Bürgerkrieg in SyrienHunderttausende Tote, doch Diktator Assad macht einfach weiter

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Syriens Diktator und die First Lady: Baschar und Asma al-Assad. Im August 2018 wurde bekannt, dass Asma an Brustkrebs erkrankt ist. Wie es heißt, hat sie die Krankheit aber überstanden.  

von Maternus Hilger (hil)

Damaskus – Es war eine Zeit des Aufbruchs. Als Anfang 2011 der Funke des Arabischen Frühlings auf Syrien übersprang, keimte auch hier für kurze Zeit ein wenig Hoffnung auf mehr Freiheit auf.

Heute, zehn Jahre später, liegt das Land in Schutt und Asche: Hunderttausende Syrer haben seitdem ihr Leben verloren, weil ein Mann einen unerbittlichen Vernichtungskrieg gegen sein eigenes Volk führt: Diktator Baschar al-Assad. Einst galt er als Hoffnungsträger.

Syrien leidet: Diktatur des Assad-Clans geht unverändert weiter

Wer ist dieser Mann, in dessen Land Folter, Hinrichtungen, Vergewaltigungen und Vertreibungen an der Tagesordnung sind? Der heute 55-jährige Diktator ist das Oberhaupt des Assad-Clans, der seit 1971 in Syrien den Ton angibt. Gründer der Schreckens-„Dynastie“ war der Offizier Hafiz al-Assad, sein durch einen Putsch an die Macht gelangter Vater.

Hafiz regierte das Land mit eiserner Hand bis zu seinem Tod im Alter von 69 Jahren im Jahr 2000 – pompöser Personenkult inklusive. Er installierte eine Familiendiktatur mit mafiösen und korrupten Strukturen, die sich auf einen allgegenwärtigen Geheimdienst- und Polizeiapparat und Vasallen beim Militär stützt, die (wie die Assads) meist der alawitischen Muslim-Minderheit angehören.

Syrien im Bürgerkrieg: Assad baut auf breites Netz an Familienangehörigen

Es ist ein weit verzweigtes Netz von Familienangehörigen, das auch in der Wirtschaft des Landes die Fäden zieht – und den Assads Reichtum und Wohlstand bescherte. Hier sind insbesondere Mitglieder der mütterlichen Verwandtschaftslinie von Syriens Diktator aktiv – die Makhloufs.

So galt Rami (51), der Cousin des Machthabers und einer der reichsten Männer Syriens, lange als Bankier des Regimes. Der heute in Dubai lebende Milliardär scheint jedoch in Ungnade gefallen zu sein. Die Hintergründe sind unklar.

Syriens Machthaber: Assads Bruder schoss seinem Schwager in den Bauch

Über eine ganz besondere Schlüsselstellung verfügt Baschars jüngerer Bruder Mahir. Der 53-jährige Generalmajor, Kommandant der Präsidentengarde und Armee-Kommandeur, ist die rechte Hand des Diktators. Er wird als kaltblütig und skrupellos beschrieben.

So soll er seinem Schwager, dem Mann seiner Schwester Buschra, bei einem Streit 1999 in den Bauch geschossen haben. Den Familienfrieden scheint das jedoch nicht getrübt zu haben. Buschra (60) gehört nach wie vor zum innersten Machtzirkel, sie übt großen Einfluss auf ihren Bruder aus.

Syrien seit Jahrzehnten eine Diktatur – Baschar al-Assad wurde vom Arzt zum Schlächter

Als Kronprinz war Baschar eigentlich nicht vorgesehen, sondern sein ältester Bruder Basil. Er studierte Medizin, zunächst in Damaskus und dann in London, wo er sich zum Augenarzt ausbilden ließ. Doch dann starb Basil 1994 im Alter von 31 Jahren bei einem Autounfall.

Nach Damaskus zurückbeordert, wurde Baschar umgehend für die Thronfolge gedrillt. Die Krönung erfolgte 2000, und mit ihr verknüpften viele Syrer die Hoffnung auf Reformen – eine kurze Zeit der Entspannung, die als „Damaszener Frühling“ in die Geschichte einging.

Syrische Herrscherfamilie Assad: Asma war Finanzanalystin bei der Deutschen Bank

Für das zunächst positive Image des mit 34 Jahren noch jungen Präsidenten sorgte nicht zuletzt seine attraktive Frau Asma – die Tochter einer Diplomatin und eines Arztes aus Syrien – die er in London kennengelernt hatte und die ihm drei Kinder schenkte.

Geboren und aufgewachsen in London, hatte die heute 45-jährige Emma (so ihr Spitzname) als Finanzanalystin bei der Deutschen Bank und JP Morgan eine glänzende Karriere gemacht – eine moderne Frau, die im Westen mit Lobeshymnen überschüttet wurde.

Stets elegant gekleidet und wortgewandt, gibt sie sich bis heute ganz als die fürsorgliche Landesmutter – einst in der „Vogue“ sogar als „Rose der Wüste“ gefeiert. Die schöne Fassade begann aber schnell zu bröckeln, als bekannt wurde, dass sie Unsummen für Luxusartikel ausgibt, während es dem eigenen Volk am Nötigsten fehlt.

Syriens First Lady der Hölle: Asma al-Assad

Das Traumpaar mutierte zum Albtraumpaar, Asma wurde zur „First Lady der Hölle“. Denn ihr Mann knüpfte nahtlos an die Unterdrückungspolitik seines Vaters an. Für eine Demokratie sei sein Land nicht reif, ließ er verlauten. Klar, es gab und gibt noch Wahlen in der „Volksrepublik“ Syrien, doch die ähneln denen in Lukaschenkos Belarus. Die Sieger sind immer Assad und seine Gefolgsleute. 

Wessen Geistes Kind er ist, demonstrierte er gleich zu Beginn des Jahres 2011. Als im Februar in Daraa einige Kinder Protestparolen an die Wände ihrer Schule sprühten, mobilisierte Assad seine Geheimdienst-Schergen. Die Kinder wurden verhört und gefoltert.

Syrien: Städte und Regionen verwüstet, Assad führt kein Ende herbei

Die Nachricht von dem brutalen Vorgehen verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Lande – aus friedlichen Protesten gemäßigter Kräfte entwickelte sich ein Flächenbrand – der Auftakt eines mörderischen Bürgerkrieges, der von beiden Seiten bis heute mit äußerster Brutalität geführt wird und bei dem radikale Islamisten wie die Terroristen vom „Islamischen Staat“ mitmischen.

Ganze Städte und Regionen wurden verwüstet, ihre Einwohner massakriert oder vertrieben, Frauen vergewaltigt und versklavt. Auch Giftgas wurde bedenkenlos eingesetzt. Und Assad und sein Clan? Sie rühren keinen Finger, um das Morden zu stoppen. Stattdessen lässt Assad schöne Bilder von sich und seiner Familie in Damaskus produzieren.

Assad-Clan in Syrien: Verbrechen bleiben ungesühnt

Wie viele Opfer der Krieg bisher forderte, lässt sich schwer schätzen. Die Rede ist von mehr als 450.000 Toten, dazu kommen Millionen Flüchtlinge. Internationale Proteste und Sanktionen wie eingefrorene Konten im Ausland lassen die Assads kalt, die fürchten müssten, als Kriegsverbrecher zur Verantwortung gezogen zu werden.

Oft standen sie schon mit dem Rücken zur Wand, doch dank der massiven militärischen Unterstützung von Kreml-Chef Putin und der Milizen aus dem Iran sind die meisten Teile des Landes wieder unter ihrer Kontrolle.