Klopapier einfach so von der Arbeit mitnehmen?

Nein, natürlich nicht. Dies kann unter Umständen sogar zur Kündigung des Arbeitsverhältnisses führen.

Was kann ich als Alternative zum Klopapier nutzen?

Klar, Sie können einfach Küchten- oder Taschentücher nutzen. Einige nutzen auch alte Zeitungen. Wichtig dabei: Biite spülen Sie Feuchttücher, Küchenpapier oder auch feuchtes Toilettenpapier NICHT im Klo herunter, sondern entsorgen es bei Nutzung separat im Hausmüll. Die genannten Produkte haben die Eigenschaft, dass sie sich nicht auflösen. Es kommt daher zu Verstopfungen im Kanalnetz, die nur manuell behoben werden können. Die Stadtwerke Düsseldorf haben jüngst appelliert: „Bitte helfen Sie unseren Kolleginnen und Kollegen, indem Sie außer Toilettenpapier keine anderen Hygieneartikel in die Toilette werfen!“

Was sollte ich statt Klopapier in Krisenzeiten viel sinnvoller zu Hause vorrätig haben?

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät, immer einen Vorrat für zehn Tage vorrätig zu haben. Dabei geht es aber um echte Lebensmittel oder Medikamente – keinesfalls um Klopapier. Was Sie auf jeden Fall zu Hause haben sollten, haben wir für Sie in einem gesonderten Artikel zusammengestellt.

Was wird in der Corona-Krise denn das neue Klopapier?

Hierzu hat Andreas Simmel, Geschäftsführer der Edeka-Simmel-Märkte in Bayern, eine klare Meinung. Bei sueddeutsche.de sagt er: Er gehe davon aus, dass Hefe das neue Klopapier werde, da die Menschen zu Hause Brot backen würden.