Skandal-Richtlinien in EuropaJetzt sollen Dicke behördlich ermittelt werden

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In Dänemark sorgt ein Richtlinien-Entwurf über Übergewichtige derzeit für mächtig Gesprächsstoff. Das Symbolfoto entstand im August 2016 in Deutschland.

von Niklas Brühl (nb)

Köln – Diese neue Diät-Verordnung klingt wie aus einer  – schlechten – Komödie. In Dänemark wurde sie aber genauso von der Sundhedsstyrelse, der höchsten Gesundheitsbehörde, aufgesetzt.

Schwer übergewichtige Menschen sollen in Zukunft von kommunalen Mitarbeitern angesprochen – und zum Abnehmen aufgefordert werden.

Dicke Menschen sollen in Dänemark zur Diät aufgefordert werden

Die Mitarbeiter in den Kommunen oder anderen öffentlichen Diensten sollen sich also proaktiv in die Figur-Probleme der Bürger einmischen und ihnen eine Diät nahelegen.

Die Verordnungen wurden nun publik, da es bei einem Treffen von Allgemeinmedizinern, bei dem der Diät-Entwurf vorgestellt werden sollte, zu einem Eklat kam und viele Ärzte die Zusammenkunft entsetzt verließen. 

Dänemark möchte „Lebensstil-Intervention“ für Dicke einführen

Laut „Bild“ ist in dem Entwurf unter anderem zu lesen, dass „bei einem Verdacht der Bürger dazu aufgefordert werden kann, zum Arzt zu gehen. Andere kommunale Mitarbeiter können die Ermittlungsarbeiten unterstützen, zum Beispiel in Arbeitsagenturen, in Gemeindezentren und in Wohn- und Aktivitätsangeboten. Bei Bedarf sollten diese Mitarbeiter den Bürger dazu auffordern, mit dem Gesundheitszentrum Kontakt aufzunehmen, da eventuell ein Bedarf für eine „Lebensstil-Intervention besteht".

Eine Intervention wird sonst vorrangig für Alkohol- oder Drogenkranke abgehalten. Dabei versuchen Ärzte, Familienangehörige und Bekannte die betroffene Person zu einer Therapie zu bewegen.

Dänischer Arzt bezeichnet Richtlinien als „Hexenjagd“ 

In einem weiteren Abschnitt des Diät-Entwurfs heißt es außerdem, dass „es wichtig ist, junge Frauen mit Übergewicht zu ermitteln, bevor sie schwanger werden.“

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Viele Ärzte und Mediziner zeigten sich entsetzt von den angedachten Maßnahmen, so auch Dr. Rasmus Köster-Rasmussen, Sprecher des Ärzteverbandes: „Es ist einfach unethisch, Leute auf diese Art aufzusuchen. Das ist eine Hexenjagd. Schließlich können wir nicht einmal eine richtige Behandlung anbieten. Erwachsene wissen selbst, wenn sie zu dick sind.“ (nb)