Peter M. (46) vor GerichtLehrer ließ sich bei Sex mit Schülerin (14) siezen

Er ist verheiratet, Vater dreier Kinder. Er sollte seinen Schülern Mathe und Bio beibringen. Aber Peter M. (46), Lehrer am Albrecht-Thaer-Gymnasium (Stellingen), nutzte die Schwärmerei einer 14-Jährigen aus und begann eine Beziehung mit dem sexuell unerfahrenen Mädchen. Im Prozess wegen des Missbrauchs von Schutzbefohlenen wurden die bizarren Liebesschwüre verlesen, die der Familienvater der 14-Jährigen auf Facebook schrieb.

Der Angeklagte, volles Haar, attraktives Gesicht, Ehering, legt zum Prozessauftakt überraschend ein Geständnis ab. Er hatte bislang nur „ein paar Küsse“ eingeräumt. Aber neue DNA-Spuren aus seinem Auto lassen ihm keinen Spielraum mehr. Die Affäre dauerte von Februar bis November 2011. Die Staatsanwaltschaft hat zwölf Fälle von Missbrauch angeklagt.

„Sie schrieb auf den Gehweg: ,Herr M. ich liebe Sie‘“

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Peter M. erzählt im Gericht, wie Sarah (Name geändert) ihn schon in der 7. Klasse angehimmelt habe: „Sie schrieb auf den Gehweg: ,Herr M. ich liebe Sie‘“. Auch später, während der Affäre, wird Sarah stets beim respektvollen „Sie“ bleiben.

Vor Gericht spricht Peter M. zunächst mit fester Stimme. „Es gibt ja immer Schülerinnen, die verliebt in einen sind“, verkündet er selbstbewusst. „Ich habe das immer ignoriert. Nach ein paar Monaten war das immer vorbei.“ Aber Sarah sei hartnäckig gewesen: „In der 8. Klasse wurde es immer schlimmer, sie stand jede Pause vor dem Lehrerzimmer.“ Im Oktober 2010 lädt Sarah ihren Lehrer zu Facebook ein. Die ersten Chats sind harmlos. Die Schülerin fragt ihren Mathelehrer nach dessen Lieblingskuchen und postet kleine Rätsel.

„Ich weiß gar nicht, ob ich das am Montag aushalten kann, dich zu sehen und nicht zu berühren“

Ab Februar 2011 wird der Ton des Lehrers anzüglicher: „Hab dich gar nicht in der Pausenhalle gesehen, war ein komisches Gefühl, dich heute gar nicht zu sehen.“ Ein paar Tage später, nach den ersten Küssen im Niendorfer Gehege, gibt Peter M. richtig Gas: „Ich weiß gar nicht, ob ich das am Montag aushalten kann, dich zu sehen und nicht zu berühren“, schreibt der Angeklagte. „Das wird mir genauso gehen, Herr M.“, antwortet die Schülerin. „Ich brauche Sie so sehr.“ Der Bio-Lehrer turtelt weiter: „Ich freue mich, dich am Montag aus der Ferne zu sehen. Vielleicht kann ich auch mal deine schönen Augen sehen.“ Im Gericht wird seine Stimme brüchig: „Im Februar merkte ich, es ist zu viel, ich habe mich in sie verliebt.“

Im März 2011, während der Frühjahrsferien, mietet Peter M. eine Souterrainwohnung am Lokstedter Weg (Eppendorf) an. Befristet. Dem Vermieter tischt er auf, er brauche die Wohnung für einen Besuch seiner Schwiegereltern. Tatsächlich kommt es hier zum ersten Mal zu Sex zwischen der 14-jährigen Sarah und dem 45-jährigen „Herrn M.“. Sie ist noch Jungfrau. „Diese drei wundervollen Tage mit dir werden immer in meinem Herzen sein“, schmachtet Peter M. danach im Chat. Sarah schreibt mit der ganzen schwärmerischen Kraft ihrer 14 Jahre: „Ich muss Tag und Nacht an Sie denken, bitte kommen Sie morgen, sonst ist mein Tag verloren.“ Der Lehrer: „Dein Foto ist auf meinem iPod, ich höre immer das Lied von Xavier Naidoo: Ich kenne nichts, das so schön ist wie du.“

Sie hatten Sex in seinem Auto

In den folgenden Monaten haben der Familienvater und seine Schülerin mehrfach Sex in seinem Auto, er fährt dazu in Parkhäuser, etwa das vom UCI Othmarschen. „Ich werde dich nicht verlassen, bevor wir nicht 1000 Filme zusammen gesehen haben“, schreibt er. Im Kino war es zu den ersten sexuellen Kontakten gekommen.

Die verliebte Schülerin schreibt schwärmerische Chat-Einträge: „Ein Junge in meinem Alter könnte mich nie so glücklich machen wie Sie.“ Und der Lehrer fleht: „Bitte lass mich nicht alleine, wir werden jeden Augenblick leben. Carpe diem, wie der Lateiner sagt. Dein dich liebender Herr M./Peter.“

„Bitte, bitte beenden Sie das nicht“

Im Mai 2011 versucht Peter M. offenbar, sich zurückzuziehen. Sarah reagiert verzweifelt: „Bitte, bitte beenden Sie das nicht“, schreibt sie im Chat. „Ich weiß selbst am besten, was für mich gut ist. Ich weiß, dass ich mit Ihnen keine normale Beziehung führen kann, weil Sie ein Lehrer sind.“ Die Affäre dauert an.

Im Sommer liest Sarahs ältere Schwester zufällig die Liebesschwüre des Lehrers auf Facebook. Sie informiert die Schulleitung. Peter M. wird suspendiert, die Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen auf.

„Ich bin so gut wie tot. Die Polizei war hier“, schreibt er am 11. August 2011 panisch an seine Geliebte. Sarah beteuert: „Ich bin selbst geschockt, das kam nicht von mir. Schreiben Sie nicht mehr, die Polizei liest mit.“

Unfassbar: Peter M. macht weiter, passt Sarah im September, an ihrem 15. Geburtstag, ab. Diesmal bringt er sie sogar in sein Haus, schläft mit ihr in seinem Ehebett. Strafrechtlich ist das nicht mehr „Missbrauch von Schutzbefohlenen“, sondern „Missbrauch von Jugendlichen“, da Sarah nicht mehr seine Schülerin ist.

Peter M. wird voraussichtlich seinen Beamtenstatus verlieren. Ihm droht eine Haftstrafe. Das Urteil ergeht am 13. April.