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Serienkiller aus Nazi-ZeitTriebtäter schlug immer an Bahnstrecke in der Dunkelheit zu

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Serienkiller und Nazi: Paul Ogorzow missbrauchte 31 Frauen und tötete acht von ihnen. 

von Maternus Hilger (hil)

Berlin – Für die Ermittler blieb er lange ein Phantom. 1939 versetzte ein brutaler Sex-Gangster und Serienmörder die Berliner in Angst und Schrecken.

Es geschah immer entlang der S-Bahn-Strecke zwischen Rummelsburg und Friedrichshagen: Im Schutz der Dunkelheit überfiel und vergewaltigte er in Zügen und einer Laubenkolonie insgesamt mindestens 31 Frauen. Acht Opfer ermordete das „Tier von Rummelsburg“, wie der Killer bald genannt wurde. Sechs weitere verletzte er lebensgefährlich.

Paul Ogorzow: „Tier von Rummelsburg“ blieb lange ein Phantom

Trotz Großfahndung rund um die Uhr kam die Kripo dem Sex-Monster erst im Juli 1941 auf die Spur. Der brutale Mörder entpuppte sich als der Reichsbahner Paul Ogorzow (29) – ein überzeugter Nazi und SA-Mann, der glaubte, sein Parteibuch werde ihm schon den Hals retten. Er täuschte sich.

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1912 wird der Hilfsweichenwärter Paul Ogorzow in Ostpreußen geboren. Er ist ein „Volksgenosse“, wie ihn sich die Nazis wünschen: Parteimitglied, verheiratet, zwei Kinder, pflichtbewusst an seinem Arbeitsplatz, dem Betriebsbahnhof Rummelsburg – unter anderem zuständig für die Kontrolle von Weichen und Signallaternen entlang der Strecke.

Serienmörder Paul Ogorzow: Uniform diente ihm als Tarnung

Doch hinter der Maske des spießigen Nazis verbirgt sich eine widerliche Bestie, die ab August 1939 Frauen auflauert, sie missbraucht und grausam tötet.

Immer wenn es dunkel wird, schlägt er zu. Dabei hat er oft leichtes Spiel. In seiner Uniform kann er sich nämlich problemlos seinen Opfern nähern, die keinen Verdacht schöpfen, wenn er sie nach der Fahrkarte fragt.

Serienkiller Paul Ogorzow schlägt stets im Dunkeln zu

Ihm spielt in die Hände, dass seit Kriegsbeginn im September 1939 die Verdunkelungsverordnung zum Schutz vor Bombenangriffen in Kraft tritt. Nur wer unbedingt muss, ist spätabends noch im finsteren Berlin unterwegs. Auch in den S-Bahn-Zügen sitzen nur wenige Menschen – darunter oft Frauen allein in einem Abteil, die die Arbeit der „Männer im Felde“ machen müssen.

Die Zufallsopfer im Alter zwischen 20 und 46 Jahren haben keine Chance. Ogorzow schlägt sie brutal mit einem Bleikabel nieder, um sich dann an ihnen zu vergehen.

Anschließend wirft er sie aus der fahrenden S-Bahn. Zwei von ihnen, die wie durch ein Wunder den Sturz aus dem Zug mit schweren Verletzungen überleben, können später der Polizei erste Hinweise auf den Serientäter geben. Eine Eisenbahneruniform habe er getragen...

Nazi-Regime führt sich als Hüter von Recht und Ordnung auf

Ab jetzt läuft die Fahndungsmaschinerie auf vollen Touren. Auch der Druck von oben wächst. Das Volk soll nicht das Gefühl bekommen, dass die Polizei bei der Jagd nach dem Mörder versage.

Dass ausgerechnet das verbrecherische Nazi-Regime sich als Hüter von Recht und Ordnung inszeniert, entbehrt nicht eines gewissen Zynismus – angesichts des von Hitler und seinen Paladinen staatlich befohlenen Massenmordes an Millionen Menschen.

Suche nach Serienkiller: Reichsbahnmitarbeiter überprüft – ohne Erfolg

Die Fahnder geben ihr Bestes. Tausende Reichsbahnmitarbeiter werden überprüft, Doppelstreifen von Polizei und Parteiangehörigen im Gebiet der Tatorte auf Streife geschickt und die Bahnhöfe pausenlos observiert und kontrolliert. Außerdem fahren nächtelang Lockvögel in den Zügen mit – in der Hoffnung, so den Serienkiller zu fassen.

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Vergebens. Ogorzow tappt nicht in die Falle. Er mordet und vergewaltigt weiter, scheint sich ganz sicher zu fühlen. Eines Tages schaut er gelassen zu, wie der Metzger in der Straße, in der er wohnt, ein Fahndungsplakat nach dem Mörder ins Fenster hängt. Der ruft ihm zu: „Der wohnt vielleicht nebenan“. Fröhlich antwortet Ogorzow: „Da können se recht haben.“

Fall Paul Ogorzow: Zufall führt zum Durchbruch der Ermittlungen

Erst im Juli 1941 verhilft Kommissar Zufall den Sonderermittlern zum Durchbruch. Ein Kollege von Ogorzow beobachtet, wie dieser in der Nähe seines Arbeitsplatzes über den Zaun klettert und in der Laubenkolonie verschwindet. Weil ihm das suspekt vorkommt, zeigt er das bei der Kripo an.

Ogorzow, der am 17. Juli 1941 verhaftet wird, versucht noch, sich rauszureden. Er habe sich nur mit seiner Geliebten in der Laubenkolonie getroffen. Doch der Leiter der Mordkommission lässt sich nicht ins Bockshorn jagen – und greift am Ende zu einem ungewöhnlichen Mittel, um den Killer aus der Reserve zu locken.

Serienmörder Paul Ogorzow bekommt Totenschädel auf dem Tablett

In dem abgedunkelten Vernehmungsraum lässt er plötzlich einen grellen Lichtstrahl auf ein Tablett schicken, auf dem die präparierten Schädel einiger von Ogorzows Opfern liegen.

Das S-Bahn-Monster ist geschockt – und gesteht. Hass auf Frauen und Spaß am Töten gibt er als Motiv an.

Dreiste Ausrede: Serienkiller Paul Ogorzow gibt Juden die Schuld 

Vergeblich versucht er noch, um mildernde Umstände zu betteln. Dass er zum Mörder geworden sei, daran sei ein jüdischer Arzt schuld, Der habe seinen Tripper falsch behandelt, weil er gewusst habe, dass er Parteigenosse der Nazis war, behauptet er frech.

Ogorzow ist nicht nur ein perverser Mörder, sondern auch ein von der braunen Judenhasser-Ideologie durch und durch verseuchter Nazi gewesen.

Doch es gibt keine Gnade für ihn. Ein Sondergericht macht mit ihm kurzen Prozess. Als Mörder und „Volksschädling“ wird er zum Tode verurteilt und am 25. Juli 1941 in Berlin-Plötzensee mit der Guillotine geköpft.