Zwei Beben in zwei TagenWie gefährlich ist der Eifel-Vulkan wirklich?

Vulkan

Könnte so ein Vulkanausbruch am Laacher See aussehen? Nach den gehäuften Erdbeben der letzten Tage haben manche Menschen in der Eifel Angst (Symbolbild).

Maria Laach – Es ist Dienstagmorgen gegen 5.15 Uhr, als bei Beatrix Halter (59) im Örtchen Kobern-Gondorf die Gläser in den Schränken klirren. Schon in der Nacht zuvor hat die Erde gebebt.

Nur 17 Kilometer von dem Eifelörtchen entfernt liegt der Laacher See, ein Vulkan, der zuletzt vor rund 13.000 Jahren ausbrach. Forscher haben vor kurzem festgestellt, dass es unter dem Gewässer Magma-Aktivität gibt (hier mehr lesen). Jetzt auch noch mehrfache Beben. Was brodelt da?

Beben am Vulkan Laacher See

Beatrix Halter zum EXPRESS: „Diejenigen, die um die Uhrzeit noch schliefen, haben gar nichts bemerkt.“ Kein Wunder: Das zweite Beben hatte nur noch die Stärke 2,5 auf der Richterskala. Das erste vom Montag hingegen war mit 2,8 das heftigste seit November 2012.

Beben am Laacher See brachte Sittiche zu Fall

Anwohner hatten von Wellensittichen berichtet, die von den Stangen fielen (hier nochmals alles zu dem ersten Erdbeben am Montagmorgen in der Eifel nachlesen). Was braut sich da zusammen?

„Nicht nur schwarmartige Erdbeben könnten Vorboten eines Vulkanausbruchs sein“, sagt Prof. Dr. Torsten Dahm (63), Erdbeben- und Vulkan-Experte am Geoforschungszentrum Potsdam, zum EXPRESS.

Es gebe noch weitere Hinweise. Doch die würde niemand regelmäßig kontrollieren. „Aus dem Boden entweicht in vulkanischen Regionen auch jede Menge Kohlenstoffdioxid  - vermengt mit Helium, Schwefeldioxid und anderen Gasen, die aus großer Tiefe nach oben steigen.“

Ändere sich etwas an der Zusammensetzung dieser Gase, könne dies ein Zeichen für Magmabewegung von unten nach oben sein.

„Ein klares Warnsignal!“ Jedoch: In der Vulkanregion Eifel gebe es keinerlei kontinuierliche Überwachung dieser Gasabflüsse.

Gasaustritte am Laacher See 

Warum? „Ein entsprechendes Monitoring ist anspruchsvoll. Aber machbar und wäre mit technischer Ausstattung möglich wie am Ätna.“

Es gibt aber noch eine zweite Art von Beben in der Eifelregion, auf die sich jetzt eine ganze Gruppe von Karlsruher, Potsdamer und NRW-Forschern fokussiert hat.

Für ihre Studie installierten die Wissenschaftler seismische Messnetze in Rheinland-Pfalz und angrenzenden Gebieten und registrierten erstmals seit 2013 tiefe und tieffrequente Erdbeben unter der Osteifel, so genannte „Deep-Low-Frequency“-Erdbeben (kurz DLF).  

Spannungen im Ober- und Niederrheingraben

„Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren vier räumlich eng begrenzte Gruppen solcher DLF-Erdbeben in der Osteifel nachgewiesen“, sagt Studienleiter Dr. Martin Hensch vom Verbund der Landeserdbebendienste. Die für den Menschen nicht wahrnehmbaren Mini-Beben gelten als Hinweis auf die Bewegung magmatischer Gase und Flüssigkeiten in großer Tiefe. 

„Unter aktiven Vulkanen, beispielsweise auf Island, in Japan oder Kamtschatka, lassen sich solche Erdbeben regelmäßig beobachten.“

Ursachen der spürbaren Eifel-Beben hingegen – also jenen, die Beatrix Halters Gläser klirren ließen – sind Spannungen in Ober- und Niederrheingraben. Die wiederum werden durch die tektonischen Verschiebungen der weit entfernten kontinentalen Plattenverschiebungen ausgelöst.

Die Kölner Bucht und ihre Erdbeben

Die Eifel gehört zum Erdbebengebiet Kölner Bucht, deren Erdbeben letztlich dadurch verursacht werden, dass die afrikanische Platte südlich von Italien gegen die eurasische Platte drückt. Dieser Druck wird über weite Strecken weitergeleitet. In so genannten Schwächezonen wie der Kölner Bucht entladen sie sich dann als Erdbeben.

Letzter Ausbruch des Vulkans: vor 12.900 Jahren

 Zuletzt brach der Lacher See-Vulkan vor 12.900 Jahren aus. Experten gehen davon aus, dass die Befüllung der oberen Magma-Kammer unter dem Gewässer etwa 30.000 Jahre gedauert haben könnte, bevor es zum Ausbruch kam. Mit etwas Glück könnte der nächste Ausbruch noch etwas auf sich warten lassen.