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Vor 25 JahrenWie Amazon zu einer der erfolgreichsten Firmen der Welt wurde

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Dieses Foto zeigt das erste Büro des US-amerikanischen Onlineversandhändlers Amazon. Noch ganz schön bescheiden...

von Marie Schäfers (mjs)

Seattle – Wann haben Sie es zuletzt getan? In der Hochphase der Corona-Pandemie gar öfter als sonst? Es ist praktisch, es gibt fast alles, es wird geliefert. Bei Amazon zu bestellen fällt leicht. In Zeiten, als die meisten Geschäfte geschlossen hatten, gab’s kaum Alternativen. Dass man so nicht den regionalen Handel stärkt?

Klar. Dass so nicht die Steuereinnahmen in Deutschland sprudeln? Auch. Und die Mahnungen von Gewerkschaften, dass die Arbeitsbedingungen dort nicht immer rosig sind? Kennt man – und legt doch wieder Artikel in den Warenkorb. Dabei ist der Onlineversand nur eines der vielen Spielfeldern des Riesen.

Jeff Bezos: Vom Wolkenkratzer zurück in die Garage

Die Geschichte des größten Online-Händlers begann eigentlich sogar schon vor 26 Jahren – in einer Garage in Seattle. Mit 30 hatte Jeff Bezos schon eine steile Karriere an der Wall Street hinter sich, viel Geld in der Tasche, aber auch noch viele Ideen im Kopf. Die Finanzwelt war ihm zu öde.

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Zusammen mit seiner Ehefrau MacKenzie haut er an der Wall Street in den Sack und tauscht sein Büro in einem New Yorker Wolkenkratzer gegen die Garage. „Unsere Vision ist es, das kundenorientierteste Unternehmen der Welt zu sein, wo Menschen alles finden können, was sie im Internet kaufen wollen“, lautet Bezos’ Leitbild.

Aus einem Bücherversand wird ein Mega-Unternehmen

Aber erstmal sollte es Bücher geben. Es dauert aber bis zum 16. Juli 1995, bis das erste Exemplar im Netz von den beiden an einen externen Kunden verkauft wurde. Was mit diesem einen Buch vor 25 Jahren begann, entwickelte sich über die Jahre zum größten Internetkaufhaus der Welt.

Und heute ist Amazon viel mehr als das. Mit seinen Cloud-Services, die etwa Start-ups IT-Anwendungen und Speicherplatz im Netz bieten, hält das US-Unternehmen unzählige Firmen auf der Welt am Laufen. Und sogar ganze Staaten „lagern“ in diesen Clouds ihre Daten. Mit Whole Foods betreibt der Konzern zudem seine eigene US-Supermarktkette mit stationären Märkten, die dort den etablierten Händlern mächtig Konkurrenz machen.

Amazon ist virtueller Marktplatz, Streamingdienst und Co.

Und Amazon hat seinen virtuellen Marktplatz für Drittanbieter geöffnet, kassiert dabei kräftig mit.

Aber Bezos gibt sich damit nicht zufrieden: Im Streaming-Geschäft versucht Amazon mit seinem Prime-Dienst Marktführer Netflix Konkurrenz zu machen; mit dem Aufbau einer eigenen Lieferlogistik setzt der Konzern Paketzusteller wie UPS, Fedex oder DHL unter Druck. Und niemand weiß, welche Branchen sich dieser Mann als nächstes vorknöpfen wird...

Was Corona bei Amazon alles verändert

Seit der Coronakrise stiegen die Börsenkurse zunächst stetig. Die Pandemie zeigte noch einmal sehr deutlich, wie sehr Amazon schon in unser Leben integriert ist. Aber es gibt auch erste Probleme im Versandhandel. Das fällt allerdings nicht so ins Gewicht, das große Geld wird ohnehin an anderer Stelle im Unternehmen gemacht.

Und die Amazon Web Services (AWS) werden in Corona-Zeiten auch immer wichtiger, Daten (und der Speicherplatz dafür) sind heute so wertvoll wie der Fund einer neuen Ölquelle vor 60 oder 70 Jahren.

Amazons Macht ist vielen suspekt

Diese gigantischen Machtkonzentration ist es, die Amazon abseits der Börse längst nicht nur Fans einbringt. Dem Konzern wird vorgeworfen, mit seiner großen Marktmacht und seinen Niedrigpreisen den Einzelhandel zu zerstören.

Das Unternehmen kennt unsere Bestellvorlieben, weiß also fast alles von uns. Und kann mit diesen Daten handeln. Außerdem ist der Transport der vielen Waren rund um den Globus auch nicht gerade klimafreundlich. Und doch wird man den Riesen Amazon nicht am Weiterwachsen hindern können. Coronakrise hin oder her.

Amazon: Auf der Suche nach dem Namen

Das von Bezos gegründete Unternehmen hieß zunächst Cadabra. Laut seiner Biographie „Der Allesverkäufer“ von 2013 klang ihm das aber zu sehr nach Kadaver. Ursprünglich wollte er es Relentless nennen (englisch für „unbarmherzig“, „unerbittlich“, „gnadenlos“); Freunde sollen ihm davon abgeraten haben. Die Website www.relentless.com ist bis heute Amazon zugeordnet.

Den Namen Amazon wählte Bezos schließlich, weil er unbedingt ein Wort nutzen wollte. das sein Unternehmen in alphabetischen Registern ganz vorne auftauchen lassen würde. Der Name des wasserreichsten Flusses der Erde erschien ihm da passend.

Das erste Buch, das bei Amazon verkauft wurde

Das erste, im Juli 1995 auf der nagelneuen Internetplattform verkaufte Buch war „Fluid Concepts and Creative Analogies“ des US-Physikers Douglas R. Hofstadter. Heute ist ein Exemplar davon am Eingang des Amazon-Hauptgebäudes in Seattle ausgestellt. Bezos lud danach 300 Freunde und Bekannte ein, um seine Schöpfung zu testen.

Es begann mit einem nicht gerade mainstreamtauglichen Buch, heute verschickt Amazon nahezu alles.

In den ersten vier Wochen verschickte das Unternehmen Bücher an Kunden in allen 50 US-Bundesstaaten und in mehr als 45 weiteren Länder, im zweiten Monat lag der wöchentliche Umsatz bereits bei über 20.000 US-Dollar (17.663 Euro). 1997 schaffte man jährlich schon 147,8 Millionen Dollar Umsatz (knapp 130 Millionen Euro).

Amazon: Die wahren Goldgruben des Unternehmens

Die größten Gewinne hat Amazon vor allem einer Sparte zu verdanken: dem Cloud-Geschäft. Das ist eine wahre Gelddruck-Garantie, dort werden nur 13 Prozent der Umsätze gemacht, aber mehr als die Hälfte des Gewinns.

Es geht um die sogenannten „Amazon Web Services“ (AWS), die ein echter Kassenschlager sind. Populäre Dienste wie Dropbox, Netflix, Reddit, aber auch viele andere große Firmen greifen auf die Server und Speicher zu.

Das macht vor allem die Börsianer heiß auf die Amazonaktien, denn sie wissen, dass diese Webservices immer stärker nachgefragt werden. Aber auch das breite Film- und Musik-Streaming-Angebot steigert den Gewinn enorm. Weltweit gibt es über 150 Millionen Abonnenten für das Prime- Angebot.

Jeff Bezos: Der reichste Mann der Welt und seine Scheidung

Jeff Bezos (56) ist die reichste Person der Welt. Geschätztes Vermögen: 121 Milliarden US-Dollar (106 Milliarden Euro). Dabei musste er vor Kurzem erst ein stolzes Sümmchen an seine Ex abtreten. 25 Jahre waren Jeff und MacKenzie Bezos (50) verheiratet, die beiden haben vier Kinder.

Dann kam das Aus, weil Bezos eine Affäre mit der Journalistin Lauren Sanchez (50) hatte. Die finanzielle Vereinbarung nach der Scheidung: MacKenzie überließ ihrem Ex 75 Prozent der Amazon-Aktien – und zusätzlich die Stimmrechte ihrer Papiere. Damit verhinderten die beiden eine Machtverschiebung bei Amazon. Dafür gab es Bares und Immobilien, deren Wert MacKenzie mal eben gleich auf der Liste der reichsten Frauen auf Platz 4 katapultierte.

Beide verlieren bis heute kein böses Wort übereinander. Die beiden hatten sich bei der New Yorker Investmentfirma D. E. Shaw kennengelernt, er war Vizepräsident, sie Sekretärin (ein Nebenjob, um ihre Karriere als Buchautorin zu finanzieren). MacKenzie hatte Jeff beim Aufbau von Amazon intensiv unterstützt.

Die Probleme des großen Corona-Erfolges

Das gigantische Bestllungs-Plus in Corona-Zeiten hat aber auch beim Giganten Amazon für Probleme gesorgt. Weil die Logistikkapazitäten nicht ausreichten, musste das Unternehmen Prioritäten setzen – und das hatte deutlich längere Lieferzeiten als gewönlich zur Folge. Das beeinträchtigt vor allem die Händler, die Amazon als Marktplatz nutzen.

Die trauten sich aber oft nicht mal, offen Kritik zu äußern – zu groß die Angst, dass man die Plattform dann nicht mehr nutzen dürfte. So sieht beängstigende Marktmacht aus. Zudem gab es in den Warenlagern in den USA auch einige Corona-Ausbrüche, was die Lieferschwierigkeiten nochmals intensivierte.