„Hart aber fair“ zum IslamEnissa Amani redet sich um Kopf und Kragen

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Enissa Amani

Köln – Enissa Amani war sauer, so sauer, dass ihr kaum einer folgen konnte, so schnell sprach sie. Auch sie konnte sich selbst manchmal nicht mehr folgen, so schien es.

Ihre Gedanken überschlugen sich, waren erst auf Sizilien und dann auf Kuba, beim Judentum, dann bei radikalen Christen in den USA. Ihre Argumentationskette brach, sie strauchelte.

„Hart aber fair“-Sendung diskutiert über den Islam

Amani war am Montag Gast der Sendung „Hart aber fair“, in der die Frage diskutiert wurde: „Islam ausgrenzen, Muslime integrieren – Kann das funktionieren?“

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Moderator Frank Plasberg lud neben Amani noch Grünen-Politiker Cem Özdemir, CSU-Politiker Joachim Herrmann, Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad und Streetworkerin Du' A Zeitun zum Talk ein.

Enissa Amani redet sich um Kopf und Kragen

Schnell stellte sich heraus, dass Amani zwar rege und häufig an der Diskussion teilnahm – die anderen Gäste und sogar Moderator Plasberg teilweise unterbrach – sich dabei jedoch um Kopf und Kragen redete.

„Seit 9/11 wird in den Medien gegen Muslime gehetzt“, beschwerte sich die 36-Jährige.

Sie beklagte sich außerdem darüber, dass der Amokfahrer Jens R. in den Meldungen als „psychisch gestört“ bezeichnet werde, diese Bezeichnung aber nicht bei den Anschlägen benutzt werde, die der Islamische Staat für sich reklamiert.

„Ich lese Ihr Buch ganz bestimmt nicht!“

Den Tötungsversuch gegen eine 17-Jährige Frau, die als Flüchtling aus Libyen nach Deutschland gekommen war, wollte sie nicht als versuchten Ehrenmord verstanden wissen.

Hamed Abdel-Samad, der sich kritisch gegenüber Teilen der in Deutschland lebenden Muslime und Deutschland als aufnehmendes Land äußerte, bekam von Amani eine trotzige Antwort entgegengeschleudert: „Ich lese Ihr Buch ganz bestimmt nicht!“

Auftritt sorgt für Shitstorm im Netz

Einhellige Meinung der anderen Studiogäste: Die Komikerin positioniere die in Deutschland lebenden Muslime ständig in der Opferrolle, anstatt auch diesen eine Mitverantwortung zu geben. 

Moderator Plasberg schien früh zu ahnen, dass Amani, würde sie so weitermachen, als Lachnummer des Abends herausgehen würde. Er versuchte, Amani zu beruhigen. Umsonst.

Im Netz machte sich schnell ein Shitstorm bereit. Credo der Genervten: Hätte man nicht einen fähigeren Gast einladen können?

Doch Amani sagte auch den wichtigsten Satz

Doch Amani, eine Komikerin, positioniert neben einem Politologen, einem Minister, einer studierten Theologin und einem Bundestagsabgeordneten, sagte auch den wichtigsten Satz in dieser Islamdiskussion: „Wir kreieren uns ein großes Feindbild, anstatt dass wir uns auf kleine radikale Gruppen konzentrieren.“

Als Herrmann sie väterlich-belehrend unterbrechen wollte, hielt Amani ihm entschlossen entgegen: „Nun lassen Sie mich einmal ausreden. Sie waren ja gerade dran.“

Um ihn dann zu fragen, wie er als Christdemokrat in seinen Positionen so stark von christlichen Werten wie der Nächstenliebe entfernen könne. Dafür gab’s den lautesten Applaus der Sendung.

Keine Werbung für den Islam

Ihr ständiges Dazwischenquatschen und Auf-dem-Stuhl-Herumgewippe ließen sie dann leider aber doch nicht so sympathisch erscheinen, wie es ihre Positionen hätten tun können.

Es bleibt der Eindruck: Durchdachte Argumente hätten der Entertainerin gut getan. So dürfte ihr Auftritt nicht wirklich als Plädoyer dafür herhalten, warum der Islam zu Deutschland gehört.

(jle/mah)