RKI warnt vor VirusWest-Nil-Fieber: Weitere Infizierte, einige mit Hirn-Entzündungen

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Überträger des West-Nil-Fiebers: Eine Mücke der Gattung Culex hat es sich auf dem Arm eines Menschen gemütlich gemacht. Das Archiv-Bild entstand 2014 in Tansania (Afrika).

Berlin – In Deutschland haben sich weitere Menschen mit dem von Mücken verbreiteten West-Nil-Virus infiziert – überwiegend in Sachsen und in einem Fall in Berlin.

Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag berichtete, ist bei sieben Betroffenen in Leipzig der Nachweis geführt worden, nachdem sie Symptome einer Erkrankung gezeigt hätten. Bei je einer Person aus Berlin und Meißen sei die Infektion beim Test von Blut- oder Plasmaspenden entdeckt worden. Sowohl in Leipzig wie in Berlin gibt es den Angaben zufolge weitere Verdachtsfälle.

Am 3. September hatte das RKI die ersten vier Fälle des Jahres in Deutschland gemeldet. 

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West-Nil-Virus: Einige Infizierte entwickelten entzündliche Gehirn-Erkrankungen

Wie es weiter hieß, habe unter den Betroffenen zum Beispiel ein 76-jähriger Mann eine Enzephalitis entwickelt, zwei weitere Patienten – eine 32-jährige Frau und 85-jähriger Mann – eine Meningitis, beides entzündliche Erkrankungen des Gehirns. Keiner der Betroffenen habe von einer Reise berichtet, so dass von in Deutschland erworbenen Infektionen ausgegangen werde.

Erster Nachweis des West-Nil-Virus Mitte Juli 2020

In Deutschland wurde der erste Wildvogel Mitte Juli 2020 mit einer West-Nil-Infektion in dieser Mückensaison entdeckt.

Die Blaumeise sei im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick tot aufgefunden und im Landeslabor Berlin-Brandenburg untersucht worden, teilte die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz am Donnerstag, 16. Juli, mit.

Es sei der bundesweit erste Nachweis des Virus in dieser Mückensaison. Eine Mückenart (Gattung Culex) kann auch in Deutschland die Tropenkrankheit West-Nil-Virus auf Menschen übertragen...

RKI warnte schon im Juni 2020 vor Ausbreitung des West-Nil-Fiebers

Schon im Juni 2020 befürchtete das Robert Koch-Institut (RKI) erstmals offiziell eine Ausbreitung – und warnte davor. Denn das RKI hält Ansteckungen mit der Tropenkrankheit West-Nil-Fieber bei uns in Deutschland dauerhaft für möglich.

Erfahrungen mit dem Erreger in südeuropäischen Ländern ließen vermuten, dass sich das West-Nil-Fieber in Deutschland etablieren und wahrscheinlich weiter ausbreiten werde, heißt es jetzt im jüngsten Epidemiologischen Bulletin des Instituts. Vor allem längere Sommer mit hohen Temperaturen könnten zu einer verlängerten Saison und einer weiteren räumlichen Ausbreitung beitragen. Mit der Hitze naht also die Viren-Gefahr.

Wie kommt das West-Nil-Virus nach Deutschland?

Das West-Nil-Virus ist ein aus Afrika stammender Erreger, der durch Zugvögel auch nach Europa verbreitet wird:

  • Hauptsächlich wird das Virus von Stechmücken zwischen wildlebenden Vögeln übertragen.
  • An Vögeln infizierte Mücken können den Erreger aber auch auf Säugetiere – vor allem Pferde – und auf Menschen übertragen.
  • Im Gegensatz zu Vögeln können Pferde und Menschen aber nicht zu einer Virusquelle für Mücken werden.
  • Der Erreger kann in Deutschland von den weit verbreiteten Stechmücken der Gattung Culex übertragen werden.

Der Erreger sei offenbar in der Lage in Deutschland zu überwintern, heißt es im Bulletin. 2018 wurde das Virus bereits bei Vögeln und Pferden nachgewiesen. 2019 gab es in Ostdeutschland im Spätsommer erstmals fünf diagnostizierte Infektionen beim Menschen, die vermutlich auf Mückenübertragung im Inland zurückgingen.

West-Nil-Virus: Was sind die Symptome?

Da nur ein kleiner Teil der Infizierten Symptome zeigt und generell nur etwa einer von 100 Infizierten schwer erkrankt, geht das RKI von weiteren nicht-diagnostizierten Infektionen aus.

Achtung: Menschen in hohem Alter oder mit Immunschwäche gelten als besonders gefährdet.

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Nach einer Infektion entwickelt rund ein Fünftel der Infizierten eine fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung, die etwa drei bis sechs Tage andauert. Der Krankheitsbeginn ist abrupt mit folgenden Symptomen verbunden:

  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Kopf- und Rückenschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Lymphknotenschwellungen

In seltenen Fällen entwickelt sich sogar eine gefährliche Gehirnentzündung. Mit der Meldepflicht seit 2016 könnten nun wahrscheinlich auch überproportional häufig schwere Verläufe entdeckt werden, weil bei leichten Erkrankungen seltener eine Diagnostik im Labor eingeleitet werde.

Impfung gegen das West-Nil-Fieber?

Doch wie kann man nun verhindern, sich mit dem West-Nil-Virus zu infizieren? Fakt ist: Einen Impfstoff gibt es bisher nicht. Deshalb gilt Mückenschutz aktuell als bestes – und wohl einziges – Mittel. (dpa/dok/so)